Finanzen

Zentralbanken haben sichere Staatsanleihen durch Manipulation zerstört

Lesezeit: 2 min
05.07.2013 00:57
Bisher galten Staatsanleihen als eine langweilige, aber sichere Anleihe. Insbesondere Rentenfonds setzten auf Bonds im Hinblick auf einträgliche und erfolgversprechende Renditen. Heute ist im Grunde jedes Investment in Staatsanleihen eine gefährliche Zeitbombe. Draghi und Bernanke haben mit ihren Manipulationen den Markt zur Unkenntlichkeit verstümmelt.
Zentralbanken haben sichere Staatsanleihen durch Manipulation zerstört

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Allianztochter PIMCO, eine der bisher weltweit erfolgreichsten Investmentgruppen in Rentenfonds, verlor allein im Juni dieses Jahres Kundengelder in Höhe von 9,9 Milliarden Dollar. Bereits im Mai zogen die Anleger 1,3 Milliarden Dollar aus dem Fonds ab. Die indirekten Ankündigungen von Bernanke, die Fed könnte ihr Staatsanleihekaufprogramm alsbald einstellen, trugen auch zu dieser Entwicklung bei.

Verspekuliert hatte sich Bill Gross mit sogenannten inflationsgeschützten US-Staatsanleihen. Am Ende des ersten Quartals 2013 hatte Pimco über 33 Prozent seines Nettovermögens in Staatsanleihen investiert, einschließlich 52,9 Milliarden Dollar der traditionellen oder "nominal" Anleihen. Und 34,3 Milliarden Dollar in sogenannten TIPS, also inflationsgeschützte Staatsanleihen, so Bloomberg.  Jedoch ist die Inflation nicht stärker gestiegen als die – in diesem Fall – festgesetzten Zinserträge besagter TIP-Anleihen.

Doch es sind nicht nur die Investoren in den USA, die ihre Gelder aus bisher vermeintlich sicheren Anlagen in US-Staatsanleihen herausziehen. Auch der Bondsmarkt der Euro-Staatsanleihen steht unter Beschuss. Nur die Ansage von EZB-Chef Draghi, alles zu unternehmen, um den Euro zu schützen, hat bisher verhindert, dass die Zinsen für Staatsanleihen in der Peripherie nicht durch die Decke schossen. Es reicht allerdings ein kleiner Funke, wie etwa das drohende Auseinanderbrechen der Koalition in Portugal, um das wacklige Konstrukt im Euroraum zum Einsturz zu bringen (hier).

Mohamed El-Erian, Vorstandsvorsitzender von PIMCO, sagte bereits vor geraumer Zeit, dass er darauf verzichte, Euro-Anleihen der Peripherie zu kaufen. Dies dürfte nicht nur auf internationale Pensionsfonds wie PIMCO zutreffen. Daher sind es vor allem die Banken in den Ländern der „Wackelkandidaten“, die Staatsanleihen kaufen und damit ihre Bilanzen mit Schrottpapieren auffüllen. Die Banken ihrerseits betrachten den jeweiligen Staat als Haftungsinstanz. Dieser ist im Regelfall jedoch so hoffnungslos überschuldet, dass hier auf längere Sicht nur Schuldenschnitte helfen. Das trifft nicht nur auf Griechenland zu, sondern auch auf Portugal, Irland, Zypern und womöglich Italien und Spanien.

Das sind schlechte Nachrichten für den Steuerzahler. Denn bei einem Schuldenerlass für Griechenland, Zypern, Irland oder Portugal sitzen nicht nur die Anleger, sondern auch sie selbst ganz leicht mit im Boot. Startet die EZB ihr OMT-Programm, wird sie sich an einem derartigen Haircut beteiligen müssen. Denn anders als bei den vorherigen Anleihekaufprogrammen hat die EZB hier keinen bevorzugten Status mehr. Die Verluste, die die EZB dann hinnehmen müsste, müssten die Zentralbanken der Mitgliedsländer ausgleichen - und somit die Steuerzahler.

Eine weitere Problematik ist die tatsächliche Wirkung eines Haircuts. Im Falle Griechenlands wurde deutlich, dass ein Schuldenschnitt, von dem beispielsweise die staatlichen Institutionen ausgenommen sind, nicht ausreicht. Insofern werden bei einem neuen Schuldenschnitt angesichts der immensen Schulden auch bald diese Institutionen gezwungen sein, sich zu beteiligen. Auch das zahlt dann am Ende der Steuerzahler.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...