Politik

EU will Griechenland um jeden Preis im Euro halten

EU-Währungskommissar Rehn will die nächste Tranche in Raten auszahlen. Die EU versucht das Gesicht zu wahren: Die Griechen haben die geforderten Reformen nicht durchgeführt. Um das internationale Finanzsystem jedoch nicht zu gefährden, will die EU das Land um jeden Preis im Euro halten.
07.07.2013 01:07
Lesezeit: 1 min

Griechenland wird gerettet – um jeden Preis. Obwohl die Griechen die notwendigen Reformen für die Auszahlung der nächsten Tranche nicht in vollem Umfang eingehalten haben, will EU-Kommissar Olli Rehn die 8,1 Milliarden Euro in Raten auszahlen. Die Auszahlung könnte bis zu drei Monate später erfolgen. „Das ist eine Möglichkeit, steht aber noch nicht fest“, sagte Rehn. „Es hängt alles davon ab, ob Griechenland die an sie gestellten Anforderungen erfüllen kann.“

Durch die stückweise Auszahlung der Hilfsgelder soll der „Druck auf das Land aufrecht erhalten werden, um die Auflagen für einen Bailout durchzusetzen“, berichtet CNBC. Griechenland befindet sich im sechsten Jahr der Rezession. Viele Zahlungen von der EU sollen nicht mehr erfolgen, bis der Bailout Griechenlands im kommenden Jahr ausläuft.

Die EU wird Griechenland dann insgesamt 240 Milliarden Euro gezahlt haben, um den Euro zu retten.

Dabei wurden längst nicht alle Reformen auch durchgesetzt. Die Griechen sollten als Sparmaßnahmen 12.500 Beamten entlassen. Gerade mal 99 davon wurden tatsächlich von ihrem Posten enthoben (mehr hier). Um den aufgeblähten öffentlichen Sektor zu verkleinern, muss die Regierung auf insgesamt 150.000 Beamte verzichten.

Echte Konsequenzen haben die Griechen nicht zu befürchten. Die Troika hat Griechenland zwar zur Umsetzung der Reformen binnen drei Tagen aufgefordert. Bislang wurden die Tranchen an das Pleiteland jedoch immer ausgezahlt, wenn auch mit Verzögerung (hier).

Zudem droht in Griechenland ein Aufstand, wenn die Kürzungen extreme Ausmaße annehmen. Wie etwa bei der geplanten Schließung des staatlichen Senders ERT. Auf Druck der Bevölkerung und der Opposition musste Regierungschef Samaras die Schließung des Senders rückgängig machen, da die Regierung an den Rand des Zusammenbruchs über das Thema angelangt war (hier).

Durch eine verspätete Auszahlung der Tranche, erhalten die Griechen mehr Zeit. Die EU will jedoch vor allem sicherstellen, dass die Griechen weiter ihrem Schuldendienst nachkommen.

Denn ein Großteil des Geldes wird, wie schon bisher, nicht den Griechen zugute kommen, sondern für die Zinsen, Zinseszinsen und ein wenig sogar die Tilgung der immer weiter wachsenden Staatsschulden verwendet werden.

Die internationalen Gläubiger - allen voran die EZB - möchte nämlich keine Verluste realisieren.

Daher wird weitergezahlt.

Schließlich wandert das Geld ja in die eigene Tasche.

Und hier gilt: Lieber auf Raten als gar nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Immobilien
Immobilien Klimaanlage einbauen: Was Sie vor dem Kauf wissen müssen
02.07.2025

Die Sommer werden heißer – und die Nachfrage nach Klimaanlagen steigt. Doch der Einbau ist komplizierter, als viele denken. Wer nicht in...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerke: 220.000 neue Anlagen binnen sechs Monaten
02.07.2025

Mehr als 220.000 neue Balkonkraftwerke sind in Deutschland binnen sechs Monaten ans Netz gegangen. Während Niedersachsen glänzt, fallen...

DWN
Politik
Politik USA frieren Waffenlieferungen an die Ukraine ein – Prioritäten verschieben sich
02.07.2025

Die USA stoppen zentrale Waffenlieferungen an die Ukraine. Hinter der Entscheidung steckt ein geopolitischer Kurswechsel, der Europa...

DWN
Politik
Politik Stromsteuer: Kommt jetzt die Entlastung für alle?
02.07.2025

Die Stromsteuer spaltet das schwarz-rote Bündnis – und mit ihr die Frage, ob Bürger und Betriebe wirklich entlastet werden. Während...

DWN
Panorama
Panorama Hitzewelle in Deutschland: Temperaturen bis 40 Grad und drohende Unwetter
02.07.2025

Deutschland ächzt unter extremer Hitze, örtlich steigen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad. Experten warnen vor Unwettern, Waldbränden...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell stabil: Deutsche Goldinvestments erholen sich – wie Anleger jetzt reagieren sollten
02.07.2025

In den vergangenen Wochen war die Goldpreis-Entwicklung von Volatilität geprägt. Das ist auch zur Wochenmitte kaum anders: Obwohl sich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...