Finanzen

Goldman Sachs fordert beschleunigtes Geld-Drucken in Europa

Goldman-Sachs glaubt, dass die Krise nur durch noch mehr Geld im Markt zu lösen ist. Die Bank of England und die EZB sollten ihre Anstrengungen verstärken. Für Goldman ist der Ruf „Mehr Geld!“ alternativlos.
07.07.2013 01:01
Lesezeit: 1 min

Goldman Sachs verweist in einer Analyse auf die Möglichkeiten der Zentralbanken, bald wieder mehr Geld zu drucken. Nachdem die Zinsen der EZB voraussichtlich bis 2015 nicht mehr steigen werden, sei „die Wahrscheinlichkeit unkonventionellen Entlastung (Anm. „Easing“) bei der Bank of England höher“, sagte ein Analyst von der Investment Bank in einem Bericht über den globalen wirtschaftlichen Ausblick. Zusätzlich könnte auch die EZB binnen weniger Monate die Geldpresse wieder anwerfen.

Die Zentralbanken werden mehr Gelddrucken müssen, wenn „die Wirtschaft in den kommenden Monaten einen Rückschlag erleiden wird“, heißt es in dem Bericht. Das sei angesichts der unsicheren Lage der Weltwirtschaft „nicht ausgeschlossen“.

Der Bericht wurde nur wenige Stunden vor der Erklärung von EZB.Chef Mario Draghi veröffentlicht, in der er ankündigte, den Leitzins auf einem historischen Tiefstand zu belassen. Sogar eine weitere Absenkung sei möglich (mehr hier).

Vor allem die südeuropäischen Banken brauchen neues Kapital: Harte Auflagen für die Erhöhung des Eigenkapitals haben zu einer Kreditklemme im Interbankensektor geführt, die auch die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Sie bekommen nur noch Kredite zu schlechten Konditionen (hier).

Es muss etwas passieren auf den Finanzmärkten: „Wir sind offener für potenzielle Möglichkeiten in Europa“ als früher, schreibt Goldman Sachs in seinem Bericht. „Die Aussicht auf neues Geld – in Großbritannien und in Zentraleuropa – ist größer als in vielen anderen Ländern.“

Mehr Geld bedeutet mehr Leben an den Finanzmärkten. Vor allem darum dürfte es Goldman Sachs in dem Bericht gehen. Unternehmen kommen immer zuletzt an  günstige Kredite.

Die Forderung an die Zentralbanken ist auch ein Seitenhieb auf den Chef der US-amerikanischen Zentralbank Fed. Ben Bernanke hatte für Wirbel auf den Finanzmärkten gesorgt, als er jüngst ankündigte, den monatlichen Ankauf von Staatsanleihen von über 80 Milliarden Dollar im Herbst reduzieren und 2014 ganz einstellen zu wollen. Die Börsenkurse sind weltweit abgestürzt (mehr hier).

Japan, die EZB und die Bank of England sollten „die Lücke ausfüllen“, wenn die Amerikaner ihre lockere Geldpolitik einstellen, sagen die Investmentbanker.

Das Ende des EU-Sparkurses ist bereits eingeleitet.  Sobald die neue Geldflut in der Realwirtschaft ankommt, steigt die Inflationsgefahr rapide an (mehr zu Währungskrisen in der jüngeren Geschichte – hier).

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