Eine neue Karte zeigt die Entwicklung von Protesten und Gewaltausbrüchen weltweit in einer Zeitspanne von über 34 Jahren an. Das Projekt Global Database of Events, Language and Tone (GDELT) verfolgt Medienberichte und kodiert diese in eine animierte Karte. Verglichen mit dem Jahr 1979 hat sich die Sichtbarkeit der Proteste auf der ganzen Welt signifikant erhöht.
Erfasst wurden 58 verschiedene Kategorien: Darunter fallen Ort und Art der Vorfälle. Die Karte dokumentiert ethnisch religiöse Auseinandersetzungen, politische Proteste, Gewaltausbrüche sowie Veränderungen der militärischen Aktivitäten. Seit 1979 wurden etwa 250 Millionen Proteste erfasst.
In einem Zeitraffer leuchtet jeder Protest als gelber Punkt auf der Karte einmal auf. Der Betrachter wird auf eine Reise durch die jüngere Geschichte geführt. Erkennbar sind die Proteste in Großbritannien zur Zeit von Thatchers Wirtschaftsreformen, die Eskalation der Apartheid in Südafrika, der Fall der Berliner Mauer oder der Ausbruch des Arabischen Frühlings.
Vergleicht man die Anzahl der leuchtenden Punkte im Jahr 1979 mit der Anzahl im Jahr 2013, könnte man vermuten, dass die Welt viel gewalttätiger geworden ist und die Menschen öfter protestieren.
Doch die Karte reflektiert nur die verfügbare Datenbasis. Diese ist abhängig von der internationalen Berichterstattung. „Prozentual haben die Proteste seit den neunziger Jahren nicht zugenommen“, sagte Kalev Leetaru von der Georgetwon University, der an dem GDELT-Projekt mitarbeitet. Die Erhöhung der Proteste über die Zeit „stammt aus der steigenden Anzahl der verfügbaren digitalen Medien“, sagte Leetaru.
Wo es keine unabhängigen Medien gab, bleibt die Karte schwarz. Deutlich wird das bei der Betrachtung der Ostblock-Staaten. Bis zur Auflösung der Sowjetunion gibt es in Osteuropa auf der animierten Karte nur wenig sichtbare Proteste in den 80er-Jahren. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Umstand den starken staatlich-kontrollierten Medien geschuldet ist.
Die internationale Berichterstattung die „einzige grenzüberschreitende Datenbasis, die der Menschheit auf dieser Ebene zur Verfügung steht“, sagte John Beieler, Doktorand an der Penn State University und Entwickler der Karte. Das bedeutet, „dass die Berichterstattung über die Proteste innerhalb der vergangenen Dekade massiv zugenommen hat.“
Beieler will die Datenflut für weitere Analysen verwenden. Derzeit arbeitet er an einer Studie, die den Zusammenhang der Proteste der Mursi-Anhänger und seiner Gegner in Ägypten untersucht. Im Fokus steht die Frage, wie und wann zur den Gewaltausbrüchen in Kairo gekommen ist.