Politik

Spaltung der Gesellschaft: 250 Millionen Proteste seit 1979

Lesezeit: 1 min
24.08.2013 03:20
Eine neue Karte zeigt: Der Dissens in den Gesellschaften der Erde wurde in den vergangenen 30 Jahren nicht geringer. Auch in den Demokratien ist es nicht gelungen, harmonische Lebensverhältnisse zu schaffen.
Spaltung der Gesellschaft: 250 Millionen Proteste seit 1979

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine neue Karte zeigt die Entwicklung von Protesten und Gewaltausbrüchen weltweit in einer Zeitspanne von über 34 Jahren an. Das Projekt Global Database of Events, Language and Tone (GDELT) verfolgt Medienberichte und kodiert diese in eine animierte Karte. Verglichen mit dem Jahr 1979 hat sich die Sichtbarkeit der Proteste auf der ganzen Welt signifikant erhöht.

Erfasst wurden 58 verschiedene Kategorien: Darunter fallen Ort und Art der Vorfälle. Die Karte dokumentiert ethnisch religiöse Auseinandersetzungen, politische Proteste, Gewaltausbrüche sowie Veränderungen der militärischen Aktivitäten. Seit 1979 wurden etwa 250 Millionen Proteste erfasst.

In einem Zeitraffer leuchtet jeder Protest als gelber Punkt auf der Karte einmal auf. Der Betrachter wird auf eine Reise durch die jüngere Geschichte geführt. Erkennbar sind die Proteste in Großbritannien zur Zeit von Thatchers Wirtschaftsreformen, die Eskalation der Apartheid in Südafrika, der Fall der Berliner Mauer oder der Ausbruch des Arabischen Frühlings.

Vergleicht man die Anzahl der leuchtenden Punkte im Jahr 1979 mit der Anzahl im Jahr 2013, könnte man vermuten, dass die Welt viel gewalttätiger geworden ist und die Menschen öfter protestieren.

Doch die Karte reflektiert nur die verfügbare Datenbasis. Diese ist abhängig von der internationalen Berichterstattung. „Prozentual haben die Proteste seit den neunziger Jahren nicht zugenommen“, sagte Kalev Leetaru von der Georgetwon University, der an dem GDELT-Projekt mitarbeitet. Die Erhöhung der Proteste über die Zeit „stammt aus der steigenden Anzahl der verfügbaren digitalen Medien“, sagte Leetaru.

Wo es keine unabhängigen Medien gab, bleibt die Karte schwarz. Deutlich wird das bei der Betrachtung der Ostblock-Staaten. Bis zur Auflösung der Sowjetunion gibt es in Osteuropa auf der animierten Karte nur wenig sichtbare Proteste in den 80er-Jahren. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Umstand den starken staatlich-kontrollierten Medien geschuldet ist.

Die internationale Berichterstattung die „einzige grenzüberschreitende Datenbasis, die der Menschheit auf dieser Ebene zur Verfügung steht“, sagte John Beieler, Doktorand an der Penn State University und Entwickler der Karte. Das bedeutet, „dass die Berichterstattung über die Proteste innerhalb der vergangenen Dekade massiv zugenommen hat.“

Beieler will die Datenflut für weitere Analysen verwenden. Derzeit arbeitet er an einer Studie, die den Zusammenhang der Proteste der Mursi-Anhänger und seiner Gegner in Ägypten untersucht. Im Fokus steht die Frage, wie und wann zur den Gewaltausbrüchen in Kairo gekommen ist.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewerbeimmobilien-Risiken hoch auf der Sorgeliste von Banken

Wie hoch ist das Risiko, dass US-Gewerbeimmobilienbesitzer ihre Kredite dieses Jahr nicht zurückbezahlen? Was wäre dann der...

DWN
Politik
Politik Asylrecht: Die Stimmung kippt

Angesichts der unkontrollierten Einwanderung fordern Bürger eine radikale Änderung des Asylrechts.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Großer Betrugsfall im Nickel-Markt aufgeflogen – Börse stoppt Handel

Der Markt für das wichtige Industriemetall Nickel ist von einem großen Betrugsfall erschüttert worden – nicht zum ersten Mal.

DWN
Politik
Politik Regierungskrise hinter den Kulissen: Kretschmann greift Scholz an

Hinter den Kulissen scheint eine handfeste Regierungskrise ausgetragen zu werden. Alle Nachrichten dazu lesen Sie im Live-Ticker.

DWN
Politik
Politik Polens Präsident warnt vor „Gleichschaltung“ in der EU

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat eine programmatische Rede zur Zukunft Europas gehalten.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russland: Diesel-Exporte steigen auf Rekordhoch

Die russischen Diesel-Exporte sind massiv angestiegen, obwohl die EU im Rahmen ihrer Sanktionen gegen Russland ein Importverbot auf den...

DWN
Politik
Politik Schottlands neuer Regierungschef betont Ziel der Unabhängigkeit

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, macht sich für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark.

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenkrise: Investoren fliehen in Geldmarkt-Fonds

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise fürchten Anleger um ihre Einlagen und fliehen massiv in Geldmarkt-Fonds. Diese gelten als sicher und...