Politik

Dr. Christian Ruck (CDU/CSU)

Dr. Christian Ruck (CDU/CSU) ist Bundestagsabgeordneter. Er ist Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
16.09.2013 01:22
Lesezeit: 2 min

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Souveränitätsrechten, welche die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union betreffen und den nationalen Ansprüchen auf eine souveräne Gestaltung subsidiärer innenpolitischer Angelegenheiten. Ich befürworte eine Konzentration von mehr Handlungskompetenz bei der EU in außen- und sicherheitspolitischen Fragen. Hier können globale Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nur angegangen werden, wenn die EU als starker Akteur auf der internationalen Ebene in Erscheinung tritt. Auf der anderen Seite ist es dringend geboten, dass die EU nicht noch weiter eine Harmonisierung in Politikfeldern betreibt, in denen Eingriffe nur ein Mehr an Bürokratie und ein Weniger an Subsidiarität bedeuten. Ich denke hierbei an das jüngste Vorhaben zur Neuregelung der Konzessionsrichtlinie bei der Trinkwasserversorgung. Dabei wurde erneut deutlich, dass die Koordinierung vieler Bereiche des täglichen Lebens besser in der Zuständigkeit der jeweiligen Nationalstaaten aufgehoben ist und eine europaweite Regelung tendenziell zu einer Verschlechterung der deutschen Standards führen würde.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Ich spreche mich entschieden gegen eine gemeinsame europäische Schuldenhaftung aus. Dies ist der falsche Weg, um Europa in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise langfristig aus der Staatsschuldenkrise zu führen. Die Vergemeinschaftung von Staatsschulden über Euro-Bonds würde einen enormen zusätzlichen Druck auf wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland ausüben und Krisenländer wie Griechenland von der Verantwortung zur Konsolidierung ihrer Staatsfinanzen entbinden. Die Einführung von Euro-Bonds wäre mittelfristig mit der Beibehaltung nationaler Finanzpolitiken nicht zu machen. Will man dies konsequent weiterdenken, so müsste bei einer sinnvollen Ausgestaltung auch die nationale Finanzpolitik in Form eines europäischen Finanzministeriums auf die EU übertragen werden, um die Einhaltung hoher Standards zu gewährleisten. Aber auch das halte ich für keine Lösung des Problems.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Es ist Auftrag und Ziel verantwortlichen politischen Handelns, Steuergelder effizient und verteilungsgerecht einzusetzen. Dass es in Fragen der Verteilung und Verhältnismäßigkeit des Einsatzes von Steuermitteln immer wieder auch zu Rügen durch den Bundesrechnungshof kommt, zeigt, dass wir ein unabhängiges und gut funktionierendes System der Finanzkontrolle haben, welches durch Art. 114 unseres Grundgesetzes auch verfassungsrechtlich institutionalisiert und geschützt ist. Ich verweise an dieser Stelle ferner auf die durch das Grundgesetz garantierte Immunität eines Bundestagsabgeordneten. Diese ist in keinster Weise ein Freibrief, sondern schützt das Abstimmungsverhalten des Abgeordneten vor einer juristischen Überprüfung einer Vielzahl von Entscheidungshandlungen, was in der Konsequenz dazu führen würde, dass ein effektiver Parlamentsbetrieb nicht mehr möglich wäre. Was wir anstelle von Strafverfolgung brauchen, sind weitere Anstrengungen nach zusätzlicher Transparenz über Steueraufkommen und Steuerverwendung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliardär Bill Ackman kritisiert Trumps Handelspolitik: „Das ist nicht das, wofür wir gestimmt haben“
08.04.2025

Der bekannte Hedgefonds-Milliardär Bill Ackman, der in der Vergangenheit Donald Trump unterstützte, wendet sich nun scharf gegen die...

DWN
Panorama
Panorama Russische Spionage-Sensoren rund um Großbritannien? Russland weist britische Berichte zurück
08.04.2025

Britische Medien berichten über angebliche russische Spionagesensoren im Meer. Moskaus Botschaft in London wies die als eilig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland: Leere Kassen im Land - Kommunalpolitiker sind besorgt
08.04.2025

Steigenden Ausgaben bei sinkenden Einnahmen – ihre finanzielle Lage beschreiben viele Kommunen als prekär: 70 Prozent gaben in einer...

DWN
Politik
Politik Stillstand im Bundestag: Union und SPD streichen Sitzungswoche – aus Furcht vor der AfD?
08.04.2025

Die Sitzungswoche des Bundestags für diese Woche wurde auf Betreiben von Union und SPD gestrichen – mitten in Krisenzeiten und während...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash 2025: Wie Anleger auf den DAX-Crash reagieren sollten - und wie es weitergeht
08.04.2025

Der Börsencrash 2025 hat die internationalen Finanzmärkte fest im Griff. Besonders stark betroffen ist der deutsche Leitindex DAX: Am...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lieferkettengesetz: Europaparlament stimmt Verschiebung der umstrittenen Richtlinien zu
08.04.2025

Aus der Wirtschaft gab es große Kritik an dem zum Bürokratiemonster aufgeblasenen Lieferkettengesetz. Unternehmen sehen darin...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ökonomen der größten US-Banken sehen hohes Rezessionsrisiko in den USA
07.04.2025

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten neuen Zölle haben weltweit zu dramatischen Einbrüchen an den Aktienmärkten geführt....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX mit hohen Verlusten: Börsencrash 2025 weitet sich aus - DAX-Kurs zeitweise im freien Fall
07.04.2025

Börsencrash zum Wochenstart: Der DAX-Kurs hat am Montagmorgen drastisch an Wert verloren und sackte zum Handelsbeginn um rund zehn Prozent...