Finanzen

Trotz Rettungs-Marathon: Griechenlands Schulden explodieren

Während über ein weiteres Rettungspaket für Griechenland diskutiert wird, explodieren die Schulden in Athen. Mittlerweile liegen sie bei über 300 Milliarden Euro und damit höher als noch vor dem ersten Bailout. Man fragt sich: Wer wurde hier eigentlich gerettet?
27.08.2013 03:48
Lesezeit: 2 min

Griechenland ist das beste Beispiel für die gescheiterte EU-Politik in Krisenzeiten. Ein wirtschaftlich zugrunde gerichtetes Land, das immer mehr Geld braucht und trotz der hohen Arbeitslosigkeit gezwungen ist, noch mehr Menschen aus dem öffentlichen Dienst zu entlassen. Das alles ist Teil des Bailout-Programms, das dem IWF zufolge sogar auf Grundlage falscher wirtschaftlicher Annahmen erstellt wurde. Doch nicht nur, dass das Bailout schon das zweite seiner Art ist und wie Schäuble nun bemerkte auch nicht das letzte sein wird. Nein, die Schulden des Landes sind nach dem Schuldenschnitt nun sogar höher als noch vor dem ersten Bailout-Programm. Griechenland ist längst zum Perpetuum-Mobile der Staatsschulden geworden.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind die Schulden Griechenlands noch einmal  explodiert. Sie liegen derzeit bei 321 Milliarden Euro (180% des BIP), berichtet die griechische Zeitung To Vima. Das sind mehr Schulden als vor Ausbruch der Krise 2009 – und dass obwohl bereits ein 50 prozentiger Schuldenschnitt durchgeführt wurde. Vor allem in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat sich das Wachstum des Schuldenberges noch einmal beschleunigt. Der Schuldenberg in Höhe von 321 Milliarden Euro ist ein Anstieg von 18 Milliarden seit Juni vergangenes Jahres – aber allein 16 Milliarden Euro kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hinzu.

Und Ende September werden noch einmal 12.5000 Angestellte des Öffentlichen Dienstes in den so genannten Reservedienst, berichtet keeptalkinggreece.com. 70 Prozent ihres Lohnes erhalten sie dann,  wird für sie dann in den kommenden acht Monaten keine neue Arbeit von der öffentlichen Verwaltung gefunden, werden sie entlassen.

Seit 2010 hat Griechenland von der Troika bereits Hilfskredite in Höhe von 240 Milliarden Euro erhalten. Der IWF schätzte letzte Woche die griechische Finanzierungslücke für 2014 bis 2015 auf 11 Milliarden Euro. Mit etwa 10 Milliarden Euro rechnet auch der griechische Finanzminister hinsichtlich weiterer Finanzhilfen (hier).

Doch neben den Hilfskrediten, deren  Tranchen-Auszahlung regelmäßig aufgrund nicht erfüllter Auflagen verschoben wurde, gelangte in den vergangenen Jahren noch auf anderem Wege Geld nach Griechenland. 2011 und 2012 sollen Flugzeuge Banknoten im Wert von insgesamt 10 Milliarden Euro direkt nach Griechenland geflogen haben, berichtet die britische Daily Mail. Demnach trat dies auf, nachdem die Troika eine Auszahlung der Tranche verzögert hat. Aber damit die griechischen Banken nicht kollabierten, wurde das benötigte Geld eingeflogen. In Zypern griff man ebenfalls zu einer derartigen Methode. In Athen und Larnaca landeten die Flieger mit dem Geld.

Über die Umstände der ersten Aktion 2011 gibt ein hochrangiger Beamter Auskunft, der mit dem griechischen Bailout befasst war:

„Wir sprechen über den Juni 2011, die Griechen holten jeden Tag fast zwei Milliarden Euro von den Banken. Die Griechen mussten Militärmaschinen nach Italien schicken, um Banknoten zu kriegen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...