Finanzen

Schäuble: Portugal ist auf einem guten Weg

Lesezeit: 1 min
03.09.2013 10:23
Das Finanzministerium setzt auf Beruhigung: Man sehe die Entwicklungen in Portugal positiv. Die Troika prüft aber erst Mitte September, ob Portugal ein neues Hilfsprogramm benötigt. Woher die optimistische Einschätzung des Finanzministers kommt, ist unklar. Auf wirtschaftlichen Fakten beruht sie nicht.
Schäuble: Portugal ist auf einem guten Weg

Eine Sprecherin des Finanzministeriums sagte am Montag in Berlin, die Wettbewerbsfähigkeit in Portugal hätte sich erheblich verbessert, das Land sei auf einem Wachstumspfad. „Auch erste Schritte zur Marktrückkehr sind erfolgreich gelungen. Insgesamt gesehen sehen wir die Situation hoffnungsvoll und positiv", sagte die Sprecherin einer Reuters-Meldung zufolge.

Dabei muss sich erst noch herausstellen, ob diese Einschätzung zutrifft. Finanzminister Wolfgang Schäuble behauptete vor einem Jahr, Griechenland sei auf einem guten Weg. Nur ist die Situation in Griechenland nach dem Bailout schlimmer als je zuvor (mehr hier).

Die Troika wird erst Mitte September ihre Experten in das Krisenland schicken, um die Umsetzung der Sparauflagen zu überprüfen, die mit dem 78 Milliarden Euro Bailout verbunden sind. Erst auf Grundlage des Troika-Berichts könne man beurteilen, was nach dem Auslaufen des Hilfsprogramms Mitte des kommenden Jahres zu tun sei, heißt es folgerichtig aus dem Finanzministerium.

Am 16. September ist es so weit. Zunächst müssen die Prüfer der EU-Kommission, der EZB und des IWF sich mit dem Verfassungsgericht in Portugal auseinandersetzen. Dieses hatte den von der Troika auferlegten Sparplan nämlich zum Teil für verfassungswidrig erklärt. Im Detail ging es um ein Gesetz, das die Entlassung von Beamten ermöglicht hätte (hier).

Die Troika hätte schon viel früher in Portugal einreisen können, hätte eine Regierungskrise dies nicht verhindert: Finanzminister Vitor Gaspar erklärte seinen Rücktritt, nachdem Generalstreiks und Proteste gegen seinen Sparplan überhandnahmen (mehr hier).

Die Regierung zapft zur Schuldentilgung den Rentenfonds an und ist auf Zuschüsse von Kommissionspräsident Barroso angewiesen (hier). Manche Ökonomen glauben sogar, dass Portugal längst pleite ist und lediglich die Illusion eines solventen Staates aufrecht erhalten wird (hier).

Das Finanzministerium ist mit eigenen Prüfern gar nicht in Portugal vor Ort. Von daher erscheint die Einschätzung von Schäubles Sprecherin nicht auf Fakten zu basieren, sondern eher eine Beruhigungsmaßnahme zu sein.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Finanzen
Finanzen Aggressive Zinserhöhung: Schwedens Immobilienkrise verschärft sich
30.05.2023

Schwedens Immobilienkrise ist auf vier Hauptfaktoren zurückzuführen. Immobilienfirmen weltweit haben niedrige Zinsen und steigenden...

DWN
Technologie
Technologie Neue Welle von Cyberattacken trifft den Westen unvorbereitet
30.05.2023

Die Cyberangriffe auf westliche Unternehmen und staatliche Institutionen erreichen ungeahnte Ausmaße. Die desaströse Lage hat nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Märkte reagieren: Ende des US-Schuldenstreits zum Greifen nah
30.05.2023

In den USA läuft das Drama um den drohenden Zahlungsausfall der größten Volkswirtschaft der Welt weiterhin nach Drehbuch: Eine...

DWN
Politik
Politik DWN Exklusiv – Folker Hellmeyer: „Wir erleben die größte existenzielle Krise seit 1949“
28.05.2023

Die Machtachsen verschieben sich zu Ungunsten des Westens, konstatiert Folker Hellmeyer, Experte für Weltwirtschaft und Geopolitik. Ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex: Jahrelange Haft für Schlüsselfigur Hanno Berger
30.05.2023

Früher kontrollierte Hanno Berger als Finanzbeamter für den Staat Banken. Später wirkte er an einem Geschäftsmodell mit, durch das der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Das Ende des Wirtschaftswachstums: Kommt nun der Untergang des Abendlandes?
29.05.2023

Stagniert unsere Wirtschaft in Wahrheit seit Jahren? Sinkt der Lebensstandard bereits? Christian Kreiß deckt die Faktoren auf, auf die es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kreditvergabe an Firmen im Euro-Raum bricht ein
30.05.2023

Die Kreditvergabe der Banken an Unternehmen ist rückläufig und verliert immer mehr an Schwung. Die Geldpolitik der EZB übt damit...

DWN
Politik
Politik Habecks Heizungsgesetz sorgt für Streit in der Regierung
30.05.2023

Das Gebäudeenergiegesetz aus dem Wirtschaftsministerium sorgt für Unmut – nicht nur bei den Bürgern, sondern auch bei den...