Politik

Obamas raffiniertes Kalkül: Börsen-Crash bei Syrien-Krieg

Lesezeit: 2 min
09.09.2013 03:20
Eine Eskalation könnte eine Flucht der Anleger aus den Börsen auslösen. Erfahrungsgemäß profitieren dann Staatsanleihen, was etwa den hoch verschuldeten Amerikanern zugute kommen könnte. Der Krieg als neue Form der Manipulation von Märkten?
Obamas raffiniertes Kalkül: Börsen-Crash bei Syrien-Krieg

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Wie kürzlich bekannt wurde, plant US-Präsident Barack Obama einen weitaus größeren Anschlag auf Syrien als zunächst angenommen (mehr hier).

Eine Eskalation könnte die gesamte Region ins Chaos stürzen. Mit schwerwiegenden Folgen für die Weltwirtschaft. Nach einem Militärschlag der USA ist die Antwort des Assad-Regimes auf den Angriff entscheidend. Lenkt Assad ein, kann Schlimmeres verhindert werden. Wenn die staatlichen Strukturen in Syrien infolge eines Massenbombardements durch die USA zerstört werden, könnten Ansteckungseffekte große Turbulenzen in der Region und auf den Märkten auslösen.

Steigende Energiepreise sind die ersten Auswirkungen einer Nahost-Krise. Die Schweizer Großbank UBS glaubt, dass Syrien allein nicht groß genug ist, um den Ölpreis im Falle einer Eskalation der Syrienkrise nachhaltig zu beeinflussen. Gerät die Lage jedoch außer Kontrolle – beispielsweise durch eine Verwicklung des Iran, Israels oder der Vereinigten Arabischen Emirate – könnte ein Ölpreis-Schock zu erheblichen Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten führen.

Wenn das Öl während der Krise knapp wird und die Nachfrage entsprechend steigt, würden nicht nur die Ölpreise in die Höhe schießen, sondern auch die Aktienpreise rapide in den Keller gehen, wie das Beispiel aus dem ersten Golfkrieg Anfang der neunziger Jahre zeigt (siehe Grafik 1). Die Anleger flüchten dann vor dem Risiko in vermeintlich sichere Geldanlagen wie Staatsanleihen. Das kann den Aktien-Markt in eine Krise stürzen.

Ohne eine militärische Krise im Nahen Osten entwickeln sich Öl- und Aktienpreise linear, wie Grafik 2 zeigt. Die positive wirtschaftliche Entwicklung zum Ende der neunziger Jahre brachte steigende Kurse mit sich und wurde erst durch das vorläufige Ende des IT-Booms zur Jahrtausendwende beendet. Der Aktien-Index (S&P) entwickelte sich nahezu identisch mit dem Preis für Rohöl.

So auch zu Beginn dieses Jahres. Angesichts der sich langsam erholenden US-Wirtschaft ist die Nachfrage nach Öl leicht angestiegen. Aus den drei eingekreisten Perioden aus Grafik 3 wird jedoch ersichtlich, dass der Ölpreis sich gegen den Aktienmarkt entwickelt hat. Die Analysten der UBS gehen davon aus, dass ein rapider Ölpreis-Anstieg vor dem Hintergrund sicherheitspolitischer Themen ein erhöhtes Risiko für die Renditen mit sich bringt. Anleger scheuen dann ein solches Risiko.

Beide Trends –  ein steigender Ölpreis und verminderte Risikobereitschaft – mindern also die Erträge. Die Folge sind Massenverkäufe risikoreicher Assets auf den Finanzmärkten.

Die einzigen sicheren Geldanlagen bei von geopolitischen Krisen sind den Experten der UBS zufolge nur noch US-Staatsanleihen. Für die Staatsschulden der USA wirkt sich eine Eskalation der Syrien-Krise daher positiv aus, da zu erwarten ist, dass sich die Anleger in US-Anleihen ausweichen werden.

Die US-Staatsanleihen sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen, die Refinanzierung der US-Schulden ist teurer geworden (hier).

Die Risikobereitschaft der Anleger sinkt derzeit. Aus historischer Perspektive sei es daher sinnvoll, in Wertpapiere mit kurzer Laufzeit und Unternehmensaktien zu investieren, die sich in bereits entwickelten Märkten befinden. Sobald die Risikobereitschaft wieder steigt, seien kurzzeitige Staatsanleihen und Unternehmensanleihen mit langer Laufzeit die beste Investition.

Niemand wird je überprüfen können, ob das wirklich das raffinierte Kalkül von US-Präsident Barack Obama ist.

Es wäre jedenfalls eine neue Variante im globalen Kasino: Der Krieg als eine neue Form der Manipulation der Märkte.

Diese Überlegung hätte System.

Solange das System hält.

 


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