Politik

Währungskrieg: Die Schweiz kettet den Franken weiter an den Euro

Lesezeit: 1 min
20.09.2013 00:57
Die Schweizer Nationalbank will den Mindestwechselkurs zum Euro von 1,20 Franken beibehalten. Dazu will sie auch künftig „unbegrenzt“ Geld drucken und Fremdwährungsreserven kaufen. So wird die Bilanz der Zentralbank weiter mit gefährlichen Schuldtiteln aufgebläht.
Währungskrieg: Die Schweiz kettet den Franken weiter an den Euro

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schweizer Nationalbank (SNB) will den Franken auch in Zukunft massiv schwächen, um die Kopplung an den Euro aufrechterhalten zu können.

„Im Moment gibt es keinen Grund, über einen Ausstieg aus der Deckelung für den Franken zu diskutieren – der Mindestwechselkurs ist noch immer sehr, sehr wichtig“, zitiert Bloomberg den SNB-Präsidenten Thomas Jordan. Wie lange dies noch so sein werde, sei schwer vorherzusagen.

Die SNB hält an einem Euro-Kurs von mindestens 1,20 Franken pro Euro fest. Diesen Mindestkurs will sie mit unbegrenzten Eingriffen halten. Die Leitzinsen sollen zwischen 0 und 0,25 bleiben.

„Die globale Erholung ist sehr langsam“, sagte Jordan. Ein Wiederaufflammen der Eurokrise sei möglich. Die geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten und eine Abkühlung in den Schwellenländern seien Gründe zur Vorsicht.

Im September führte die SNB den Mindestkurs ein und begründete dies mit dem Risiko einer Deflation und einer Rezession. Der Kurs zum Euro hatte aufgrund der Eurokrise bei 1 Franken gelegen. Es hatte die Gefahr bestanden, dass das Geld der Schweizer immer mehr wert ist. Das wollte die Zentralbank nicht zulassen. Sie startete daher ein massives Gelddruckprogramm, das die Bilanzen der SNB massiv aufblähte (hier).

Der Franken hat dadurch nicht nur deutlich an Wert verloren. Die Währung ist auch viel anfälliger geworden, denn in den Bilanzen der SNB befinden sich nun gefährliche Schuldpapiere vor allem in Euro und US-Dollar, die einer extremen Inflation unterliegen.

Da der Franken an den Euro gekoppelt ist, ist die Schweizer Währung von den Entwicklungen an den internationalen Währungsmärkten abhängig. Gerade hat die Federal Reserve bestätigt, dass sie ihre lockere Geldpolitik fortsetzten wird (mehr hier). Auch die SNB wird daher das massive Gelddrucken fortsetzen müssen.

Im vergangenen Jahr musste die SNB 188 Milliarden Franken drucken, um den Mindestwechselkurs zum Euro zu halten. Die Fremdwährungsreserven stehen derzeit bei 434 Milliarden Franken. Das ist extrem viel für ein Land mit einem BIP von 593 Milliarden Franken. Die Staaten der Eurozone, die USA und andere Staaten können Jordan dankbar sein, dass er ihnen ihre Schuldtitel abnimmt, um die eigene Währung zu schwächen.

„Der Franken ist noch immer sehr hoch bewertet“, sagte SNB-Chef Jordan. Der Franken steht derzeit bei 1,23 Euro beziehungsweise 0,91 Dollar. Die SNB erwartet für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum zwischen 1,5 und 2 Prozent. Die Konsumentenpreise werden um 0,2 Prozent fallen. Doch anders als die Konsumentenpreise sind die Immobilienpreise massiv angestiegen. „Wir beobachten die Situation genau“, so der SNB-Chef.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Bundestag berät über Haushaltspläne: Steuerzahlerbund zerreißt Finanzplanung
14.09.2024

Trotz wachsender Staatsverschuldung plant die Ampel-Koalition milliardenschwere Mehrausgaben. Der Steuerzahlerbund warnt vor fehlenden...

DWN
Panorama
Panorama Sepsis: Lebensbedrohlich und doch oft übersehen
14.09.2024

Eine Sepsis ist ein medizinischer Notfall und kann lebensbedrohlich sein. Besteht ein Verdacht, zählt jede Minute. Doch bei der Erkennung...

DWN
Immobilien
Immobilien IW-Studie: Bundesweiter Mietendeckel würde Wohnraum-Probleme noch weiter verschlimmern
14.09.2024

In Deutschland wurde im Jahr 2015 die Mietpreisbremse eingeführt, Berlin benutzt außerdem auch einen Mietendeckel. Doch laut einer...

DWN
Politik
Politik Konkurrenz ausgebootet – wie Konrad Adenauer erster Kanzler wurde
14.09.2024

Am 15. September 1949 wurde Konrad Adenauer zum ersten Kanzler der Bundesrepublik gewählt. Doch dieser Weg war alles andere als sicher....

DWN
Finanzen
Finanzen Family-Offices boomen: Vermögen der Superreichen wird sich bis 2030 fast verdoppeln
14.09.2024

Superreiche Familien werden ihr Vermögen bis 2030 um 4 Billionen Dollar auf knapp 10 Billionen vermehren, so eine Prognose der...

DWN
Panorama
Panorama Terrorgefahr: Strengere Sicherheitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest
14.09.2024

Jedes Jahr lockt das Oktoberfest Millionen Besucher aus aller Welt nach München, was das Event zu einem internationalen Treffpunkt macht....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Sind technologische Monopole unvermeidlich?
14.09.2024

Mordecai Kurz, emeritierte Professor der Universität Stanford, promovierte vor mehr als 60 Jahren in Volkswirtschaft und veröffentlichte...

DWN
Panorama
Panorama Reben in der Hitze: Neuer Weingeschmack durch Klimawandel?
14.09.2024

Hohe Temperaturen sorgen für mehr Süße und weniger Säure im Most. Schmeckt unser Wein mit zunehmendem Klimawandel also bald anders? Mit...