Wenn die Politik nicht einschreitet und die Installation von lippenlesenden Überwachungskameras aufhält, dann werden die Menschen auf der Straße künftig ihre Hände beim Sprechen vor den Mund halten müssen, warnt ein formal unabhängiges Kontrollgremium der britischen Regierung.
Die Bürger müssten ihre Gespräche in Zukunft auf die gleiche Weise vor neugierigen Blicken schützen, wie es derzeit schon Fußballtrainer während Spielen tun müssen, die live im Fernsehen übertragen werden, zitiert der Telegraph Tony Porter, den Beauftragten für Überwachungskameras in England und Wales. Man sehe zunehmend, dass Trainer ihre Hände vor den Mund halten, wenn sie Anweisungen geben, da diese fürchteten, ausspioniert zu werden.
Die Möglichkeit, mithilfe von Überwachungskameras die Gespräche der Bürger aufzuzeichnen, hätte "eine sehr unterdrückende Wirkung", sagte Porter dem Evening Standard. Er warnt, dass Großbritannien zu einem Überwachungsstaat im Stil des "Großen Bruders" werden könnte, der noch darüber hinausgeht, was George Orwell in dem Roman "1984" beschrieben hat, welcher vor 70 Jahren veröffentlicht wurde.
Überwachungskameras können immer mehr
Zu den umstrittenen neuen Technologien, die Porter kritisiert, gehört neben den lippenlesenden Überwachungskameras auch eine Analysesoftware, die eine Person allein anhand der Art und Weise identifizieren kann, wie diese läuft.
Kürzlich hat die britische Informationsbeauftragte Elizabeth Denham eine Untersuchung über den Einsatz von Technologie zur Gesichtserkennung durch die Londoner Polizei eingeleitet hat. Ihr Büro sei "zutiefst besorgt" über die wachsende Nutzung der Software an den Fernbahnhöfen der Stadt sowie in Restaurants und Geschäften.
Anfang dieses Monats berichtete die britische Bürgerrechtsgruppe Big Brother Watch über den immer weiter und schnell wachsenden Einsatz von Technologien zur Gesichtserkennung in Einkaufszentren, Museen und Konferenzräumen. Demnach werden die Gesichter von Millionen Menschen ohne deren Wissen gescannt und in Datenbanken gespeichert.
Porter räumte ein, dass solche Technologien ein wichtiges Instrument für die Strafverfolgung werden könnten. Er fügte jedoch hinzu: "Es ist wichtig, eine freie und offene Gesellschaft zu schützen, und mit solchen Technologien laufen wir im Moment Gefahr, unsere freie und offene Gesellschaft aufzugeben."