Unternehmen

Volkswagen bekommt einen zweiten US-Aufpasser vorgesetzt

Volkswagen lässt sich nun den zweiten Aufpasser aus den USA ins Haus holen. Dieser hat wie sein Kollege Zugang zu allen Akten – der Wirtschaftsspionage sind Tür und Tor geöffnet.
02.09.2019 11:41
Aktualisiert: 02.09.2019 11:43
Lesezeit: 2 min

Volkswagen wird fast vier Jahre nach dem Dieselskandal von den US-Behörden ein zweiter Aufpasser vorgesetzt. Das sei das Ergebnis einer Vereinbarung, die VW mit der Umweltbehörde EPA geschlossen habe, um wegen der damaligen Vergehen nicht von öffentlichen Aufträgen in den USA ausgeschlossen zu werden, bestätigte ein Sprecher am Montag in Wolfsburg. Die Umweltbehörde habe stellvertretend für die US-Regierung die Eignung des deutschen Konzerns für öffentliche Aufträge geprüft. Im Gegenzug habe VW einen Auditor in der Wolfsburger Konzernzentrale akzeptieren müssen. Als erstes hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

Nach einem Skandal im Ausmaß des VW-Dieselbetrugs sei es in den USA üblich, dass Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit eines Unternehmens geprüft werden, berichtete die Zeitung. In Wolfsburg herrsche eine gewisse Erleichterung darüber, dass es jetzt gelungen sei, das "Administrative Agreement" mit den US-Behörden zu treffen. "Diese Vereinbarung erkennt die umfangreichen Maßnahmen an, die unser Konzern seit 2015 zur Stärkung der Compliance- und Risikomanagement getroffen hat, und gestattet es uns unseren Tochtergesellschaften, weiter Geschäfte mit der US-Regierung zu tätigen", heißt es in einer internen VW-Mitteilung an Führungskräfte, aus der Reuters zitiert.

Rein wirtschaftlich gesehen sei die Bedeutung öffentlicher Aufträge aus den USA für Volkswagen vergleichsweise gering, bestätigte ein Sprecher. Im Vergleich mit Deutschland würden Fahrzeuge aus dem Konzern äußerst selten als Dienstwagen von US-Behörden ausgewählt. Für die Tochter MAN Energy Solutions, die große Dieselmotoren unter anderem für die Schifffahrt herstellt, sei die Bedeutung größer, da diese auch von der US-Polizei und der Küstenwache eingesetzt würden. Viel wichtiger sei das Signal, das von der Vereinbarung ausgehe. Denn ein Ausschluss von öffentlichen Aufträgen in den USA hätte zu Nachteilen auch in anderen Ländern führen können.

Das US-Justizministerium hatte nach dem Dieselskandal den Top-Juristen Larry Thompson als Kontrolleur nach Wolfsburg entsandt. Er legt am Mittwoch seinen zweiten Zwischenbericht vor. Thompson soll VW auf die Finger schauen, damit sich Verfehlungen wie die Abgasmanipulationen, die die US-Umweltbehörden 2015 öffentlich gemacht hatten, nicht wiederholen.

Dafür hat er ein Team von zeitweise bis zu 100 Spezialisten, denen der Autobauer auf Verlangen Unterlagen zugänglich machen muss – der Wirtschaftsspionage sind also Tür und Tor geöffnet. Der Monitor überwacht, ob die Wolfsburger den mit den US-Behörden geschlossenen Vergleich einhalten und die versprochenen Reformen umsetzen.

Der nun von der EPA als Auditor eingesetzte John Hanson könne sich auf die Untersuchungsergebnisse von Thompson stützen, erläuterte der VW-Sprecher. Hanson sei wie Thompson früherer Mitarbeiter der US-Bundespolizei FBI und gelte als erfahrener Firmenkontrolleur. Das zweite Kontrollverfahren solle im Herbst beginnen und sei zunächst ebenfalls auf drei Jahre angelegt. Es solle wesentlich weniger umfangreich ausfallen als das erste und könne je Verlauf auf zwei Jahre verkürzt werden.

Die Schweizer Großbank Credit Suisse machte vor einigen Jahren Schlagzeilen, weil der ebenfalls von der damaligen amerikanischen Regierung entsandte Aufpasser nach Ende der vereinbarten Amtszeit einfach in Zürich blieb und mit seinem Team weiterhin extrem hohe Kosten für die Bank verursachte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Flat Capital-Aktie: Trotz Beteiligungen an OpenAI und SpaceX überbewertet?
04.07.2025

Flat Capital lockt mit Beteiligungen an OpenAI, SpaceX und Co. Doch die Risiken steigen, Insider warnen. Ist die Flat Capital-Aktie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromsteuersenkung: Wirtschaftsverbände kritisieren Merz für gebrochene Zusage
04.07.2025

Die Entscheidung der Bundesregierung zur Stromsteuersenkung sorgt für Aufruhr. Wirtschaftsverbände fühlen sich übergangen und werfen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...