Finanzen

Bundesregierung wird Glyphosat komplett verbieten

Die Bundesregierung wird den Unkrautvernichter Glyphosat bis 2023 schrittweise komplett verbieten.
04.09.2019 10:35
Aktualisiert: 04.09.2019 10:37
Lesezeit: 1 min

Der Bund will den umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat auch zum Schutz von Insekten bis 2023 komplett verbieten. Ende 2023 werde der Einsatz glyphosathaltiger Mittel verbindlich beendet, heißt es im "Aktionsprogramm Insektenschutz", den das Bundeskabinett am Mittwoch beschloss. "Das Insektensterben ist dramatisch", betonte Umweltministerin Svenja Schulze. Bestäuber für Obst und Gemüse fehlten. "Es muss mehr Summen und Brummen." Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sagte: "Die Biene ist systemrelevant." Daher soll auch der Einsatz von Insektiziden, die die Artenvielfalt beeinträchtigen, in Naturschutzgebieten oder Nationalparks komplett untersagt werden. Die Zulassungsvoraussetzungen neuer Pflanzenschutzmittel werden zudem verschärft. Ein Gesetzespaket soll die Vorhaben bis Jahresende umsetzen.

Der Einsatz gerade von Glyphosat ist in den vergangenen Jahren zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsressort umstritten gewesen. Auch international machte das Mittel Schlagzeilen. Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Unkrautvernichtern und wurde vom Monsanto-Konzern entwickelt, den der deutsche Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer für rund 63 Milliarden Dollar gekauft hat. Das Herbizid steht im Verdacht, krebserregend zu sein, weshalb sich Bayer in den USA milliardenschwerer Klagen erwehren muss. "Wir sehen die Entscheidung der Bundesregierung kritisch, bis Ende 2023 aus Glyphosat auszusteigen", sagte ein Sprecher des Konzerns. Der Beschluss ignoriere das seit Jahrzehnten bestehende wissenschaftliche Urteil unabhängiger Zulassungsbehörden auf der ganzen Welt, dass Glyphosat bei ordnungsgemäßer Anwendung sicher sei.

Das Umweltministerium wollte eigentlich früher einen Verzicht auf das Mittel. Aufgrund des EU-Rechtes könne es aber vorher nicht verboten werden, sagte Schulze.

Auch für die Natur sind die Konsequenzen verheerend: Breitbandherbizide wie Glyphosat töten Pflanzen vollständig ab, darunter viele, auf die Insektenarten als Nahrung angewiesen sind. Das "Aktionsprogramm Insektenschutz" nennt deshalb weitere Maßnahmen: So sollen Landwirte auch verpflichtet werden, Rückzugsflächen am Rande von Feldern oder auf diesen selbst für Insekten zu schaffen. Der Bund wird daneben zusätzliche Flächen als Biotope ausweisen. Unter anderem will die Bundesregierung für die Forschung 100 Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellen. Vereinbart wurde zudem, dass die EU-Flächenförderung für Landwirte in Deutschland weiter umgestellt wird. Sechs Prozent statt wie bisher 4,5 Prozent der Mittel können 2020 etwa für besonders umweltfreundliche Landwirtschaft verwendet werden.

Der Umweltverband BUND kritisierte das Paket insgesamt als "unkonkret, unambitioniert und unzureichend". Damit sei keine Trendumkehr beim Insektenschutz zu erreichen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Lokale Rechenzentren: Auslaufmodell oder Bollwerk digitaler Souveränität?
19.07.2025

Cloud oder eigenes Rechenzentrum? Unternehmen stehen vor einem strategischen Wendepunkt. Lokale Infrastruktur ist teuer – aber oft die...

DWN
Panorama
Panorama Rentenvergleich: So groß ist der Unterschied zwischen Ost und West
19.07.2025

Im Osten der Republik erhalten Frauen im Schnitt deutlich mehr Rente als im Westen. Jahrzehntelange Unterschiede in der Erwerbsbiografie...

DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...