Wirtschaft

Saudi Aramco profitiert vom Angriff auf Öl-Raffinerie Abqaiq

Der Ölkonzern Saudi Aramco hatte sich vor seinem geplanten Börsengang eine Erhöhung der Ölpreise gewünscht. Dieser Wunsch ging nach den Angriffen auf die Raffinerie Abqaiq, die sich im Besitz von Aramco befindet, in Erfüllung.
16.09.2019 15:21
Aktualisiert: 16.09.2019 15:27
Lesezeit: 2 min

.

Öl-Analysten und Energieexperten schauen aus einem anderen Blickwinkel auf die jüngsten Angriffe auf die Abqaiq-Raffinerie in Saudi-Arabien.

Die US-amerikanische Wochenzeitschrift Barron’s, die Dow Jones and Company gehört, führte am 13. September 2019, also zwei Tage vor den Angriffen auf die Abqaiq-Raffinerie, aus: “Saudi-Arabien könnte bereits im nächsten Jahr Aktien des staatlichen Ölkonzerns Aramco kotieren. Marktbeobachter erwarten, dass das Land alles unternimmt, um die Ölpreise vor dem Ereignis zu stützen. Der neue saudische Energieminister, Prinz Abdulaziz bin Salman, konnte diese Woche den Irak und Nigeria, die gegen ein OPEC-Abkommen über Produktionskürzungen verstoßen hatten, dazu bewegen, die Produktion zu drosseln."

Herman Wang von S&P Platts bezeichnete den Schritt als “einen Schritt in die richtige Richtung für die Bemühungen der Koalition, die sinkenden Rohölpreise zu stützen.”

CNN Business weist in einem aktuellen Artikel darauf hin, dass der Zeitpunkt der Angriffe deshalb interessant sei, weil Saudi Aramco sich auf den bisher weltweit größten Börsengang vorbereitet.

Der bekannte Rohölstratege Phil Flynn von der Price Futures Group sagte MarketWatch am Sonntag, dass der Drohnenangriff in Saudi-Arabien eine “große Sache” sei, der die Ölpreise steigen lassen wird.

Zuvor hatte CNN berichtet: “Der OPEC-Chef will sein riesiges Budget ausgleichen und gleichzeitig einen Wert von zwei Billionen US-Dollar für Saudi Aramco, das Kronjuwel des Landes, erzielen. Beide dieser herausfordernden Bemühungen erfordern viel höhere Ölpreise.”

“Die Saudis sind unweigerlich frustriert. Sie haben alles getan, um die Preise anzuheben”, so Ryan Fitzmaurice von der Rabobank. Nachdem die US-Ölpreise Anfang 2016 auf 26 US-Dollar pro Barrel gefallen waren, lagen sie im Oktober 2018 kurzzeitig über 75 US-Dollar. Derzeit liegt der Ölpreis für die richtungsweisende Nordseesorte jedoch bei 66 US-Dollar, nachdem die Notierungen monatelang um die 60 Dollar-Marke schwankten. Damit notiert Brent immer noch deutlich unter den 80 bis 85 US-Dollar, die Saudi-Arabien benötigt, um sein Budget auszugleichen.

“Sie brauchen eindeutig hohe Preise für den Börsengang und auf finanzieller Basis, um militärische Pläne und soziale Programme zu unterstützen. Das ganze Land ist mit dem Ölpreis verflochten”, zitiert CNN Michael Tran, Leiter der globalen Energiestrategieabteilung bei RBC Capital Markets.

Die jemenitischen Houthi-Rebellen haben sich mittlerweile zu den Angriffen auf die Raffinerie von Saudi Aramco bekannt. Der Houthi-Sprecher Yahya Sarea teilte mit, dass auch andere Öl-Raffinerien Ziele von Angriffen werden könnten, berichtet The Daily Sabah.

Bemerkenswert ist, dass der Angriff sich nicht nur positiv auf den Börsengang von Saudi Aramco, sondern auch auf die iranische Ölwirtschaft auswirken könnte. Der Iran könnte seine durch die US-Sanktionen beschränkten Ölexporte zu einem höheren Preis auf den Weltmarkt bringen.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Zusammenhang mit der Ölpreisentwicklung ist, dass die offensiven Verhaltensweisen der USA, des Irans und Saudi-Arabiens im Nahen Osten immer zu einem Anstieg des Ölpreises geführt haben. Von dieser Entwicklung profitieren sowohl Teheran als auch Riad.

Das Wall Street Journal berichtete hingegen unter Berufung auf mit der Sache vertraute aber namentlich nicht genannte Personen, dass eine Verschiebung des Börsengangs von Aramco erwogen werde. Bevor es aber zu einer Änderung der Pläne komme, müsse erst Klarheit über die Schäden an den Anlagen von Saudi Aramco herrschen. Der Börsengang wäre der bislang weltgrößte. Der saudische Energieminister Prinz Abdulasis bin Salman hatte in der vergangenen Woche erklärt, er solle so bald wie möglich erfolgen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Feuer und Tränengas: Tausende Bauern protestieren in Brüssel gegen Mercosur
18.12.2025

Feuer, Tränengas und Traktoren: Tausende Landwirte bringen Brüssels Europaviertel zum Chaos. Sie protestieren gegen das geplante...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...