Finanzen

Credit Suisse: Top-Manager strauchelt über Beschattungsaffäre, Beschuldigter begeht Selbstmord

Die Schweizer Großbank Credit Suisse entlässt einen hochrangigen Manager nach Bekanntwerden einer Beschattung. CEO Tidjane Thiam hingegen darf bleiben. Ein Beschuldigter, welcher die Privatdetektive angeheuert haben soll, soll Selbstmord begangen haben.
01.10.2019 09:15
Aktualisiert: 01.10.2019 09:18
Lesezeit: 2 min

Die Credit Suisse trennt sich in der Affäre um die Überwachung des ehemaligen Spitzenmanagers Iqbal Khan von zwei hochrangigen Mitarbeitern. Der für das operative Geschäft zuständige Pierre-Olivier Bouee sowie der Sicherheitschef des Instituts sind mit sofortiger Wirkung zurückgetreten, wie die Schweizer Großbank am Dienstag mitteilte. Dagegen entlastete eine von der Bank bei der Anwaltkanzlei Homburger in Auftrag gegebene Untersuchung Konzernchef Tidjane Thiam.

Wie der Schweizer Finanzblog Inside Paradeplatz berichtet, soll sich das mutmaßliche Bindeglied zwischen den angeheuerten Privatdetektiven und der Credit Suisse vergangene Woche das Leben genommen haben.

Der Mann habe sich das Leben genommen, sagte Thomas Fingerhuth, Anwalt der Sicherheitsfirma Investigo, am Dienstag. Die Firma hatte den zum Rivalen UBS gewechselten Iqbal Khan beschattet. Der Mann habe als Mittelsmann die Überwachung durch die Detektei in die Wege geleitet, erläuterte Fingerhuth. Die Züricher Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet: "Wie üblich bei Todesfällen untersuchen Staatsanwaltschaft und Polizei die Umstände des Todesfalls", erklärte ein Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft. "Nach derzeitigen Erkenntnissen gibt es keine Anzeichen für eine Dritteinwirkung, die zum Tod des Verstorbenen geführt hat."

Der Präsident der Großbank, Urs Rohner, kondolierte den Angehörigen des Mannes. "Wir haben mit großer Trauer und Betroffenheit Kenntnis genommen von dem tragischen Tod eines externen Sicherheitsexperten, der für die Credit Suisse tätig war", sagte er. "Wir sprechen seinen Angehörigen unser tief empfundenes Beileid aus." Darüber hinaus wollte sich der CS-Verwaltungsratschef nicht zu dem Vorfall äußern.

Der Untersuchung zufolge war Khan im September an sieben Tagen überwacht worden. Bouee wollte damit verhindern, dass Khan Mitarbeiter oder Kunden zu seinem neuen Arbeitgeber, dem Erzrivalen UBS, mitnimmt. Doch Khan bemerkte die Überwachung und erstattete bei der Polizei Anzeige. Danach kam der Fall an die Öffentlichkeit.

Der Bank zufolge ergab die Untersuchung keine Anhaltspunkte dafür, dass Khan versucht hätte, Mitarbeiter oder Kunden abzuwerben. Der Verwaltungsrat unterstütze zwar grundsätzlich das Ergreifen von Maßnahmen zum Schutz der Interessen der Credit Suisse in Fällen, in denen leitende Angestellte die Bank verlassen. "Allerdings ist der Verwaltungsrat der Ansicht, dass der Auftrag zur Überwachung von Iqbal Khan falsch und unverhältnismäßig war und zu einem schwerwiegenden Reputationsschaden für die Bank geführt hat", hieß es.

Die Untersuchung habe aber keinen Hinweis darauf ergeben, dass Konzernchef Thiam die Überwachung genehmigt oder von dieser gewusst habe. Bouee ist in der Bank der engste Vertraute Thiams. In den Medien war spekuliert worden, dass auch der Ivorer über die Affäre straucheln könnte. Doch zuletzt hatten sich auch Großaktionäre wie Harris Associates und Eminence Capital hinter Thiam gestellt. Der 57-jährige steht seit Sommer 2015 an der Spitze der Credit Suisse und hat das Geldhaus durch einen tiefgreifenden Umbau gesteuert - von einer Investmentbank hin zu einem Vermögensverwalter für reiche Privatkunden. Und die neue Ausrichtung trägt Früchte: Im vergangenen Jahr erzielte Credit Suisse einen Gewinn von 2,1 Milliarden Franken und steht damit wesentlich besser da als etwa die Deutsche Bank.

Zum neuen COO ernannte Credit Suisse James Walker. Der britisch-amerikanische Doppelbürger ist seit 2009 bei der Bank. Zuvor hatte er unter anderem bei Barclays und Merrill Lynch gearbeitet.

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