Finanzen

2019 wird schlechtestes Jahr für Börsengänge in der Geschichte

Im laufenden Jahr haben sich die Kurse von Aktien nach dem Börsengang deutlich schlechter entwickelt als der Markt insgesamt. Die Differenz ist die größte, die jemals für ein Jahr gemessen wurde.
01.10.2019 10:51
Aktualisiert: 01.10.2019 10:51
Lesezeit: 2 min
2019 wird schlechtestes Jahr für Börsengänge in der Geschichte
Laut aktuellen Daten waren die meisten Börsengänge im laufenden Jahr ein schlechter Deal für die Investoren. (Foto: dpa) Foto: epa Everett Kennedy Brown

Der kürzlich gescheiterte Börsengang des US-Bürovermittlers WeWork hat die schlechte Stimmung am Kapitalmarkt weiter gedrückt. Doch WeWork ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs, so ein aktueller Bericht der Investmentbank Goldman Sachs.

Die folgende Grafik von Goldman-Analyst David Kostin zeigt, wie sich Aktien innerhalb eines Monats nach dem Börsengang im Vergleich zum Aktienindex Russell 3.000 entwickelt haben, in dem die 3.000 Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung in den USA gelistet sind.

Demnach haben sich Aktien im laufenden Jahr im Mittel (Median) um rund 3 Prozent schlechter entwickelt als der Russell 3.000. Das ist der schlechteste Wert, der jemals für ein Gesamtjahr festgehalten wurde - weitaus schlechter als die negativen Renditen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009 und nach dem Platzen der ersten Internet-Blase.

Laut Peter Garnry von der Saxo Bank bedeuten die aktuellen Bewertungen von Unternehmen im Sektor "Software und Dienstleistungen", dass Investoren Renditen von etwa 4,8 Prozent erwarten. "Wir sind der Ansicht, dass die Bewertungen von Softwareunternehmen angesichts der Aussichten und des Risiko-Ertrags-Verhältnisses ein unhaltbares Niveau erreicht haben", so der Analyst.

Deutet gescheiterter WeWork-Börsengang auf Platzen der Blase hin?

Michael Wilson von Morgan Stanley sagt, dass ihn der gescheiterte Börsengang des WeWork-Eigentümers We Company an entscheidende Ereignisse in der Vergangenheit erinnert, die jeweils wichtige Spitzenbewertungen des Gesamtmarkts markierten.

  • Die gescheiterte fremdfinanzierte Übernahme von United Airlines im Oktober 1989 beendete die Blase der 1980er Jahre.
  • Die Fusion des Internetdienstleisters AOL und des Medienkonzerns WarnerMedia zu Time Warner im Januar 2000, mit der die Internet-Blase beendet wurde.
  • Die Übernahme von Bear Stearns durch JPMorgan im März 2008, die das Ende der finanziellen Exzesse der 2000er Jahre und den Beginn der Weltfinanzkrise signalisierte.

Nach Ansicht von Wilson könnte der gescheiterte WeWork-Börsengang "die Tage des unbegrenzten Kapitals für unrentable Unternehmen beenden". Außerordentliche Preise für Unternehmen zu zahlen, die vielleicht nie einen positiven Cashflow generieren, sei eine schlechte Idee. "Wenn Sie mich fragen, ist das nur gesunder Menschenverstand und es ist eine gute Sache, wenn die Märkte zu einer disziplinierteren Denkweise zurückkehren", so der Analyst. Das Problem sei, dass einige Aktien auf den Märkten erst noch auf den Boden zurückfallen müssten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...