Politik

Brexit: Großbritannien im Streit um Irland bereit zu Zugeständnissen

Lesezeit: 2 min
11.10.2019 16:45
Laut EU-Kreisen soll Großbritannien auf die Forderung verzichtet haben, dass nach dem Brexit an der Grenze auf der irischen Insel Zollkontrollen gibt.
Brexit: Großbritannien im Streit um Irland bereit zu Zugeständnissen
Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, und David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments, am Dienstag vor einem Treffen in der 10 Downing Street (Foto: dpa)
Foto: Aaron Chown

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

In die seit Monaten festgefahrenen Brexit-Verhandlungen kommt plötzlich Bewegung. Aus EU-Kreisen verlautete am Freitag, dass Großbritannien seine Position verändert habe. EU-Verhandlungsführer Michel Barnier habe den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union mitgeteilt, Großbritannien habe jetzt akzeptiert, dass eine Einigung nicht bedeuten könne, dass es nach dem EU-Austritt Großbritanniens auf der irischen Insel eine Grenze mit Zollkontrollen gebe.

Die EU-Staaten erteilten Barnier daraufhin das Verhandlungsmandat für weitere Gespräche, die schon am Wochenende starten dürften. Der britische Premierminister Boris Johnson wollte sich zu Zugeständnissen nicht konkret äußern: Es werde hart für einen Deal gearbeitet.

"Es ist ein Tunnel mit einem sehr kleinen Licht am Ende", sagte ein Diplomat zur Nachrichtenagentur Reuters. Er deutete damit allerdings auch an, dass es auf EU-Seite nicht allzu viel Hoffnung gebe, dass doch noch vor dem am 31. Oktober geplanten Brexit ein Scheidungsabkommen besiegelt werden kann. Ohne ein Abkommen drohen chaotische Zustände. Die Wirtschaft fürchtet Grenzkontrollen zwischen Irland und der britischen Provinz Nordirland, was viele Lieferungen verzögern würde und Produkte teurer machen dürfte.

Schon am Donnerstag hatte es überraschend positive Töne gegeben. Irlands Regierungschef Leo Varadkar sagte nach einem Treffen mit Johnson, eine Vereinbarung sei noch vor Ende Oktober möglich. Er sehe einen Weg für eine Brexit-Vereinbarung in den kommenden Wochen. Am Freitagmorgen traf Barnier in Brüssel dann den britischen Brexit-Minister Stephen Barclay. Beide Seiten sprachen danach von einem konstruktiven Gespräch.

Der Optimismus schlug sich auch an der Börse nieder. Das Pfund Sterling wertete weiter auf, zum Dollar binnen zwei Tagen nun um knapp vier Prozent. Das ist die größte Rally seit fast elf Jahren. Zum Euro ist es mit einem Plus von gut drei Prozent der größte Kurssprung seit viereinhalb Jahren.

Offiziell bremste Barnier aber die Erwartungen: "Seid geduldig", sagte der Franzose zu Journalisten. Es sei wie ein langer Anstieg zu einem Berggipfel.

EU-Ratspräsident Donald Tusk forderte von Großbritannien ultimativ einen tragbaren Kompromissvorschlag. Wenn keine praktikable Lösung aus London komme, werde er noch am Freitag erklären, dass eine Einigung beim EU-Gipfel in der nächsten Woche praktisch unmöglich sei. Dies habe er Johnson mitgeteilt. Zwar habe er von Varadkar nach dessen Treffen mit Johnson Signale erhalten, dass eine Einigung noch möglich sei. Allerdings gebe es keine Erfolgsgarantie und die Zeit sei praktisch abgelaufen. "Aber auch die geringste Chance muss genutzt werden."

Der bisher ausgehandelte Deal ist mehrfach im britischen Unterhaus durchgefallen. Allerdings hat das Parlament Johnson auch gesetzlich verpflichtet, den Brexit erneut zu verschieben, sollte es keine Einigung geben. Johnson will die Briten notfalls aber auch ohne Abkommen aus der EU führen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Technologie
Technologie Nvidia-Aktie vor Ausbruch? Chipkonzern will mit neuem Computersystem KI-Dominanz festigen
19.03.2024

Nvidia ist beim Thema Künstliche Intelligenz einer der wichtigsten Player auf dem Weltmarkt. Dank des KI-Hypes befindet sich die...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldrausch: Warum der Goldpreis immer weiter steigt und deutsche Anleger ausgerechnet jetzt verkaufen
19.03.2024

Der Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Zinsen besonders hoch sind....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ifo-Institut: „Homeoffice könnte Büroflächenbedarf senken“
19.03.2024

Das Homeoffice senkt in Deutschland den Bedarf an Büroflächen. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des ifo-Instituts und des...

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...