Unternehmen

Klöckner schockiert Anleger mit Gewitter von Gewinnwarnungen

Der deutsche Stahl-Riese Klöckner aus Duisburg findet 2019 einfach keinen Halt: Es hagelt eine Gewinnwarnung nach der anderen. Die schwache Konjunktur macht sich bemerkbar.
16.10.2019 16:02
Aktualisiert: 16.10.2019 16:14
Lesezeit: 2 min
Klöckner schockiert Anleger mit Gewitter von Gewinnwarnungen
Die Firmenzentrale von Klöckner in Duisburg (Foto: dpa). Foto: Martin Gerten

Wohl kaum ein deutsches Unternehmen repräsentiert die klassische Industrie Deutschlands so sehr wie der Stahlkonzern Klöckner aus dem Ruhrgebiet. Ursprünglich im Jahr 1906 vom Kaufmann Peter Klöckner als Handelshaus gegründet, ist die Gruppe in den vergangenen hundert Jahren zu einem wichtigen Akteur am internationalen Markt geworden. So verkauft Klöckner mittlerweile seine Produkte nicht nur, sondern stellt sie auch selbst her.

Und die Geschäfte, die der Konzern macht, haben wirklich gigantische Ausmaße. So bedient Klöckner über sein engmaschiges Vertriebsnetz, das über 160 Standorte in 13 Ländern gespannt ist, derzeit rund 100.000 Kunden. Das geht zumindest aus den Statistiken des Unternehmens hervor.

Doch ist im laufenden Jahr der Wurm drin. So hat die Führungsriege um den 60jährigen Vorstandsvorsitzenden Gisbert Rühl die Anleger wieder mit einer Gewinnwarnung geschockt. Wieder einmal: Denn es ist 2019 bereits das dritte Mal, dass der Manager die Aktionäre neue Prognosen präsentiert, die schlechter als angenommen sind.

Jetzt rechnet Rühl für das Gesamtjahr nur noch mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (EBITDA) von 120 bis 130 Millionen Euro. „Nach der Erholung der Stahlpreise in den USA im dritten Quartal, deren Fortsetzung auch für das vierte Quartal erwartet wurde, geht die Klöckner & Co SE nun von einem schwächeren Marktumfeld und einer erneut negativen Preisentwicklung aus“, heißt es in einer offiziellen Erklärung.

Ursprungsprognose stufenweise um fast 100 Millionen Euro verringert

Hintergrund: Die Auto- und Bauindustrie sowie der Maschinenbau gehören zu den wichtigsten Abnehmern der Produkte von Klöckner. Und hier hat sich die Konjunktur in der jüngsten Vergangenheit nicht sonderlich gut entwickelt.

Und wie stark Klöckner darunter leidet, ist auch daran zu sehen, wie sehr das Management im laufenden Jahr seine Erwartungen heruntergeschraubt hat. So hatte Rühl zuvor noch mit einem Plus zwischen 140 und 160 Millionen Euro gerechnet.

Diese Erwartungen hatte der Geschäftsmann im Sommer genannt und damit die vorherige Prognose kassiert, die noch von 180 bis 200 Millionen Euro ausgegangen war. Und auch dieser Ausblick war bereits im April reduziert worden. Ursprünglich hatte das Management sogar mit einem Gewinn gerechnet, der über dem Vorjahreswert von 227 Millionen Euro liegen wird. Damit hat Klöckner im Jahresverlauf seine erste Prognose um fast hundert Millionen Euro verringert.

Negativer Trend bereits im zweiten Quartal zu sehen

Insgesamt ist der negative Trend in der Bilanz zu sehen, den das Unternehmen für das zweite Quartal vorgelegt hatte. So verringert sich der Erlös im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis krachte um 15 Prozent auf 28 Millionen Euro ein.

Zuletzt standen noch Fusionsgespräche mit der Werkstoff-Sparte von ThyssenKrupp im Raum, das ebenfalls stark angeschlagen ist. Doch haben sich die Gespräche einem Bericht des „Handelsblattes“ zufolge zerschlagen. Das Blatt beruft sich auf Kreise des Aufsichtsrats.

Dass sich die Anleger darüber überhaupt nicht freuen, ist auch klar an der Entwicklung der Börsen zu spüren: So ist die Aktie des Stahlunternehmens in vergangenen zwölf Monaten am Handelsplatz in Frankfurt um fast 47 Prozent auf Werte um fünf Euro eingekracht. „Ein hoffnungsloser Fall“, zeigten sich Händler mehr als skeptisch.

Auch wenn die Erwartungen für das Gesamtjahr mehrfach nach unten korrigiert wurden, gab es wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis: So betrug das EBITDA in dritten Quartal 2019 26 Millionen Euro vor wesentlichen Sondereffekten. Wie der Konzern berichtete, liegt dieser Wert innerhalb der Prognosespanne von 25 bis 35 Millionen Euro. Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick, der aber nicht über die negative Gesamtentwicklung hinwegtäuscht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...