Finanzen

Japans chronische Exportschwäche ist ein schlechtes Zeichen für den Welthandel

Lesezeit: 2 min
21.10.2019 09:54  Aktualisiert: 21.10.2019 10:00
Die Ausfuhren von Produkten japanischer Unternehmen sind im September den zehnten Monat in Folge gesunken.
Japans chronische Exportschwäche ist ein schlechtes Zeichen für den Welthandel
Kräne im Containerhafen von Tokio. (Foto: dpa)
Foto: epa Franck Robichon

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Japanische Exportunternehmen ringen weiter mit den Folgen internationaler Handelskonflikte und der weltweiten Konjunkturabschwächung. Im September waren die Ausfuhren den zehnten Monat in Folge gesunken, berichtet de dpa. Im Vergleich zum Vorjahr seien sie um 5,2 Prozent gefallen, teilte das japanische Finanzministerium am Montag in Tokio mit. Damit fiel der Rückgang etwas höher aus als Beobachter erwartet hatten. Im August waren die Ausfuhren allerdings noch um 8,2 Prozent niedriger als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Japans Wirtschaft hat gleich an mehreren Fronten des Handelskriegs zu kämpfen. So sind die beiden Hauptkontrahenten China und die USA die beiden wichtigsten Handelspartner des Landes. Zudem verhandelt Japan selbst mit den Vereinigten Staaten über ein Handelsabkommen - im Fokus dabei sind mögliche Zölle auf japanische Autos, einem der wichtigsten Exportgüter des Landes.

In Zahlen ausgedrückt wirkten sich die Handelsdispute folgendermaßen aus: Die Exporte nach China sanken im September im Vergleich zum Vorjahr um 6,7 Prozent, die in die Vereinigten Staaten um 7,9 Prozent und der Wert der nach Südkorea ausgeführten Waren sank um fast 16 Prozent. Unter den Branchen waren vor allem die Ausrüster der besonders konjunktursensiblen Halbleiterunternehmen und Autohersteller stark betroffen.

Der zehnte Rückgang der japanischen Exporte in Folge könnte die Notenbank des Landes (BOJ) auf den Plan rufen. Die Entwicklung werde sich womöglich fortsetzen, sagte Yuichi Kodama, Chefvolkswirt beim Lebensversicherer Meiji Yasuda. "Trotz derzeit insgesamt stabiler Rahmenbedingungen würde dies zu einem Faktor für eine Lockerung der Geldpolitik werden, wenn die japanische Wirtschaft als Ganzes davon betroffen wäre." Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte Reuters am Wochenende gesagt, die Zentralbank werde "sicherlich" kurz- und mittelfristige Zinsen senken, sollte dies nötig werden. Die Währungshüter beraten nächste Woche über ihren Kurs.

Die japanische Zentralbank würde mit einer Leitzinssenkung einem derzeit zu beobachtenden Trend zu einer Lockerung der Geldpolitik weltweit entsprechen.

Darüber hinaus streitet Japan mit Südkorea über die Bedingungen im Handel untereinander. Beide Länder hatten sich zuletzt gegenseitig von einer sogenannten weißen Liste bevorzugter Handelspartner gestrichen und damit die Aus- und Einfuhr von Waren aus den jeweiligen Ländern erschwert. Die Auseinandersetzungen zwischen beiden Staaten – welche letztendlich historische Gründe um die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter haben – und deren Auswirkungen auf den Welthandel sind nicht zu unterschätzen, weil sowohl Japan als auch Südkorea traditionell starke Exportnationen sind und über wichtige Hochtechnologie-Industrien verfügen.

Wie blank die Nerven zwischen Südkorea und Japan inzwischen liegen, zeigt die Aufregung um einen Werbespot der japanischen Marke Uniqlo in Südkorea: Das Unternehmen nahm den Spot am Montag zurück, wies zugleich aber den Vorwurf von sich, damit Anspielungen auf die konfliktreiche Geschichte der Beziehungen beider Länder gemacht zu haben. Die Werbung führte sogar zu Protesten vor Uniqlo-Shops.

Inhalt der Werbung für Fleecemode ist ein Gespräch zwischen der 98-jährigen US-Mode-Ikone Iris Apfel und der 13-jährigen Designerin Kheris Rogers. Als Rogers die alte Dame fragt, wie diese sich als Teenagerin kleidete, antwortet sie: "Oh mein Gott. So weit zurück kann ich mich nicht erinnern."

In Südkorea tauchte jedoch eine etwas andere Übersetzung des Satzes auf: "Ich kann mich nicht an Dinge erinnern, die über 80 Jahre zurückliegen." Vor 80 Jahren, also 1939, war Südkorea eine japanische Kolonie, viele Menschen empfinden die brutale Herrschaft bis heute als verletzend und fühlen sich deshalb immer wieder angegriffen.

"Eine Nation, die ihre Geschichte vergisst, hat keine Zukunft", schrieb etwa ein Internetnutzer in Südkoreas größtem Netzwerk Naver. "Wir können nicht vergessen, was vor 80 Jahren passiert ist", schrieb er weiter und warf Uniqlo vor, sich über die Vergangenheit lustig zu machen. Der japanische Einzelhändler ist mit 186 Geschäften in Südkorea vertreten.

Uniqlo selbst erklärte am Montag, es sei in der Werbung lediglich darum gegangen, den Altersunterschied zwischen Menschen deutlich zu machen und zu betonen, dass die Mode "für alle Generationen" gemacht sei. Der Spot habe "nicht die Absicht gehabt", die Zeit der Kolonialherrschaft zu thematisieren. Gleichwohl sei er zurückgenommen worden, um den Schaden zu begrenzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...

DWN
Politik
Politik Bericht: Habeck-Mitarbeiter sollen Kritik am Atom-Aus missachtet haben
25.04.2024

Wichtige Mitarbeiter von Bundesministern Habeck und Lemke sollen laut einem Bericht interne Zweifel am fristgerechten Atomausstieg...

DWN
Finanzen
Finanzen Feiertagszuschlag: Was Unternehmer an den Mai-Feiertagen beachten sollten
25.04.2024

Feiertagszuschläge sind ein bedeutendes Thema für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wir werfen einen genauen Blick auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen Teurer Anlegerfehler: Wie der Blick in den Rückspiegel fehlgeht
25.04.2024

Anleger orientieren sich an den Renditen der vergangenen drei bis zehn Jahre, um Aktien oder Fonds auszuwählen. Doch laut Finanzexperten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...