Politik

Chinas Staudämme kontrollieren die Wasserversorgung in Asien

Kein anderes Land der Welt baut so viele große Staudämme wie China. Auf diese Weise kann das Land auch Kontrolle über seine zahlreichen flussabwärts gelegenen Nachbarstaaten ausüben.
10.11.2019 20:00
Lesezeit: 2 min
Chinas Staudämme kontrollieren die Wasserversorgung in Asien
Xi Jinping, Präsidenten von China, blickt an der Drei-Schluchten-Talsperre am Jangtsekiang durch ein Fernglas. (Foto: dpa) Foto: Xie Huanchi

Mehr als die Hälfte der rund 50.000 großen Staudämme der Welt stehen in Asien. Und während man im Westen praktisch keine neuen Dämme mehr baut und in asiatischen Ländern wie Japan, Südkorea und Indien immer weniger - auch aufgrund wachsenden Widerstands in der Bevölkerung, fügt China stetig weitere Mega-Staudämme hinzu. Diese dienen dem Land nicht nur als Wasserquelle, sondern auch als politisches Druckmittel.

Auch wenn China am Mekong bereits elf riesige Dämmen errichtet hat, baut das Land hier weitere Dämme. Der 4.880 Kilometer lange Fluss hat seine Quelle auf dem wasserreichen tibetischen Plateau. Tibet und die nördlich davon gelegene Provinz Xinjiang sind die Ursprünge zahlreicher Flüsse.

Nicht nur am Mekong baut China neue Staudämme, sondern auch an seinen anderen transnationalen Flüssen, die zusammen in 18 stromabwärts gelegene Nachbarländer fließen. Kein anderes Land der Welt dient als Flussquelle für so viele andere Staaten. Durch den Bau von Staudämmen, Sperrwerken und anderen Bauten zur Wasserumlenkung versetzt sich China in die Lage, das Wasser seiner Flüsse als politisches Druckmittel einsetzen zu können.

Doch nicht nur China, sondern auch andere Staaten auf dem asiatischen Festland kämpfen heute darum, die gemeinsamen Wasserressourcen mithilfe von Staudämmen zu kontrollieren, schreibt Brahma Chellaney, Autor des Buches "Wasser: Asiens neues Schlachtfeld". So gehe es etwa bei den Territorialstreitigkeiten um Kaschmir und das Ferghana-Tal in Zentralasien auch um Wasser.

Die schwere Dürre, die derzeit Teile der riesigen Region von Australien bis zur indischen Halbinsel austrocknet, zeigt die drohende Wasserknappheit in den dicht besiedelten Regionen Asiens. Der mithilfe von Staudämmen ausgetragene Kampf ums Wasser könnte hier noch zu größeren Spannungen und Konflikten führen.

China ist nach wie vor weltweit führend beim Bau von Staudämmen - sowohl im Inland als auch im Ausland. So sollen mehrere der südostasiatischen Staudammprojekte, die von chinesischen Unternehmen finanziert und durchgeführt werden, Strom für den Export nach China erzeugen, etwa in Laos und Myanmar.

Zu den geplanten neuen Dämmen gehört auch ein massives Projekt in Tibet am Brahmaputra, dem höchstgelegenen großen Fluss der Welt. Der geplante Damm, nahe der umstrittenen, stark militarisierten Grenze zu Indien, wird fast doppelt so viel Strom erzeugen können wie die im Jahr 2008 fertiggestellte Drei-Schluchten-Talsperre.

Seit China am Mekong eine Kaskade riesiger Dämmen errichtet hat, sind Dürren in den flussabwärts gelegenen Ländern häufiger und intensiver geworden. Doch Peking bestreitet, dass die chinesischen Dämme schuld daran sind, und hat sogar versprochen, mehr Stauwasser für die von der Dürre betroffenen Länder freizusetzen. Aber eben dieses Hilfsangebot zeigte die neue Abhängigkeit der flussabwärts gelegenen Länder vom chinesischen Wohlwollen - eine Abhängigkeit, die sich mit dem Bau weiterer riesiger Dämme noch verstärken könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Putin versucht in Europa, was nicht einmal Stalin gelang
03.12.2025

Europa steht vor einer sicherheitspolitischen Zäsur. Neue Enthüllungen über Washingtons Verhandlungen, interne Machtkämpfe in Kiew und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...