Die griechische Regierung begrüßte am Montag den ersten offiziellen Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Griechenland als eine “neue Ära” in einer ohnehin engen Handels- und Investitionsbeziehung, die von den USA und der EU aufmerksam verfolgt wird, berichtet die griechische Zeitung Neos Kosmos. “Griechenland erkennt China nicht nur als Großmacht an, sondern auch als ein Land, das sich nicht ohne Schwierigkeiten eine führende geostrategische wirtschaftliche und politische Rolle erarbeitet hat”, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis gegenüber Xi.
Griechenland sei bestrebt, eine größere Rolle bei der Entwicklung Chinas in Übersee zu spielen. Während des Besuchs unterzeichneten die beiden Länderdelegationen 16 Kooperationsvereinbarungen, von denen die wichtigsten neue chinesische Energieinvestitionen in Griechenland umreißen. Beispielsweise soll eine Niederlassung der Industrial and Commerical Bank of China in Athen gegründet werden, um Projekte für erneuerbare Energien zu finanzieren. Ein weiteres Projekt ermöglicht den Bau eines 50-Megawatt-Solarkraftwerks auf der Insel Kreta mit dem technischen Know-how der China Energy Engineering Group. Im aktuellen Jahr genehmigte die konservative Regierung in Athen chinesische Investitionen in Höhe von 611,8 Millionen Euro, die zuvor von der Tsipras-Regierung über einen Zeitraum von 18 Monaten eingefroren wurden, so China Daily.
In den kommenden fünf Jahren werden sich die chinesischen Investitionen auf fast drei Milliarden US-Dollar belaufen. Die staatliche China Ocean Shipping Company (COSCO) wird diese Summe weitgehend für den Hafen von Piräus ausgeben. Cosco hat dort bereits 800 Millionen Euro investiert und den Hafen zur Drehscheibe chinesischer Exporte in die EU gemacht - im Rahmen des chinesischen Projekts "Neue Seidenstraße", das China mit dem Westen Eurasiens verbinden soll. In den kommenden Jahren wollen die Chinesen weitere 600 Millionen Euro in Piräus investieren, den Containerhafen weiter ausbauen und verstärkt auch in Hotellerie und Kreuzfahrten einsteigen.
Dank der Investitionen von COSCO stieg der Containerumschlag bei Piräus von 685.000 im Jahr 2010 auf fünf Millionen Container im vergangenen Jahr. Piräus wird in diesem Jahr der größte Containerhafen des Mittelmeers sein und nach Schätzungen 10 Prozent der nach Europa exportierten chinesischen Waren abfertigen. “Wir beabsichtigen, Piräus zum größten Hafen Europas zu machen, und der Masterplan sichert uns den Erfolg. Wir wollen Piräus zu einem globalen Umschlagplatz nach dem Vorbild Singapurs machen”, so der COSCO-Chef Xu Lirong.
COSCO hat den Umsatz des Hafens von Piräus um ein Drittel und die Rentabilität um das Vierfache gesteigert. Im vergangenen Jahr wurden elf Millionen US-Dollar an Dividenden ausgeschüttet, von denen 24 Prozent an den Staat gingen. Obwohl COSCO 2016 den Kauf der Piraeus Port Authority (PPA) genehmigt hat, hat die Europäische Kommission auch ihre Vorbehalte gegen den chinesischen Einfluss in Griechenland zum Ausdruck gebracht.
Der griechische Premier zeigte sich dankbar: Er erinnerte daran, dass China einer der wenigen Staaten war, die während der schweren Finanzkrise der vergangenen Jahre in Griechenland investiert hatten. Athen hofft nun, dass Peking sogar das pleitebedrohte staatliche Elektrizitätsunternehmen DEI kaufen könnte und darüber hinaus in dem Bereich umweltfreundliche Energien aktiv wird.
Einige Analysten warnen jedoch davor, dass die Beziehungen zwischen Griechenland und China bei aller Wärme auch sehr ungleich sind. “Ich denke, die griechische Seite kann nicht mehr als ein Prozent der Gesamtvorteile von [Piräus] erzielen. Denken Sie an den Wert des Inhalts jedes Containers. Wir sprechen vielleicht über einen Wert von 30-40 Milliarden Euro für all diese Waren [die jedes Jahr nach Europa kommen]”, zitiert der britische Guardian den Analysten Plamen Tonchev: “Aus geopolitischer Sicht sind die westlichen Partner besorgt, dass der Flirt Griechenlands mit China die südöstliche Flanke der Nato und der EU schwächen könnte. Mitsotakis wird es schwer haben, sie davon zu überzeugen, dass Griechenland kein trojanisches Pferd ist.
Seit geraumer Zeit versucht China, seinen Einfluss im Rahmen der 17+1-Initiative in Süd- Ost- und Mitteleuropa auszubauen. Griechenland ist erst kürzlich im April 2019 der Initiative beigetreten. Die 17+1-Initiative soll vor allem als Pfeiler der Neuen Seidenstraße Chinas in Europa dienen.