Technologie

Dudenhöffer: „Teslas Pläne sind für die Autobauer gut, für die Bundesregierung ein Problem“

Die Pläne des US-Elektroautoherstellers Tesla zum Bau einer großen Batteriefabrik nahe Berlin wirken sich dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer zufolge direkt auf die Pläne der Bundesregierung zum Aufbau einer nationalen Batterieproduktion aus.
13.11.2019 10:38
Aktualisiert: 13.11.2019 10:38
Lesezeit: 2 min

Die geplante Fabrik des Elektroauto-Herstellers Tesla soll nach Angaben aus Brandenburger Regierungskreisen in die Brandenburger Gemeinde Grünheide kommen. Seit rund vier Monaten sei man über den geplanten Standort im Landkreis Oder-Spree im Gespräch, hieß es am Mittwoch. Über den Standort rund 35 Kilometer südöstlich vom Zentrum Berlins hatte der Tagesspiegel berichtet.

Tesla-Chef Elon Musk hatte am Dienstagabend überraschend bei der Verleihung des «Goldenen Lenkrads» von Auto Bild und Bild am Sonntag in Berlin verkündet, seine europäische Fabrik im Umland von Berlin zu bauen. Das Werk solle in der Nähe des geplanten Hauptstadtflughafens BER entstehen. Die «Gigafactory» soll zunächst den künftigen Kompakt-SUV Model Y sowie auch Batterien und Antriebe bauen. Tesla werde zudem ein Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin ansiedeln, so Musk.

Tesla hatte schon seit längerem nach einem Standort für eine «Gigafactory» für die Herstellung von Batterien und Fahrzeugen in Europa gesucht. Obwohl auch andere Länder Interesse zeigten, hatte Musk zuvor bereits gesagt, dass Deutschland gute Chancen habe. Die Fabrik in Deutschland soll nach bisherigen Angaben voraussichtlich Ende 2021 in Betrieb gehen.

Dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöffer zufolge ist die Ankündigung Teslas positiv für die deutschen Autobauer zu werten. Er sieht aber ein Problem für die von der Bundesregierung angestrebte Produktion von Lithium-Ionen-Batterien in Deutschland. Dudenhöffer schreibt:

"Jetzt sollte auch überlegt werden, welchen Sinn die Altmaier Milliarde für einen deutsche Lithium-Ionen-Fabrikation hat. Zu überlegen ist auch, welchen Sinn eine Batterieforschungsfabrik in NRW noch macht. Da scheint sich NRW mit 200 Mio. € Landesmittel für die Batterieforschungsfabrik „verspekuliert“ zu haben. CATL ist in Erfurt, Northvolt, LG-Chem, Samsung, usw. in Europa - jetzt die Gigafactory bei Berlin. Wir sollten nicht in Aachen und Münster mit einer Batterieforschungsfabrik das Rad nochmals erfinden, sondern am wertvollsten arbeiten, dem Zellmaterial. Am besten gemeinsam mit den Champions Materialien weiterentwickeln. So würden Steuermilliarden richtig investiert. Mit den Chinesen, Tesla und anderen versuchen, das Zellmaterial weiter zu entwickeln schafft Vorsprung und nützt unseren Zulieferern und Chemieunternehmen wie etwa der BASF. Bei Material ist mehr zu gewinnen als an den NRW-Standorten Aachen und Münster mit einer Batterieforschungsfabrik das Rad der Zellfertigung nochmals zu erfinden.

Für den Autostandort Deutschland ist Musk Ankündigung eine gute Nachricht. Wettbewerb hat schon immer dafür gesorgt besser und schneller zu werden. Also eine gute Nachricht auch für VW, Daimler und BMW. Mit der Entscheidung von Elon Musk für Deutschland werden wir gestärkt und die Elektromobilität nimmt mehr Fahrt auf als bei 100 Kanzlergipfel in Berlin

Die Wahl Deutschland und Berlin-Brandenburg war überraschend, aber nicht abwegig. Für Zellfabrikationen sind auf der einen Seite Standortbedingungen wie notwendige Flächen, Bodenpreise, Infrastruktur, EU-Beihilfeprogramme, Energiekosten wichtig,… aber natürlich hat Berlin auch Aussagekraft und die passt zu einer Premiummarke wie Tesla. Tesla in Polen oder Ukraine kann sich doch wirklich keiner vorstellen.

Bei der Zahl an Arbeitsplätzen sollte man die Dinge nicht überschätzen. Zellfabrikation ist hochautomatisiert. Da zählen Energiekosten deutlich mehr als Arbeitskosten. Ob die Produktion schon 2021 beginnt - daran sollte man mal ein Fragezeichen setzen. Theoretisch ja, praktisch muß Elon Musk schauen, wie er seine Finanzierungen „balanciert“. Sein Werk in China hat ganz klar Vorfahrt. Wenn China steht und er die Finanzierung schafft ja, aber ich glaube da nicht an 2021 für Berlin."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenpaket 2025 beschlossen: Wirtschaft hält es für „unfinanzierbar“ – die zentralen Bausteine
14.12.2025

Das von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket soll am 19. Dezember vom Bundesrat bestätigt werden. Was es genau beinhaltet und...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Warum der Chipriese plötzlich um seinen Ruf kämpfen muss
14.12.2025

Die enormen Kursgewinne von Nvidia haben den Chipkonzern zum Symbol eines Marktes gemacht, der zwischen technologischem Fortschritt und...

DWN
Finanzen
Finanzen Averaging down: Billig, billiger, "verbilligen" – Chance oder Anlegerfalle?
14.12.2025

"Verbilligen" klingt nach Schnäppchen – doch an der Börse ist billig nicht automatisch gut. Viele Vermögensverwalter empfehlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....