Eigentlich sollte die Kapazität seiner in Erfurt geplanten Batterie-Fabrik 14 Gigawattstunden (GWh) betragen. Doch jetzt korrigiert der weltgrößte Batterie-Hersteller, „Contemporary Amperex Technology“ (CATL), seine Pläne, und zwar sehr weit nach oben: Die Kapazitäten sollen mehr als das Siebenfache betragen, als ursprünglich geplant. „Spätestens ab 2026 könnten wir im dreistelligen Gigawatt-Bereich sein“, verkündete CATL-Europa-Chef Matthias Zentgraf auf dem CAR-Symposium in Bochum.
Rückblick: Im Sommer letzten Jahres wurde bekannt, dass CATL auf einem 82 Hektar großen Gelände in Erfurt eine Batterie-Fabrik errichten will. Die thüringische Landeshauptstadt hatte sich gegen Konkurrenten aus Polen, Ungarn und Slowenien durchgesetzt, weil – so Zentgraf – „Qualifikationen und Loyalität der thüringischen Arbeitnehmer stärker ausgeprägt sind“. Eine Viertel Milliarde Euro wollte CATL in die Hand nehmen. Jetzt dürfte die Investitionssumme um einiges höher ausfallen.
Der Grund für den Ausbau ist der Umstand, dass der Umschwung von Verbrennungsmotor auf Elektro-Antrieb voraussichtlich weitaus rascher vonstattengehen wird, als noch vor kurzer Zeit absehbar. Unter anderem haben VW sowie Daimler angekündigt, dass für sie die Zukunft des Autos in der E-Mobilität liegt. Darüber hinaus hat die EU strenge CO2-Vorgaben erlassen. Dem Handelsblatt sagte Zentgraf: „Im vergangenen Jahr hat sich einiges getan, die neuen CO2-Ziele führen zu einer schneller anziehenden Nachfrage nach E-Autos, als wir gedacht hatten.“
Die Fabrik in Erfurt könnte die mit der größten GWh-Kapazität der Welt werden. Die derzeit leistungsfähigste Batterie-Fabrik ist die „Tesla Gigafactory“ in Reno (US-Bundesstaat Nevada). Ihre Produktion kommt der von 20 GWh pro Jahr gleich – also ein Fünftel von dem, was in Thüringen geplant ist. Ausgebaut werden soll die Kapazität der Gigafactory auf 35 GWh im Jahr - also rund einem Drittel der in Erfurt geplanten Leistung.
CATL wurde 2011 von dem damals 43-jährigen Ingenieur Robin Zeng gegründet, der bis heute größter Anteilseigner sowie Vorstandsvorsitzender ist. Das Unternehmen hat seinen Sitz in der 420.000-Einwohner-Stadt Ningde an der Südost-Küste Chinas. Kerngeschäft sind die Produktion von Batteriemanagement-Systemen, Energiespeichern und Lithium-Batterien für Elektroautos sowie das Recyceln von gebrauchten Batterien. CATL beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter, von denen fast jeder vierte im Bereich Forschung und Entwicklung tätig ist. Der Jahresumsatz beträgt circa 3,5 Milliarden Euro, wobei die Erlöse im Jahr 2018 im Vergleich zu 2017 um rund 60 Prozent anstiegen.
2014 eröffnete das Unternehmen seine erste Auslands-Niederlassung, und zwar in München. 2017 folgten Niederlassungen in den USA, Kanada, Frankreich und Japan. Am 12. Juni 2018 ging CATL an die Börse. Gleich am ersten Tag stieg der Wert der Aktie von 25,14 Yuan (3,92 Euro) auf 36,20 Yuan (5,64 Euro). Mit einer Steigerung von 44 Prozent entspricht das dem höchsten Kursanstieg, der am ersten Handelstag eines neu gelisteten Unternehmens nach chinesischem Recht erlaubt ist. Ohne diese Einschränkung wäre nach Einschätzung von Marktexperten eine noch weitaus höhere Steigerung möglich gewesen. Mittlerweile liegt der Aktienkurs bei 78,40 Yuan (10,24 Euro). CATLs Marktkapitalisierung liegt damit bei knapp 15 Milliarden Euro.
Die von CATL im Jahr 2017 produzierten Batteriezellen haben eine Leistung von zwölf Gigawattstunden (GWh). Drei Jahre zuvor waren es lediglich zwei GWh gewesen. CATL hat sich damit innerhalb weniger Jahre zum größten Batteriezellen-Hersteller der Welt aufgeschwungen, vor Panasonic (10,2 GWH) und BYD (4,7 GWh). Bis 2020 soll die Produktion auf ein Volumen zwischen 50 GWh und 90 GWh ausgeweitet werden. Derzeit plant das Unternehmen den Bau einer Gigafabrik in China, die ein Produktionsvolumen von 50 GWh haben und in einigen Jahren eröffnet werden soll.
CATL hat mit BMW einen langfristigen Vertrag über die Lieferung von Batteriezellen im Wert von vier Milliarden Euro geschlossen. Dazu soll das Erfurter Werk mit Lieferungen im Wert von 1,5 Milliarden Euro beitragen. Darüber hinaus haben die Chinesen im Frühjahr 2018 Lieferverträge mit Daimler sowie mit VW im Milliardenhöhe unterzeichnet.
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