Finanzen

Investoren setzen zunehmend auf Verbriefungen riskanter Autokredite

Im laufenden Jahr bahnt sich in den USA ein neuer Rekord bei der Ausgabe von Verbriefungen von Autokrediten an. Dass die Zahlungsverzüge zunehmen, ficht die Investoren offenbar nicht an.
07.12.2019 10:06
Lesezeit: 3 min
Investoren setzen zunehmend auf Verbriefungen riskanter Autokredite
Das Emblem eines Cadillac Serie 62 zeichnet sich am 23.06.2016 bei einem Fototermin der US Car Convention vor der Silhouette des Standbild des "Goldenen Reiter" in Dresden (Sachsen) ab. (Foto: dpa) Foto: Arno Burgi

Der Markt für Wertpapiere, die mit den riskantesten US-Autokrediten hinterlegt sind, boomt. Im laufenden Jahr wurden in den USA bereits 29,2 Milliarden Dollar an solchen "Subprime" Asset Backed Securities (ABS) emittiert. Daher wird erwartet, dass der bisherige Rekord vom letzten Jahr in Höhe von 32,2 Milliarden Dollar noch übertreffen wird, wie Daten von Finsight zeigen, und dies trotz schwächerer Verkäufe von Neuwagen und Lastwagen in diesem Jahr.

Auf der Suche nach Rendite nehmen Anleger offenbar Warnungen in Kauf, dass sich die Zahlungsfähigkeit der Verbraucher verschlechtert hat. Die starke Nachfrage nach den "Subprime" Auto-Papieren zeigt sich an niedrigen Spreads zu Staatsanleihen mit vergleichbaren Laufzeiten. Ein ABS-Index mit Ratings von AA bis BBB, zu dem auch Kredite an risikoreiche Kreditnehmer gehören, liefert laut JPMorgan weniger als 90 Basispunkte mehr als US-Staatsanleihen mit ähnlichen Laufzeiten. Das ist nahe dem Jahrestief und etwa halb so viel wie vor drei Jahren.

Optimistische Investoren und Analysten verweisen auf eine niedrige Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und eine niedrige Gesamtverschuldung der privaten Haushalte, und führen dies als Beweis für die Solidität des Subprime-Sektors an, der normalerweise Kreditnehmer mit Kreditwerten von weniger als 620 auf der häufig verwendeten FICO-Skala bezeichnet. "Entscheidend ist die Stärke der Haushaltsbilanzen", zitiert die Financial Times Nicky Dang von Moody's, demzufolge die Schuldenzahlungen als Prozentsatz der verfügbaren Einkommen im ganzen Land nach wie vor fast auf historischen Tiefstständen liegen.

Dennoch mehren sich die Bedenken, dass die Verbraucher möglicherweise mehr Schulden gemacht haben, als sie bewältigen können. Daten der Federal Reserve Bank of New York zeigen, dass der Gesamtanteil der Auto-Verbraucherkredite, die mehr als 90 Tage überfällig kommen, stetig gestiegen ist. Dieser Trend bei den Autokrediten steht im Gegensatz zu den Hypothekenschulden, bei denen die Zahlungsausfälle im Verhältnis zu den ausstehenden Darlehen seit etwa zehn Jahren stetig zurückgehen.

Nach Angaben der US-Notenbank befanden sich am Ende des dritten Quartals mehr als 1,3 Billionen Dollar an Autokrediten im Umlauf, nachdem in den drei Monaten 159 Milliarden Dollar an neuen Krediten hinzukamen. Das war der zweithöchste Quartalsanstieg in den Daten. Von diesen 1,3 Billionen Dollar sind 4,8 Prozent oder etwa 62 Milliarden Dollar mehr als 90 Tage überfällig - deutlich mehr als 3,1 Prozent beziehungsweise 29 Milliarden Dollar vor fünf Jahren. Dieser Anteil liegt nicht weit entfernt vom bisherigen Rekord von 5,2 Prozent in der Finanzkrise.

Laut einem Blogbeitrag von Fed-Ökonomen konzentriert sich der Anstieg der Zahlungsausfälle besonders auf die Subprime-Kreditnehmer. Jennifer Thomas der Bostoner Firma Loomis Sayles mit einem verwalteten Vermögen von 286 Milliarden Dollar sagte der Financial Times, dass die wachsenden Zahlungsverzüge bei den Auto-ABS deshalb noch keine Folgen gehabt hätten, weil die Emittenten seit der Finanzkrise in der Regel mit höherem Eigenkapital strukturiert seien, was den Anlegern ein größeres Verlustpolster gebe.

Tracy Chen, ein in Philadelphia ansässiger Portfoliomanager von Brandywine Global Investment Management, nennt einen weiteren Grund für die starken ABS-Performance trotz steigender Zahlungsausfälle. Nur ein Bruchteil der Autokredite sei in Wertpapiere verpackt worden, und die Kreditstandards der ABS-Emittenten und Ratingagenturen sorgten dafür, dass einige der schwächsten Kredite in den Bilanzen von Banken, Genossenschaften, Fondsmanagern und Tochtergesellschaften verblieben, von denen viele außerbörslich gehalten würden.

Die Daten der Fed stehen auch im Gegensatz zu den Berichten von Kreditauskunfteien und von auf Subprime-Finanzierungen spezialisierten Börsenunternehmen. Equifax zum Beispiel zeigt Auto-Zahlungsverzüge bei etwa 2 Prozent der ausstehenden Kredite und ist seit mehreren Jahre stabil. Santander Consumer, der größte Subprime-Kreditgeber und ABS-Emittent der USA, verzeichnete im dritten Quartal sinkende Ausfallraten und einen Rückgang seines Portfolios an Krediten in Restrukturierung um ein Viertel. "Ich denke, das spiegelt [die] Art der aktuellen Qualität wider, die wir in unserem Portfolio haben", sagte Scott Powell, Chef von Santander Consumer, Ende letzten Monats. "Wir sind ziemlich positiv, wenn es um die allgemeine Kreditentwicklung im nächsten Jahr geht."

Joseph Cioffi hingegen, der Vorsitzende im Insolvenz- und Gläubigerrecht bei der Kanzlei Davis & Gilbert, sagte, dass strukturelle Verbesserungen möglicherweise nicht ausreichen werden, um eine Abschwächung der Konjunktur auszugleichen, "was dazu führen wird, dass sich die Verluste verschärfen und überschlagen".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...