Finanzen

Studie: Deutsche Wirtschaft und Haushalte steuern mit 5G auf ein Strompreis-Debakel zu

Einer Studie zufolge wird der neue Mobilfunkstandard 5G zu einer massiven Zunahme des Stromverbrauchs führen. Das alles geschieht zu einer Zeit, in der die Strompreise Allzeitrekorde im Monatstakt markieren.
10.12.2019 15:42
Aktualisiert: 10.12.2019 15:42
Lesezeit: 2 min
Studie: Deutsche Wirtschaft und Haushalte steuern mit 5G auf ein Strompreis-Debakel zu
Die Sonne geht hinter einem Strommasten unter. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Der superschnelle Mobilfunkstandard 5G wird den Stromverbrauch von Rechenzentren kräftig nach oben treiben. Nach einer Studie für den Stromversorger Eon wird der ohnehin stark wachsende Energiebedarf der Rechenzentren durch 5G in diesem Zeitraum um 3,8 Milliarden Kilowattstunden steigen. Das wäre genug Strom, um alle 2,5 Millionen Einwohner der NRW-Großstädte Köln, Düsseldorf und Dortmund ein Jahr lang zu versorgen, teilte Eon am Dienstag mit.

Rechenzentren gehören schon jetzt zu den großen Stromverbrauchern. Derzeit werden dort laut Eon-Studie von mehr als zwei Millionen Servern rund 13 Milliarden Kilowattstunden Strom in Wärme umgewandelt und weitgehend ungenutzt in die Umwelt abgegeben. Der Energieversorger sieht großes Potenzial, um Rechenzentren zur Wärmeversorgung von Wohnsiedlungen und ganzen Stadtteilen zu nutzen.

Mit 5G wollen Unternehmen eigene Mobilfunknetze auf ihren Fabrikgeländen aufbauen, autonom fahrende Autos brauchen den neuen Mobilfunkstandard und auch in der Telemedizin oder in der Landwirtschaft soll er künftig eine wichtige Rolle spielen. Das erfordert laut Studie den Aufbau von vielen kleinen und lokalen Rechenzentren, die vielfach als Zwischenstation zu den zentralen Einheiten fungieren.

Die erwartete deutliche Zuneahme des Strombedarfs fällt in eine Zeit extrem hoher Strompreise als Folge des Ausstiegs aus der Nuklear- und Kohlekraft und der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Inzwischen ist der Strompreis zu einem Problem für die deutsche Wirtschaft mutiert, obwohl zahlreiche Großunternehmen Rabatte erhalten.

Vor dem Vermittlungsausschuss zum Klimapaket hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) deshalb eine deutliche Senkung der Stromkosten gefordert. Wie die Welt am Sonntag unter Berufung auf einen Vorstandsbeschluss berichtet, verlangt der Verband bis 2030 die Abschaffung der EEG-Umlage zur Förderung des Öko-Stroms. In einem ersten Schritt solle die Belastung durch die Umlage bis 2023 um sieben Milliarden Euro verringert werden. Damit werde eine Senkung des Strompreises um 2 Cent pro Kilowattstunde erreicht.

"Diesem Einstieg sollten weitere Schritte zur Reform des Steuer- und Abgabensystems folgen", heißt es dem Bericht zufolge in dem Beschluss. "Der DIHK empfiehlt dafür als erste Maßnahme einen verbindlichen Fahrplan für die vollständige Abschmelzung der EEG-Umlage bis 2030."

Die Bundesregierung plant im Zuge ihres Klimapakets Entlastungen beim Strompreis. Ab 2021 soll die EEG-Umlage in einem ersten Schritt um 0,25 Cent pro Kilowattstunde gesenkt und dann weiter verringert werden - im Gegenzug zu einem Einstieg in eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes beim Verkehr und bei Gebäuden. Aus Sicht der Wirtschaft sei die geplante Absenkung der Stromkosten viel zu gering, kritisiert der DIHK. Zum kommenden Jahreswechsel steigt die EEG-Umlage, über die der Ausbau der erneuerbaren Energien finanziert wird, erstmal um 5,5 Prozent auf 6,756 Cent je Kilowattstunde – Strom wird also noch teurer als heute schon.

Seit Montag tagt der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat mit seinen Beratungen. Die Länderkammer hatte Steuergesetze des Klimapakets vorerst gestoppt. Im Vermittlungsausschuss von Bundesrat und Bundestag soll nun möglichst noch vor Weihnachten ein Kompromiss gefunden werden. Es geht vielen Ländern in erster Linie um finanzielle Fragen. Die Grünen dringen auch auf inhaltliche Nachbesserungen - und wollen etwa die Anhebung der Pendlerpauschale verhindern.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...