Finanzen

Stresstest deckt Milliardenlöcher in Europas Betriebsrenten-System auf

Ein Stresstest der Aufsichtsbehörde EIOPA deckt Milliardenlöcher in den Betriebsrentensystemen des Kontinents auf. Das System dürfte eine neue Finanzkrise nicht überstehen.
19.12.2019 11:00
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Stresstest deckt Milliardenlöcher in Europas Betriebsrenten-System auf
Eine Euro-Münze. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

In den europäischen Pensionsfonds und Pensionskassen klaffen nach den Erkenntnissen der Aufsichtsbehörde EIOPA angesichts der niedrigen Zinsen Milliarden-Löcher. In einem Stresstest, dessen Ergebnisse die EU-Versicherungs- und Pensionsfonds-Aufsicht am Dienstag in Frankfurt vorstellte, zeigte sich, dass in den 176 größten Betriebsrenten-Töpfen in einem widrigen Börsen-Szenario plötzlich bis zu 216 Milliarden Euro fehlen könnten. Der Markt-Schock würde sie nach Berechnungen der EIOPA um 270 Milliarden Euro bringen und damit fast ein Viertel ihrer Kapitalanlagen auslöschen.

Dann müssten die Betriebsrenten um insgesamt 173 Milliarden Euro gekürzt werden. Die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern die Pensionsansprüche gewährt haben, müssten in dem Fall zudem schnell 49 Milliarden Euro frisches Geld nachschießen - was sie selbst in Schwierigkeiten bringen könne, warnte die EIOPA.

Doch auch ohne zusätzlichen Stress an den Märkten fehlten den Pensionskassen und -fonds Ende 2018 zusammen 41 Milliarden Euro, um die Betriebsrenten-Zusagen erfüllen zu können, erklärte die Behörde. Das entspreche vier Prozent ihrer Verpflichtungen. In dem Stresstest simulierte die Eiopa den Fall, dass die Zinsen für kurzlaufende Anleihen plötzlich in die Höhe schnellen und die Risikoaufschläge für solche Papiere steigen. Dadurch würde der Wert der niedriger verzinsten Anleihen in den Beständen der Pensionskassen fallen.

Jetzt will die Behörde die Anlagestrategie der Betriebsrenten-Einrichtungen im Negativzins-Umfeld genauer untersuchen. Ab dem kommenden Jahr müssten die Unternehmen dafür deutlich bessere Daten liefern. Den nächsten Stresstest dieser Art plant die Eiopa aber erst für das Jahr 2022.

Die Träger der betrieblichen Altersvorsorge investieren - wie Lebensversicherer - vor allem in langfristige festverzinsliche und sichere Wertpapiere. Doch diese werfen aufgrund der seit Jahren extrem expansiven Geldpolitik der EZB kaum noch Erträge ab. EIOPA-Chef Gabriel Bernardino sagte in Frankfurt, eine der wichtigsten Schlussfolgerungen aus dem Stresstest sei, dass die Pensionsfonds ihre Kapitalanlagen mehr diversifizieren müssten, um zu große geografische oder Branchenrisiken zu vermeiden.

Besonders problematisch ist die Lage für Einrichtungen, die den Renten-Empfängern feste Leistungszusagen gemacht haben und nicht nur die Einzahlungen der Arbeitgeber garantieren. In Deutschland waren bis 2017 nur Leistungszusagen erlaubt. Von den 176 Stresstest-Teilnehmern kam rund ein Zehntel aus Deutschland, von der Allianz Pensionskasse über den Pensionsfonds von IBM Deutschland bis zur Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes. Der nächste Betriebsrenten-Stresstest der EIOPA ist in drei Jahren geplant.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Führen Sie die weltweit größten Kryptowährungen wie DOGE und BTC direkt ein und erzielen Sie über die COME-Mining-Plattform einen Gewinn von über 5.000 US-Dollar pro Tag.

Die Nachfrage nach Bitcoin (BTC) ist in letzter Zeit weiter gestiegen, und die Anlegerstimmung hat sich deutlich verbessert. Die COME...

DWN
Panorama
Panorama Autokrise trifft Kommunen: Wie Stuttgart, Wolfsburg und Ingolstadt sparen müssen
16.10.2025

Die Automobilkrise trifft nicht nur Konzerne, sondern auch ganze Städte. Stuttgart, Wolfsburg und Ingolstadt verlieren Millionen an...

DWN
Finanzen
Finanzen Trade Republic-Aktie im Fokus: Trade Republic hat Portfolio um Festzinsprodukte erweitert
16.10.2025

Die Trade Republic-Aktie steht erneut im Fokus, nachdem das Unternehmen sein Angebot im Bereich Zinsprodukte erweitert hat. Anleger...

DWN
Politik
Politik 123.000 Sicherheitsbeauftragte sollen wegfallen
16.10.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) will Betriebe von Bürokratie beim Arbeitsschutz entlasten und mehr als 123.000 spezielle...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nach Wirecard-Insolvenz: BGH prüft Ansprüche von Aktionären
16.10.2025

Fünf Jahre nach der spektakulären Pleite von Wirecard stehen zehntausende Aktionäre noch immer mit leeren Händen da. Ihre Forderungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ryanair-Aktie im Blick: Fluggesellschaft Ryanair reduziert Angebot in Deutschland
16.10.2025

Die irische Fluggesellschaft Ryanair setzt ihren Kurs der Angebotsreduzierung in Deutschland fort. Im Winterflugplan 2025/2026 werden...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis auf Rekordniveau: Warum Silber den großen Bruder Gold aktuell in den Schatten stellt
16.10.2025

Nach seinem Allzeithoch zur Wochenmitte zeigt sich der Silberpreis aktuell kaum schwächer und bleibt auf Rekordniveau. Während der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quereinsteiger: Fachfremde Talente finden und erfolgreich einarbeiten
16.10.2025

Vor einigen Jahrzehnten war es noch üblich, den Beruf, der als junger Erwachsener erlernt wurde, bis zur Rente auszuführen. In unserer...

DWN
Finanzen
Finanzen TSMC-Aktie auf Wachstumskurs: Neuer Höchstwert durch KI
16.10.2025

TSMC profitiert vom globalen KI-Boom und setzt neue Maßstäbe im Chipmarkt. Der taiwanische Konzern erwartet 2025 einen höheren Umsatz...