Phishing bleibt nach wie vor in gravierendes Problem, das für jeden individuellen Nutzer, aber auch für Unternehmen erhebliche Schäden verursachen kann. Die Polizei Niedersachsen warnt vor gefälschten Amazon-Bestellbestätigungen, die derzeit verstärkt von Onlinekriminellen verschickt werden. Diese seien zwar optisch nicht sonderlich gemacht, stellten aber trotzdem eine Bedrohung dar.
"Die Täter verschicken eine sehr schlichte Mail ohne eingebette Grafiken, die eine Herkunft von Amazon vermuten lassen", berichtet die Polizei. "Mit wenigen Textzeilen versuchen die Täter, die Mailempfänger zum Öffnen der beigefügten PDF-Datei zu bewegen", so die Ordnungshüter.
"Bei der beigefügten PDF-Datei haben die Täter versucht, eine Bestellbestätigung beziehungsweise Rechnung von Amazon nachzuempfinden, die aber nicht dem Aussehen von echten Dokumenten entspricht, die Amazon verschickt", heißt es auf der Website der Polizei. "Die PDF-Dateien enthalten Links zu Phising-Seiten, wo unter anderem um die Login-Daten zu Amazon gebeten wird", wird gewarnt.
Bitkom: Allein 2017 für Unternehmen Schäden von 55 Milliarden Euro
Hintergrund: Damit bleibt Phishing und Schadware ("Malware") in Deutschland ein gravierendes Problem, das bei privaten Kunden und Unternehmen Schäden in zweistelliger Milliarden-Euro-Höhe verursacht. Der deutsche Digitalisierungsverband Bitkom schätzt die Verluste, die alleine die deutschen Firmen im Jahr 2017 erlitten haben, auf 55 Milliarden Euro.
Die Schwierigkeit für die Behörden besteht darin, dass die Onlinekriminellen immer wieder neue Varianten von Mails und Schadprogramme entwickeln, auf die man sich neu vorbereiten muss beziehungsweise vor denen man noch nicht geschützt ist. Die Polizei und zahlreiche Fachpublikationen haben zwar in den vergangenen Jahren die Privatpersonen und die Firmen für diese Verbrechen sehr sensibiliert. Doch haben sie die Ausbreitung der Kriminalität in diesem Bereich nicht verhindern können.
Wie groß das Problem ist, lässt sich auch an den Statisken ablesen: In Deutschland ist bereits knapp jeder Vierte ein Opfer von Internetkriminellen geworden. Das berichtet das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) und die Behörde für Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK).
Der Großteil von 36 Prozent hat sich beim Onlineshopping von Betrügern übers Ohr hauen lassen. 28 Prozent bzw. 26 Prozent wurden Opfer von Attacken durch Phishing oder durch Schadware. Dass die neue Phishingmail, vor der die Polizei aus Niedersachsen warnt, ausgerechnet auf Amazon-Kunden abzielt, ist mit Sicherheit kein Zufall.
Markenkonzerne im Visier der Cyber-Kriminellen
Doch nicht nur in Deutschland, sondern weltweit sind die Angriffe der Cyberkriminellen ein riesiges Problem. Die Verbrecher zielen nicht auf Amazon, sondern auch die Domains anderer international bekannte Markenkonzerne ab wie Microsoft, Paypal, DHL und Dropbox. Das geht aus einer aktuellen Studie des internationalen IT-Unternehmens Akamai Technologies (AT) hervor. Wichtig: Die Kriminellen starten ihre Attacken nicht nur über E-Mails, sondern auch über die Sozialen Medien und mobile Geräte.
"Phishing ist ein langfristiges Problem," sagte der Sprecher von AT, Martin McKeay. "Wir gehen davon aus, dass die Angreifer für Verbraucher und Unternehmen so lange eine Bedrohung sein werden, bis personalisierte Schulungsprogramme und mehrschichtige Verteidigungsmethoden eingerichtet sind", erklärte McKeay.
Da das Thema so wichtig ist, haben auch schon längst die Versicherungsprodukte für den Bereich "Cyber" entwickelt. Dieser Markt befindet sich allerdings noch in einem Anfangsstadium. So haben die deutschen Unternehmen im Jahr 2018 an die Kunden Prämienvolumina von 50 Millionen Euro verkauft. Das geht aus Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft hervor.
Das Fachmagazin "Die Versicherungswirtschaft" rechnet allerdings damit, dass Cyber ein sehr wachstumsstarkes Segement ist, das sogar die volumenstärkste Geschäftsbereich der gesamten Industrie werden könnte. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geht davon, aus das Prämienvolumen in Deutschland bis 2036 auf mindestens 20 Milliarden Euro wächst - eventuell sogar auf 26 Milliarden Euro.