Unternehmen

IW-Institut: Erkrankte Arbeitnehmer kosten Unternehmen pro Jahr 62 Milliarden Euro

Die Kosten, die erkrankte Mitarbeiter den Firmen pro Jahr verursachen, sind zwischen 2010 und 2018 um 65 Prozent gestiegen. Das berichtet das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die Dienstleistungsgewerkschaft verdi findet es hingegen vollkommen in Ordnung, dass die Unternehmen bezahlen.
15.01.2020 17:44
Lesezeit: 1 min
IW-Institut: Erkrankte Arbeitnehmer kosten Unternehmen pro Jahr 62 Milliarden Euro
Die Unternehmen zahlen pro Jahr für erkrankte Mitarbeiter Summen in zweistelliger Milliarden-Euro-Höhe (Foto: dpa). Foto: Patrick Pleul

Mitarbeiter, die erkrankt sind, kosten einer aktuellen Studie zufolge den Unternehmen in Deutschland immer mehr Geld. Wie das Institut für deutsche Wirtschaft (IW) berichtet, sind die Kosten zwischen 2010 und 2018 um 65 Prozent auf 61,8 Milliarden Euro gestiegen. Zuletzt hatte sich die Summe allerdings nur leicht erhöht: So ist sie von 2017 auf 2018 nur um 4,7 Prozent geklettert, schreiben die Wissenschaftler, deren Institut als arbeitgebernah gilt. Zur Orientierung: In Deutschland gibt es rund 3,3 Millionen steuerpflichtige Unternehmen, die jährliche Gesamtumsätze in Billionen-Euro-Höhe erwirtschaften.

„Nicht nur ein leicht erhöhter Krankenstand, sondern auch die günstige Beschäftigungsentwicklung sowie die jährlichen Lohnsteigerungen treiben die Kosten“, geht aus dem Bericht des IW hervor. Ein Grund: Wenn ein Mitarbeiter nicht zur Arbeit erscheint, weil er krank ist, dann ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, das volle Gehalt bis zu sechs Wochen weiterzuzahlen. Erst nach Ablauf dieser Frist, müssen die gesetzlichen Krankenkasse dies übernehmen.

Grundsätzlich hat sich von 2010 und 2018 auch der Krankenstand vergrößert. Der prozentuale Anteil der erkrankten Arbeitsnehmer an der Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist gestiegen. Das Bundeministerium für Gesundheit berichtet, dass die durchschnittliche Jahresquote von 3,8 Prozent im Jahr 2010 auf 4,2 Prozent geklettert ist.

Allerdings hat sich der Krankenstand in den vergangenen 50 Jahren langfristig verringert: Während in den siebziger und achtziger Jahren noch Niveaus um 5,5 Prozent registriert wurden, lagen die Quoten in den darauffolgenden Jahrzehnten deutlich darunter. Der Krankenstand erreichte seinen Tiefpunkt von 3,3 Prozent im Jahr 2007. Die Ursachen: Allgemein hat sich der Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessert. Die Arbeitsbedingungen sind nicht mehr schwierig wie früher. Darüber hinaus hat der Arbeitsschutz erhebliche Erfolge verzeichnet.

Ebenso positiv bewerten die Gewerkschaften die aktuelle Entwicklung. So erklärte Norbert Reuter, der Leiter der tarifpolitischen Abteilung bei der Dienstleistungsgewerkschaft verdi im Gespräch mit den DWN: „Dass Krankheit nicht zu Verdienstausfällen und sozialem Elend führt, haben Gewerkschaften erkämpft. Heute gehören zunehmender chronischer Stress und Überbelastung zu den wesentlichen Ursachen, dass Beschäftigte krank werden. Burn-outs nehmen drastisch zu. Insofern ist es nur richtig, dass Arbeitgeber auch den Lohn für eine begrenzte Zeit von sechs Wochen weiterzahlen müssen – bevor die Krankenkassen einspringen. Damit haben die Unternehmen auch einen Anreiz Arbeitsbedingungen zu schaffen, die die Beschäftigten gesund erhalten. Und insgesamt sind die Ausgaben überschaubar: Sie machen gerade einmal 3,5 Prozent aller gezahlten Arbeitnehmerentgelte eines Jahres aus.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Bürgergeldreform „Bullshit“: Arbeitsministerin Bas muss bei Jusos einstecken - wackelt die neue Grundsicherung?
01.12.2025

Die Bürgergeldreform steht bevor, der erste Teil der neuen Grundsicherung soll noch im Dezember durch das Bundeskabinett von Kanzler Merz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...