Deutschland

Nach CO2-Sondersteuer: Kommt jetzt die Tierwohl-Steuer?

Greenpeace fordert von der Bundesregierung die Einführung einer “Tierwohl-Abgabe”. Zuvor hatte Agrarministerin Klöckner und der Bauernverband die Bürger dafür kritisiert, dass sie zu wenig Geld für teures Fleisch ausgeben. Die Kritik richtete sich an alle Einkommensklassen.
13.01.2020 19:41
Aktualisiert: 13.01.2020 19:41
Lesezeit: 1 min
Nach CO2-Sondersteuer: Kommt jetzt die Tierwohl-Steuer?
Agrarministerin Julia Klöckner fordert, dass die Bürger mehr Geld für teures Fleisch ausgeben sollen. (Foto: dpa) Foto: Christoph Soeder

Mit der Einführung einer CO2-Sondersteuer im Verkehr und bei Gebäuden ist es offenbar nicht getan. Allen Anzeichen zufolge kommt offenbar bald eine Tierwohl-Abgabe auf die Bürger zu.

Vor dem Start der Agrarmesse Grüne Woche hat Greenpeace eine derartige Abgabe von bis zu 50 Cent pro Kilo Fleisch gefordert. Zudem sollte für Fleisch und Milchprodukte der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent fällig werden und nicht der reduzierte von 7 Prozent, teilte die Umweltschutzorganisation am Montag in Berlin mit. Die neue Abgabe könne “den sofortigen Ausstieg aus der nicht tiergerechten Haltung” finanzieren. Dem Bund könnten damit vier Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stehen, um Tierhalter zu unterstützen. Die Grüne Woche findet von 17. bis 26. Januar 2019 in Berlin statt. “Steuern und Abgaben sollten klare Anreize bieten, den übermäßigen Konsum klima- und umweltschädlicher Lebensmittel zu beenden”, zitiert die dpa den Greenpeace-Agrarexperten Martin Hofstetter.

Nach Berechnungen im Auftrag der Umwelt-Organisation könnte die Kombination von Tierwohlabgabe und einer Reform der Mehrwertsteuer den Ausstoß von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft um rund 8,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr senken. Dazu veröffentlichte Greenpeace eine rund 80-seitige Analyse der Denkfabrik Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS).

Am Wochenende hatten der Bauernverband und Bundesagrarministerin Julia Klöckner, die 1995/96 das Amt der Deutschen Weinkönigin inne hatte, gefordert, Kunden sollten etwa beim Fleisch mehr Wert auf Qualität legen, und darauf verwiesen, dass eine bessere Tierhaltung auch mehr Geld koste. Sie kritisierten auch die Schnäppchenangebote der Handelsketten. Dem Deutschlandfunk Kultur hatte Klöckner zuvor gesagt: “Selbst ist man bereit, für ein Handy mehrere hundert Euro auszugeben, aber für Hähnchenfleisch nur 15 Cent pro 100 Gramm. Ich finde das vom Angebot her unanständig – und wir müssen uns fragen: Wie soll dort mehr Tierwohl drin stecken?”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...