Zwar sind die US-Aktien Ende Januar wegen der Sorgen um die Folgen des Corona-Virus vorübergehend um 3,5 Prozent zurückgegangen, da die Anleger traditionell weniger volatile Anlagen wie Anleihen bevorzugten. Doch seit Anfang Februar erreichte der S&P 500 wieder mehrere neue Rekordhochs. Und trotz der mittlerweile mehr als 1.000 Todesopfer durch den Virus notiert der Index noch immer nahe seinem Rekordhoch.
Der Bullenmarkt am US-Aktienmarkt ist laut Morgan Stanley immer noch im Gang und hat in der ersten Jahreshälfte auch noch viel Spielraum. Die Bank geht davon aus, dass der S&P 500 in der ersten Jahreshälfte zwischen 3.100 und 3.500 schwanken wird. Am Dienstagnachmittag liegt der Aktienindex bei 3.365 Punkten, was einem Anstieg von etwa 4,41 Prozent seit Jahresbeginn entspricht.
Man erwarte, dass der Ausbruch des Coronavirus die beginnende globale Erholung verzögert, aber nicht zum Stehen bringt, sagt Morgan Stanleys Chefstratege Michael Wilson. Morgan Stanley nennt fünf Gründe, warum die Korrektur der US-Aktien so gering ausfiel und warum der Index bis Juni um mehr als 5 Prozent steigen kann, wie Markets Insider berichtet.
Erstens: Obwohl der Ausbruch des Coronavirus die Zahl der Todesfälle durch SARS am Wochenende überstiegen hat, deuten neue Daten aus China darauf hin, dass "sich das Tempo der Infektion verlangsamt hat", so Wilson. Jede positive Entwicklung zur Eindämmung der Pandemie würde den Abwärtsdruck auf die Aktien wahrscheinlich wegnehmen.
Die Ungewissheit über die Auswirkungen des Virus hat viele Analysten und Unternehmen davon abgehalten, den Schaden zu quantifizieren. Dem Analysten zufolge ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus für die Märkte von Bedeutung, insbesondere wenn sie begonnen haben, eine weitere Beschleunigung einzupreisen.
Zweitens: Die Korrektur des S&P 500 um 3,5 Prozent war im Vergleich zu den deutlich größeren Einbrüchen in ganz Asien nur gering. So fiel der chinesische Index CSI 300 am 3. Februar bei seiner ersten Sitzung nach 11 Schließtagen um 9 Prozent, und während sich die US-Märkte schnell erholten, bleiben die Indizes in ganz Asien weiterhin deutlich unter den Niveaus vor dem Ausbruch. Viele Vermögenswerte in China und anderen asiatischen Märkten würden jetzt auf dem gleichen Niveau wie im letzten Sommer vor dem Hintergrund einer drohenden Rezession gehandelt.
Drittens: Zwar sei es unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank nach ihren drei Zinssenkungen im vergangenen Jahr ihren Leitzinssatz im laufenden Jahr erneut anpasst. Doch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus in China, Japan und Europa könnten einen bisher unerwarteten fiskalischen Impuls auslösen, so Wilson.
Die deutschen und französischen Daten zur Industrieproduktion vom am Freitag waren schlechter als erwartet, dennoch fielen die jeweiligen Aktienindizes der Länder im Laufe des Tages kaum. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Investoren die bevorstehenden Konjunkturprogramme einpreisen, und Anzeichen für Zinssenkungen in anderen Ländern könnten auch die US-Märkte nach oben ziehen.
Viertens: Viele Analysten hatten gewarnt, dass die Marktvolatilität in den Monaten vor den US-Präsidentschaftswahlen im November wahrscheinlich zunehmen wird. Doch die Vorwahlen der Demokraten in Iowa in der vergangenen Woche ohne klaren Sieger und der Freispruch von US-Präsident Donald Trump im Amtsenthebungsverfahren haben die Wahrscheinlichkeit eines Regierungswechsels gesenkt, so der Stratege.
Fünftens: Der S&P 500 mag zwar relativ volatile Aktien abbilden, gleichzeitig werde der Index aber auch als ein relativ sicherer Hafen angesehen, so der Stratege. "Kurz gesagt, es ist der angemessene Vermögenswert, den man besitzen sollte, falls die Zinsen weiter fallen, solange wir keine Rezession haben."