Finanzen

Gericht: Russland muss 50 Milliarden Dollar an Yukos-Aktionäre zahlen

Ein Gericht in Den Haag hat entschieden, dass der russische Staat den Altaktionären des ehemaligen Energiekonzerns Yukos rund 50 Milliarden Dollar zahlen muss. Die russische Regierung hat Berufung eingelegt.
18.02.2020 14:16
Lesezeit: 1 min
Gericht: Russland muss 50 Milliarden Dollar an Yukos-Aktionäre zahlen
Michail Chodorkowski, ehemaliger Chef des Ölkonzerns Yukos. (Foto: dpa) Foto: Sophia Kembowski

Russland hat im milliardenschweren Dauerstreit mit den Altaktionären des zerschlagenen Ölkonzerns Yukos eine Niederlage erlitten. Russland müsse doch 50 Milliarden US-Dollar Schadenersatz zahlen, urteilte ein Gericht in Den Haag im Berufungsverfahren am Dienstag. Damit ist ein entsprechendes Urteil von 2014 rechtmäßig. Das russische Justizministerium in Moskau kündigte aber an, gegen diese Entscheidung vor dem höchsten Gericht der Niederlande vorzugehen. Die ehemaligen Aktionäre begrüßten das Urteil.

Ein internationales Schiedsgericht in Den Haag hatte 2014 den Aktionären 50 Milliarden US-Dollar Schadenersatz (rund 46 Milliarden Euro) zugesprochen, weil Yukos zu Unrecht enteignet worden sei. Doch zwei Jahre später kassierte das Bezirksgericht in Den Haag den Anspruch nach Klage von Russland. Dagegen hatten die Altaktionäre Berufung eingelegt und nun Recht bekommen. "Das bedeutet, dass das schiedsrichterliche Urteil wieder in Kraft getreten ist", heißt es in dem schriftlich verbreiteten Urteil.

Yukos gehörte dem Oligarchen Michail Chodorkowski, einem scharfen Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Russland hatte den Konzern 2006 für insolvent erklärt, weil Chodorkowski angeblich Milliarden Euro Steuern nicht gezahlt hatte. Der Konzern wurde zerschlagen. Die Filetstücke wurden dem Staatskonzern Rosneft zuerkannt. Chodorkowski hatte bis zur seiner Freilassung 2013 zehn Jahre lang in Haft gesessen. Er musste Russland verlassen und ist seither nicht zurückgekehrt, weil ihm ein weiterer Gerichtsprozess droht.

Das niederländische Schiedsgericht hatte festgestellt, dass es nicht um Steuerhinterziehung gegangen sei, sondern darum, "Chodorkowski als potenziellen Rivalen von Präsident Putin auszuschalten und sich das Eigentum von Yukos anzueignen". Auch Chodorkowski sah das Vorgehen gegen Yukos als persönlichen Racheakt von Putin. Die russische Regierung hält daran fest, dass es bei dem Konzern massenhafte Hinterziehung von Steuern gegeben habe. Das Justizministerium in Moskau beklagte auch den illegalen Abzug von Kapital ins Ausland, Geldwäsche und andere gesetzeswidrige Praktiken.

Im Kern des Rechtsstreits geht es nun um die Zuständigkeit. In erster Instanz hatten die Richter in Den Haag erklärt, dass das Schiedsgericht gar nicht befugt gewesen sei. Denn ein Energievertrag, der ein Schiedsverfahren bei Konflikten vorschrieb, war von Moskau nie ratifiziert worden. Dem aber folgten die Berufungsrichter nicht. Russland habe den Vertrag unterzeichnet und damit im Prinzip einem Schiedsverfahren zugestimmt. Moskau bestreitet das weiterhin.

Die Altaktionäre begrüßten das Urteil. "Wahrheit und die Rechtsprechung haben sich durchgesetzt. Die Kleptokratie des Kreml ist zur Rechenschaft gezogen worden", schrieb der Sprecher ehemaliger Yukos-Aktionäre, Jonathan Hill, im Kurznachrichtendienst Twitter. Doch die Frage ist, ob sie jemals ihr Geld bekommen werden. Bislang scheiterten alle Versuche, russisches Staatseigentum im Ausland pfänden zu lassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mindestlohnerhöhung 2026: Praxisleitfaden mit Checkliste und Rechenbeispielen für Betriebe
02.12.2025

Die Mindestlohnerhöhung ab 2026 bringt spürbare Veränderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wie stark Betriebe tatsächlich...