Deutschland

Staat fördert klimaschädliche Verbrennung von Biomasse

In Deutschland werden Anlagen zur Verfeuerung von fester Biomasse staatlich gefördert. Doch die Verbrennung von Biomasse ist schlecht für das Klima und die Gesundheit.
02.03.2020 10:46
Aktualisiert: 02.03.2020 10:46
Lesezeit: 2 min
Staat fördert klimaschädliche Verbrennung von Biomasse
Holzschnitzel liegen in Langenbach bei Kirburg im Westerwald bei der Firma "Westerwälder Holzpellets" zum Verkauf bereit. (Foto: dpa) Foto: Henning Kaiser

Die Nutzung von Biomasse zum Heizen umfasst das Verbrennen von Holzpellets und Holz. Doch die Verbrennung von Biomasse ist wahrscheinlich schlechter für das Klima als Kohlekraftwerke. Zudem löst die Verbrennung von Biomasse zahlreiche Atemwegskrankheiten aus. Umso unverständlicher ist es, dass die Bundesregierung Holzpelletheizungen mit Zuschüssen fördert.

Aus einer Kleinen Anfrage der Fraktion DIE LINKE geht hervor, dass in Deutschland derzeit 900.000 Festbrennstoffkessel und elf Millionen Einzelraumfeuerungsanlagen, “wie Kaminöfen, Kachelöfen u. ä., in Deutschland installiert” sind. Die Bundesregierung wörtlich: “Die Bundesregierung fördert Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse im Gebäudebereich mit zwei Förderprogrammen, dem Marktanreizprogramm zur Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmebereich (MAP) und dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm.”

Der Solarenergie Förderverein (SFV) berichtet über die Nutzung von Biomasse als angeblich klimafreundlicher Energiequelle: “Bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entsteht das Treibhausgas CO2. Bei der Verbrennung von Biomasse entsteht das gleiche Treibhausgas CO2. So wird versucht, eine klimaschädliche Technik durch eine andere - etwas weniger klimaschädliche - Technik zu ersetzen.”

120 internationale Umweltorganisationen kritisieren in einem Positionspapier mit dem Titel “Der Biomasse-Wahn - Positionspapier zur Energiegewinnung aus Holz” die Nutzung von Holz in Kraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung. Die industrielle Nutzung von Waldbiomasse zur Energiegewinnung schädige das Klima, die Menschen, die Wälder und behindere den Übergang zu sauberer Energie. Dieser Ansatz verschmutze die Luft und erhöhe die Zahl von Atemwegs- und anderen Krankheiten. Die lokale Lebensqualität werde dadurch beeinträchtigt.

Problematisch sei auch, dass die Verwendung von Biomasse Investitionen in andere erneuerbare Energien behindert. “Biomasse untergräbt klimafreundlichere erneuerbare Energielösungen, weil sie um die gleichen staatlichen Anreize konkurriert. Im Gegensatz zu Investitionen in emissionsarme Technologien wie Wind und Sonne ist Biomasseenergie mit laufenden Rohstoffkosten verbunden und auf kontinuierliche Subventionen angewiesen”, so die Organisationen.

Anteil von “Ökoenergie” am Energieverbrauch

Der Anteil von Wind, Sonne, Biomasse und Co. am Energieverbrauch lag 2018 in der EU bei 18 Prozent, 0,5 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres, wie die Statistikbehörde Eurostat meldete. Deutschland lag bei 16,5 Prozent. Gemeint ist der Anteil am gesamten Bruttoendenergieverbrauch, also nicht nur Strom. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Wert bis 2020 auf mindestens 20 Prozent zu bringen und bis 2030 dann sogar auf 32 Prozent. Nach einer internen Aufteilung müssen die EU-Staaten unterschiedliche Werte erreichen, Deutschland zum Beispiel 18 Prozent bis 2020.

Zwei Jahre vor Fristende hatten 2018 zwölf der 28 EU-Staaten ihre Zielmarke schon erreicht. EU-Spitzenreiter ist Schweden mit 54,6 Prozent erneuerbaren Energien, gefolgt von Finnland (41,2 Prozent) und Lettland (40,3 Prozent). Die schwächsten Werte hatten die Niederlande mit 7,4 Prozent, Malta mit 8,0 Prozent und Luxemburg mit 9,1 Prozent. Während Deutschland binnen zwei Jahren noch 1,5 Prozentpunkte zulegen muss, sind einige Staaten noch sehr viel weiter von ihren Zusagen entfernt: die Niederlande 6,6 Prozentpunkte, Frankreich 6,4 und Irland 4,9 Punkte. In sechs EU-Staaten ging der Anteil 2018 sogar zurück. Deutschland schaffte aber immerhin einen Zuwachs um einen Prozentpunkt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handel mit China: EU verliert wirtschaftlich weiter an Boden
24.07.2025

Deutschland will sich unabhängiger von China machen – doch das Gegenteil passiert. Während die deutschen Exporte nach Fernost...

DWN
Panorama
Panorama Die reichsten Länder der Welt 2025
24.07.2025

Reichtum ist relativ – doch wer lebt 2025 wirklich gut? das neue Ranking der reichsten Länder der Welt 2025 offenbart Gewinner,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheid: Warum die Zentralbank jetzt zögert
24.07.2025

EZB-Zinsentscheid: Die Inflation scheint im Griff, doch geopolitische Risiken machen der EZB zu schaffen. Vor allem US-Zölle unter Trump...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bank: Rekordgewinn beflügelt Aktie auf Zehnjahreshoch
24.07.2025

Milliardengewinn, wachsende Erträge, gesunkene Kosten: Die Deutsche Bank meldet sich mit einem Rekordergebnis eindrucksvoll zurück. Nach...

DWN
Politik
Politik Hat sich die EU mit US-Waffen von Trumps Strafzöllen freigekauft?
24.07.2025

Mit milliardenschweren Rüstungsdeals versucht die EU, Donald Trumps Zollkeule zu entgehen – doch der Preis ist hoch: Patriot-Raketen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-Kurs bricht ein: Ist das die Chance zum Einstieg?
24.07.2025

Der Ripple-Kurs ist abgestürzt – und das trotz vorheriger Höchststände. Was steckt hinter dem plötzlichen Einbruch? Sollten Anleger...

DWN
Immobilien
Immobilien 1 Euro Haus: Italienischer Traum mit Tücken
24.07.2025

Für einen Euro ein Haus in Italien kaufen – klingt verlockend, ist es aber nur bedingt. Denn hinter dem symbolischen Preis für das 1...

DWN
Politik
Politik EU-Gegenzölle: Handelsstreit mit den USA spitzt sich zu
24.07.2025

Die EU reagiert mit Härte auf mögliche neue US-Zölle: Sollte Donald Trump seine Drohungen wahr machen, will Brüssel Vergeltung üben...