Politik

Türkei verlegt Luftverteidigungs-System und Langstrecken-Raketen nach Syrien

Die Türkei hat eine unbekannte Anzahl von Luftverteidigungs-Sytemen und Langstreckenraketen mit kurzer Reichweite in die syrische Provinz Idlib verlegt.
24.02.2020 13:36
Aktualisiert: 24.02.2020 13:36
Lesezeit: 2 min
Türkei verlegt Luftverteidigungs-System und Langstrecken-Raketen nach Syrien
Die Türkei hat Langstreckenraketen nach Idlib verlegt. (Foto: Savunma Sanayii)

Am vergangenen Wochenende hat die Türkei eine unbekannte Anzahl an Mehrfachraketensystemen (MBRL) des Typs “T-300 Kasırga” 30 Kilometer tief in die syrische Provinz Idlib verlegt. Damit haben die türkischen Streitkräfte (TSK) die Fähigkeit erlangt, theoretisch die syrischen Provinzen Latakia, Hama und Aleppo direkt unter Beschuss zu nehmen. Nach Informationen der Zeitung Sabah soll die Anzahl der türkischen Truppen in Idlib auf etwa 100.000 Mann angewachsen sein.

Die türkische “T-300 Kasırga” ist das einzige Raketenartilleriesystem der NATO, das wirklich als “schweres” System - wie das russisch-sowjetische BM-30 Smerch - angesehen werden kann.

Sie feuert massive 300-mm-Raketen ab und ist eines der Raketenartilleriesysteme mit der größten Reichweite im NATO-Arsenal. Die Raketen können bis zu 100 Kilometer weit reichen. Dies ist deutlich länger als die 70 Kilometer, die die M270 mit GMLRS-Raketen der Klassen M30/M31 erreichen kann. Der US-Analyst Charles Lister teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter diese neue Entwicklung mit.

Zudem haben die TSK eine unbekannte Anzahl an Sockel-lmontierten Stinger-Systemen des Typs “Atılgan” nach Idlib verlegt. “Atılgan” ist ein kurzreichweitiges Luftverteidigungssystem (VSHORADS). Über “Atılgan” führt das türkische Rüstungsunternehmen Aselsan aus: “Das auf einem Sockel montierte Stinger-System ,Atılgan’ ist eine vollautomatische Feuereinheit, die Stinger-Raketen für die Luftverteidigung auf kurze Distanz verwendet. Die Hauptaufgabe von ,Atılgan’ ist, sich vorwärts bewegenden Truppen, Konvois und taktischen Stützpunkten auf dem Schlachtfeld zu schützen. Neben dem autonomen Betrieb bietet die Systemarchitektur einen koordinierten Betrieb mit dem C3I System. Der Fire Control Computer verfügt über eine flexible Software-/Hardware-Infrastruktur, um die zukünftigen Missionsanforderungen zu erfüllen, die sich möglicherweise entwickeln."

Die russische Militärwebseite Topwar.ru berichtet, dass die Türkei durch die Verlegung von “Atılgan”-Systemen ihre Truppen gegen Luftangriffe schützen möchte. Im Gegenzug sei aber das russische Luftabwehrsystem S-400 noch nicht aktiviert worden. “Es wäre natürlich grundsätzlich falsch, auf den Einsatz der russischen S-400 Triumph als Schutz für die russische Luftwaffe zu setzen. Denn die S-400 Triumph wurde bisher nicht aktiviert”, fügt Topwar.ru hinzu.

Timeturk berichtet: “Nach Informationen aus der Konflikt-Region ziehen Russland, der Iran und das syrische Regime ihre militärischen Kräfte in der Hauptstadt Damaskus und im Süden von Idlib zusammen. Es wurden in Jabal Zawiya (Süd-Idlib, Anm. d. Red.) gepanzerte Fahrzeuge, Panzer und Infanterieverbände zusammengezogen. Diesbezügliche Videoaufnahmen wurden von der staatlichen russischen Agentur veröffentlicht.”

Der türkische Major a.D. Mete Yarar sagte zuvor auf einer Konferenz: “Leider befinden wir uns in einer Ära, in der die Weltgeschichte neu geschrieben wird. Das erfolgt unabhängig von der Türkei. Weltweit finden derzeit 42 Konflikte statt (...) Jeder ist in diese Konflikte involviert, möchte sich jedoch nicht öffentlich dazu bekennen. Wir sehen alle Arten der asymmetrischen Kriegsführung, ohne dass Flagge gezeigt wird. Schauen sie sich die Weltkarte an (...) Zwischen 2030 und 2040 wird diese aktuelle Karte überhaupt keine Bedeutung mehr haben. Nun wird man mir vorwerfen, dass ich mit meiner Argumentation zu weit vorpresche. Doch ich möchte eine Gegenfrage stellen: ,Ist die aktuelle Weltkarte genau dieselbe, die wir im Jahr 1989 hatten?’ Vergleichen Sie die aktuelle Weltkarte mit der heutigen (...) Wir befinden uns in einer Ära, in der alle Karten neu gemischt werden (...) In naher Zukunft wird sich auch das G-8-Ranking ändern. Es ist durchaus möglich, dass die aktuellen Top 5 der G-8-Staaten sich nicht mehr unter den Top 5 befinden werden (...) Genau in diesem weiteren Rahmen sprechen wir über Idlib und über Libyen. In einer Zeit, in der die Staaten brüchiger werden und neu geformt werden, sind wir gezwungen einzugreifen. Dies hat aufgrund des Flüchtlings-Problems eine menschliche Komponente. Doch ohne Zweifel geht es auch um das Überleben unseres Staates (...) Deshalb sind wir in Idlib.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB-Zinsentscheid: Steht Europas Geldpolitik vor einem Kurswechsel?
17.12.2025

Die Geldpolitik in Europa gerät in Bewegung, während sich die Signale der Europäischen Zentralbank spürbar verändern. Deutet der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...