Finanzen

Öl-Analyse: Nachfrage in den USA sinkt drastisch - Preise werden weiter fallen

Aus einer Analyse geht hervor, dass die Ölnachfrage in den USA drastisch zurückgeht. Der eigentliche Ölpreis-Schock steht noch bevor.
13.03.2020 12:00
Aktualisiert: 13.03.2020 12:30
Lesezeit: 2 min

Die Ölnachfrage wurde seit Jahresbeginn von fast jedem Analysten oder Bankinstitut aufgrund der verheerenden Auswirkungen des Coronavirus mehrmals nach unten korrigiert. Angesichts der Tatsache, dass sich die Zahl der Coronavirus-Fälle in China - dem weltweit größten Ölimporteur - in den letzten Tagen scheinbar verringert hat, könnte sich jetzt die Ansicht durchsetzen, dass das Schlimmste vorbei ist. Doch dem ist nicht so.

Am Mittwoch erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Corona-Situation offiziell zu einer “Pandemie” und fügte in einer Eröffnungs-Erklärung zu ihrer Pressekonferenz hinzu: “Wir sind zutiefst besorgt sowohl über die alarmierende Ausbreitung und Schwere als auch über die alarmierende Untätigkeit”.

US-Präsident Donald Trump hat am späten Mittwochabend alle Reisen von Europa - mit Ausnahme von Großbritannien - in die USA für die nächsten dreißig Tage verboten. Doch dies ist genau die Art von Aktion, die die Ölnachfrage in China negativ beeinflusst hatte. Die Energy Information Administration (EIA) warnte im vergangenen Monat, dass die Ölnachfrage im ersten Quartal um 435.000 Barrel pro Tag (bpd) sinken würde - und zu diesem Zeitpunkt war das Virus hauptsächlich in China vorhanden, berichtet Oilprice.com. Nun ist in den USA ein Rückgang der Ölnachfrage zu erwarten.

Ab 2017 verbrauchten die USA 19,96 Millionen Barrel Rohöl und Erdölflüssigkeiten pro Tag - dies entspricht 20 Prozent des weltweiten Ölverbrauchs, so die EIA. Zum Vergleich: China verbrauchte 2017 13,57 Millionen Barrel pro Tag. Doch nicht nur das jüngste Einreiseverbot wird die Ölpreise weiterhin belasten.

In den USA ist eine regelrechte Panik ausgebrochen, was dazu führt, dass Haushaltsgegenstände in den meisten Geschäften und im Internet nicht mehr vorrätig sind - einschließlich Händedesinfektionsmittel, antibakterielle Seife und Toilettenpapier. Bei den Käufern handelt es sich um Menschen, die ihren Großteil der Zeit zuhause verbringen werden. Am Mittwoch hat die US-Basketballliga NBA die gesamte Saison abgesagt, nachdem ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet hatte. Am Donnerstag gab die US-Eishockeyliga NHL bekannt, dass auch sie den Rest ihrer Saison absagen werde. Es wird auch erwartet, dass die US-Baseballliga MLB den Betrieb einstellen wird.

Dieses Ausmaß an Absagen von Aktivitäten ist im Profisport beispiellos und wird sicherlich die Ölnachfrage belasten, da Fans und Teams nicht zu Veranstaltungen reisen müssen.

In Michigan haben alle öffentlichen Universitäten geschlossen und auf Online-Kurse umgestellt. Die Gerichte stoppen die Gerichtsverfahren, und der Gouverneur hat empfohlen, Versammlungen mit mehr als 100 Personen abzusagen - dies hemmt die Wirtschaftstätigkeit und damit die Nachfrage nach Kraftstoff und Öl.

In Kalifornien, einem Staat, der immer noch von den Stromausfällen heimgesucht wird, werden viele Universitäten - darunter UC Berkeley und Stanford - geschlossen. Geschäftsreisen und das Interesse an Kongressen sind zurückgegangen, und es ist unwahrscheinlich, dass sich dieser Sektor in diesem Jahr erholt.

In den kommenden Wochen dürfte sich die Lage verschärfen, was sich zwangsläufig auf den Ölpreis auswirken wird. Die US-Notenbank Fed ergriff am Donnerstag drastische Maßnahmen, als sich der Zusammenbruch der Aktienmärkte beschleunigte, und versprach, bis zu 1,5 Billionen US-Dollar in die US-Märkte zu investieren, um die durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste wachsende Panik zu beseitigen.

Aber die Ölpreise konnten durch den Schritt der Fed keinen Aufschwung verzeichnen. Obwohl Öl der US-Sorte WTI kurzzeitig auf 32 US-Dollar stieg, fiel es bald darauf wieder auf 30 US-Dollar. Somit konnte noch nicht einmal eine Geldspritze von 1,5 Billionen Dollar den Ölpreis-Rückgang aufhalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Klimaneutralität im Grundgesetz – Annalena Baerbock kündigt zahlreiche Klagen der Umweltverbände an
27.03.2025

Die beschlossene Grundgesetzänderung verankert erstmals das Ziel der „Klimaneutralität bis 2045“ in der Verfassung....

DWN
Politik
Politik Gas-Skandal in der EU: Andere EU-Länder kaufen immer mehr billiges Gas aus Russland!
27.03.2025

Die EU-Mitgliedstaaten sollen bis 2027 auf günstige Energie aus Russland verzichten. Zuletzt stiegen die Gasimporte aber. Vor allem drei...

DWN
Panorama
Panorama Bluttat in Amsterdam: Messerattacke mit mehreren Verletzten in den Niederlanden
27.03.2025

Messerattacke in Amsterdam! Am Donnerstagnachmittag wurden in der niederländischen Metropole mehrere Menschen niedergestochen....

DWN
Politik
Politik CDU Austritte: Revolte gegen Merz – Immer mehr CDU-Mitglieder geben ihr Parteibuch ab
27.03.2025

CDU-Austrittswelle im ostdeutschen Kühlungsborn geht weiter: Der lokale Stadtverband der CDU im Landkreis Rostock ist aus der Partei...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Neun Aufwendungen, die fast jeder von der Steuer absetzen kann
27.03.2025

Wer weiß, welche Kosten absetzbar sind, kann bares Geld vom Finanzamt zurückbekommen. Ob Kinderbetreuung, Handwerkerkosten oder...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliardenverlust Deutsche Bahn: Staatkonzern erneut unrentabel - Bahnchef auf Abruf?
27.03.2025

Der Staatskonzern (DB) hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8...

DWN
Technologie
Technologie Nordkorea rüstet auf: Machthaber Kim stellt neueste Militärtechnologie vor
27.03.2025

Neben einem Flugzeug, das als luftgestütztes Frühwarnsystem dienen soll, hat das nordkoreanische Militär auch eine neue Kamikaze-Drohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittagspause in Deutschland: Was Beschäftigte dürfen und was nicht
27.03.2025

Die Mittagspause in Deutschland ist mehr als nur eine Unterbrechung der Arbeitszeit – sie ist gesetzlich geregelt und dient der...