Deutschland

Günstigen Zeitpunkt abgepasst: Altmaier will deutsche Unternehmen verstaatlichen

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagt, dass angesichts der Corona-Krise staatliche Beteiligungen an strategisch wichtigen Unternehmen denkbar seien.
14.03.2020 13:33
Lesezeit: 1 min
Günstigen Zeitpunkt abgepasst: Altmaier will deutsche Unternehmen verstaatlichen
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte dem Spiegel, dass staatliche Beteiligungen in der Corona-Krise bei strategisch wichtigen Unternehmen denkbar seien, wenn diese in Schieflage gerieten. Dies habe er schon in seiner Industriestrategie als Möglichkeit genannt. "Auch in einer Krise wie der durch das Coronavirus können sich ähnliche Fragen im Hinblick auf die technologische und wirtschaftliche Souveränität stellen."

Altmaier hatte zuletzt als schützenswerte Zukunftsbranchen unter anderem Bereiche wie Künstlicher Intelligenz, Robotik, Halbleiter, Biotechnologie und Quantentechnologie genannt. Durch die Corona-Krise gerät nun auch die Pharmaindustrie in den Mittelpunkt, weil sehr viele Medikamente und Rohstoffe dafür aus Asien kommen. "Ich kann mir gut ein gemeinsames europäisches Projekt für die Arzneimittelproduktion vorstellen."

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte bereits am Donnerstag vorübergehende staatliche Beteiligungen an Krisenunternehmen nicht ausgeschlossen. "Natürlich ist das vorstellbar."

Auf der Webseite des Bundesfinanzministerium ist eine Liste von Unternehmen einzusehen, die mit dem Bund verbunden sind.

Altmaier hatte Anfang 2019 seine „Nationale Industriestrategie 2030“ vorgestellt, die darauf abzielt, deutsche Unternehmen zu schützen. Die Strategie identifiziert Schlüsselbranchen, die von der Regierung besonders unterstützt werden sollen, tritt für die Einrichtung einer eigenen Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge in Europa ein und spricht sich für Fusionen aus, um Skaleneffekte zu erreichen.

Die deutsche Wirtschaft sehe sich Ländern und Wettbewerbern gegenüber, die sich auf sehr starke staatliche Unterstützung verlassen könnten, die große staatliche Industriestrategien umsetzten und die dafür sorgten, dass mit erheblichen öffentlichen Mitteln fremde Märkte erobert würden, sagte Altmaier. „Es sind drei oder vier Länder, die in der oberen Liga der Technologie mitspielen und sich auf den Weltmärkten behaupten. Deutschland muss den Anspruch haben, mit dabei zu sein.“

Dies zielt vor allem auf die Konkurrenz aus den USA und China. Das Reich der Mitte will mit einer Industriestrategie in vielen Sektoren mit massiven staatlichen Subventionen die Technologielücke zu westlichen Firmen schließen und selbst Weltmarktführer hervorbringen. Bei seinem Besuch in Kairo sagte Altmaier mit Blick auf China: „Wir können vielleicht nicht billigere Angebote und Preise machen als andere Konkurrenten, aber wir liefern Qualität, Verlässlichkeit, wir liefern gute Ausbildung.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

 

DWN
Politik
Politik Härtefallfonds für bedürftige Ostrentner schliesst: 425 Millionen Euro ungenutzt
20.12.2025

Aus dem Härtefallfonds für bedürftige Rentner aus der ehemaligen DDR und Osteuropa fließen zu Jahresende mehrere Hundert Millionen Euro...

DWN
Panorama
Panorama Grüne Stadt der Zukunft: Wie realistisch CO2-neutrale Metropolen bis 2040 sind
20.12.2025

Städte sollen Europas Klima-Rettungsanker werden – doch zwischen Vision und Wirklichkeit klafft eine Lücke. EU-Ziele, Modellstädte und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chefin der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnt: Die Deindustrialisierung ist real
20.12.2025

Kerstin Maria Rippel ist Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Im DWN-Interview sagt sie, dass Berlin nach dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenkapitalbildung: Immobilienkauf laut IfW-Studie für Millennials schwerer
20.12.2025

Eigenkapitalbildung wird für viele Kaufwillige zur größten Hürde: Eine neue Studie vergleicht, wie stark sich die Anforderungen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-CO2-Zoll wird ausgeweitet: Kommt die nächste Stufe für Waschmaschinen und andere Haushaltsgeräte?
20.12.2025

Der EU-CO2-Zoll steht vor der nächsten Ausbaustufe: Brüssel will ihn auf Haushaltsgeräte und weitere Industrieprodukte ausdehnen. Ab...

DWN
Politik
Politik Neues Ranking: Wer jetzt über Europas Zukunft entscheidet
20.12.2025

Donald Trumps Aufstieg an die Spitze des aktuellen Politico-Rankings zeigt, wie stark externe Kräfte Europas Politik inzwischen bestimmen....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...