Politik

Der „Banker-Killer“: Erdogan entlässt türkische Mafia-Legende aus der Haft

Der türkische Mafia-Boss Alaattin Çakıcı, der auch als türkischer “Al Capone” oder “Pate der Paten” bezeichnet wird, wurde aufgrund der Corona-Krise aus der Haft entlassen. Çakıcı soll für 41 Morde verantwortlich sein. Seine Straftaten richteten sich gezielt gegen Banker, Börsianer, Unternehmer und gegen den ehemaligen Minister für die staatlichen Banken.
16.04.2020 13:00
Lesezeit: 1 min
Der „Banker-Killer“: Erdogan entlässt türkische Mafia-Legende aus der Haft
Der türkische Mafia-Boss Alaattin Çakıcı. (Foto: dpa)

Die türkische Mafia-Legende Alaattin Çakıcı wurde am 16. April 2020 im Rahmen des Amnestieprogramms der türkischen Regierung aus der Haft entlassen. In der Türkei hatte die Regierungspartei AKP ein Gesetz zur vorzeitigen Entlassung von bis zu 90.000 der insgesamt 300.000 Inhaftierten auf den Weg gebracht. Die Haftzeiten von Verurteilten im offenen Vollzug und Risikogruppen sollen wegen des Coronavirus in Hausarrest umgewandelt werden, etwa bei Inhaftierten ab 65 Jahren und Schwerkranken. Ausgenommen wären Gefangene, die etwa wegen Gewalt gegen Frauen, vorsätzlichen Mordes und Terrorverbrechen einsitzen.

Die Anwältin des türkischen “Al Capone”, Zeynep Çiftçi, sagte: “Mein Mandant Alaattin Çakıcı wurde entlassen. Er hat sich in ein Hotel in Saroz, das dem befreundeten Patron des türkischen Ringer-Festivals, Mustafa Altınhan, gehört, zurückgezogen.”

Çakıcı wurde am 20. Januar 1953 in Trabzon geboren. Ab dem Jahr 1984 war er der führende Pate der türkischen Scheck- und Aktienmafia. Er war im Bereich der Schutzgelderpressung gegen wohlhabende Türken tätig und wurde reich durch die Erfüllung des Straftatbestands des “imaginären Exports”. Diese Straftat wurde dadurch begangen, indem man dem Finanzamt Listen mit “imaginären Exporten” vorlegte, um sich die Steuern für Exporte zurückerstatten zu lassen.

Er soll den Börsenhändler Adil Öngen mit einer Waffe verletzt und den Befehl erteilt haben, gegen den Chef der Pamukbank, Burhan Karaçam, einen Angriff mit einer Panzerabwehrwaffe auszuführen. Er soll einen bewaffneten Angriff auf den Inhaber der Cankurtaran Holding, Emin Cankurtaran, ausgeführt und ein Attentat auf den ehemaligen Minister für die staatlichen Banken, Cavit Çağlar. Zudem soll er den Mordbefehl gegen den Mafiaboss Nurullah Tevfik Ağansoy angeordnet haben, berichtet die Zeitung Sözcü. Im Jahr 2016 hatte er einen Gefängniswärter, der ihn beleidigt haben soll, zusammengeschlagen.

Ihm werden 41 Morde zur Last gelegt. Er erhielt auch eine Haftstrafenverlängerung von zehn Monaten wegen Beleidigung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Çakıcı gehört politisch in das ultranationalistische Spektrum und ist Anhänger der “Grauen Wölfe”. In Deutschland werden die “Grauen Wölfe” vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachtet.

Die Türkei hatte wegen der Corona-Krise am Mittwoch mit der Entlassung Tausender Häftlinge begonnen. Aus Gefängnissen in Istanbul, Ankara und Izmir und anderen Städten wurden Inhaftierte mit Bussen abgeholt, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Zum Schutz vor dem Coronavirus trugen manche Masken und Handschuhe. Es war am Dienstag vom Parlament in Ankara verabschiedet worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Trennungsunterhalt: Wann es einen Unterhaltsanspruch zwischen Ehepartnern gibt
14.12.2025

Kommt es zu einer Trennung in der Ehe, kann unter bestimmten Bedingungen der finanziell schwächer gestellte Ehepartner vom anderen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasversorgung in Deutschland: Das Für und Wider der Gasspeicherung
14.12.2025

Vor ein paar Jahren liefen wir Gefahr, im Winter zu frieren, denn bei schlechten Witterungsbedingungen einem und hohem Verbrauch bestand...

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...