Es ist offenbar nur noch eine Frage der Zeit, bis sich Länder wie Italien und Spanien von der EU abkapseln, um die Hoheit über ihre Geld- Handels- und Außenpolitik zurückzuerlangen. Denkbar wäre zumindest ein Exit aus der Eurozone. In jedem Fall müssten sich die betroffenen Staaten die Frage stellen, mit welchen Ländern sie ihre Beziehungen verstärken möchten.
Sehr wahrscheinlich wäre die Gründung einer Mittelmeerunion, die sich von der im Jahr 2008 initiierten Mittelmeerunion unterscheiden würde. Am 13. Juli 2008 hatten sich Repräsentanten von 16 Mittelmeeranrainer-staaten und 27 Mitglieder der EU in Paris getroffen, um eine Union für den Mittelmeerraum (UfM) zu gründen. Das Ziel dieser Initiative, die von Frankreich ins Leben gerufen wurde, war die Schaffung von Demokratie und Wohlstand in einer Region mit 800 Millionen Einwohnern.
“Die Mittelmeerunion sollte die seit 1995 bestehende euro-mediterrane Partnerschaft (Euromed) fortsetzen und festigen. Denn bereits zu diesem Zeitpunkt versuchten die Mitglieder der Europäischen Union und ihre Mittelmeer-Partner mit dem ,Barcelona-Prozess’ die Region zum Raum des Friedens, der Stabilität und des gemeinsamen Wohlstandes zu machen – allerdings mit mäßigem Erfolg”, berichtet die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB).
Das, was sich nach dem EU-Austritt Spaniens, Italiens und Griechenlands ergeben könnte, wäre nicht die UfM, sondern eine Mittelmeerunion unter Ausschluss der nordeuropäischen Staaten, die nach meiner Theorie durchaus imstande wären, sich in einer wirtschaftsstarken und EU-ähnlichen “Hanseatischen Liga” zusammenzufinden.
Rom, Athen, Madrid und vielleicht auch Paris müssten sich im Rahmen einer Union der Mittelmeerländer (“Union of Mediterranean Countries - UMC”) mit der Türkei als Gründer der UMC zusammenschließen. In einer späteren Phase müssten Ägypten, alle Maghreb-Staaten, Israel, der Libanon und auch Syrien nacheinander in die UMC aufgenommen werden. Wichtig wären hierbei auch Konsultationen mit Großbritannien, um Sonderklauseln über Gibraltar auszuhandeln. Das britische Überseegebiet sollte nicht in die UMC aufgenommen werden. Stattdessen könnte Großbritannien mit der UMC ein Freihandelsabkommen abschließen.
Entscheidend wäre auch die Integration der Adria-Anrainerstaaten Slowenien, Kroatien, Portugal, Monaco, Malta, Albanien, Montenegro, Kosovo (über die eigene Zollstelle im albanischen Hafen von Durrës) und Bosnien-Herzegowina. Serbien sollte einen Sonderstatus erhalten, um das Land nicht komplett vom aufkommenden Wohlstand in der Region auszuschließen. Doch dafür müssten auch Gespräche mit Moskau geführt werden, da sich Serbien in der russischen Einflusszone befindet. Nordmazedonien, Rumänien und Bulgarien sollten als zusätzliche Mitglieder einbezogen werden.
Wenn es den Mittelmeerstaaten gelingen sollte, eine UMC zu gründen, wären zahlreiche Konflikte im Mittelmeer gelöst. Dazu zählen der Konflikt auf Zypern (Türkei und Griechenland), in der Ägäis (Luftraum und Seegebiet), im östlichen Mittelmeer (Offshore-Gas, Offshore-Öl und Eastmed) und Flüchtlingskrisen (Nordafrika als Korridor nach Europa).
Allerdings müsste die Gründung der UMC eine wichtige Hürde nehmen. Bei den potenziellen Mitgliedern der UMC handelt es sich fast ausschließlich um Verbündete der USA. Lediglich Frankreich neigt aufgrund seiner kolonialen Vergangenheit dazu, Alleingänge zu unternehmen. Deshalb wäre es durchaus angemessen, wenn die zukünftigen französischen Regierungen eine Außenpolitik à la Sarkozy, aber nicht ganz so korrupt, verfolgen.
Es geht an dieser Stelle nicht darum, dass sich Paris unterwerfen soll. Entscheidend ist, was rational möglich ist, um das Mittelmeer und seine Anrainerstaaten in eine Region des Wohlstands zu transformieren. Das würde auch eine finanzielle und sicherheitspolitische Entlastung für Zentral- und Osteuropa nach sich ziehen.
Die Geldmenge in den UMC-Mitgliedstaaten sollte mit Gold gedeckt sein (Goldstandard). Jeder Staat würde dann nur so viel Geld ausgeben, wie er Gold besitzt. Dieser Kontrollmechanismus, der zunächst starr wirkt, hätte in Europa eine Kontrollfunktion. Es würde feste Wechselkurse, und somit auch kein Wechselkursrisiko geben, berichtet das Cato Institute. In den südeuropäischen Staaten sollte von Anfang an verhindert werden, dass Geld je nach Bedarf gedruckt wird. Somit können auch Haushaltsdefizite nicht beliebig ausgedehnt werden, weil der Goldstandard dies verhindert. Schlussendlich führt dies immer dazu, dass großen Mengen an Schulden nicht mehr aufgetürmt werden können.
Befürworter eines Goldstandards sagen, dass er eine selbstregulierende und stabilisierende Wirkung auf die Wirtschaft hat. Ein Goldstandard belohnt die produktiveren Nationen. Zum Beispiel erhalten sie Gold, wenn sie exportieren, so Procon.org. Mit mehr Gold in ihren Reserven können sie mehr Geld drucken. Das steigert die Investitionen in ihre profitablen Exportgeschäfte.
Ein Problem beim Goldstandard besteht darin, dass Größe und Gesundheit der Wirtschaft eines Landes von seiner Goldversorgung abhängen, führt die Iowa State University in einem Bericht aus. Die Wirtschaft ist nicht auf den Einfallsreichtum ihrer Menschen und Unternehmen angewiesen. Länder ohne Gold sind im Wettbewerb benachteiligt.
Somit ist die Nutzung des Goldstandards hochumstritten. In einigen Regionen der Welt könnte seine Einführung durchaus ratsam sein, zumal er auch sicherheitspolitisch positive Auswirkungen hätte, während in anderen Regionen die Bindung der eigenen Währung an das Gold keine großen Vorteile mit sich bringen würde.