Finanzen

Ausnahmezustand auf dem Weizenmarkt: Staaten blockieren Exporte, Preise steigen stark

Die Situation auf dem Weltmarkt für Weizen spitzt sich zu. Immer mehr Staaten schränken ihre Ausfuhren ein, die Preise an den Terminmärkten steigen deutlich.
22.04.2020 10:29
Aktualisiert: 22.04.2020 10:29
Lesezeit: 1 min

Auf dem Weltmarkt für Weizen bahnt sich eine Angebotsknappheit an. Vor dem Hintergrund brechender Lieferketten und Handelsbeziehungen im Agrarsektor haben Produzentenländer damit begonnen, ihre Ausfuhren zurückzufahren oder gar zu verbieten, berichtet das Portal Agrar Heute. Dem zurückgehenden Angebot steht demnach eine steigende Nachfrage aus Ländern gegenüber, welche selbst nur in geringem Umfang Getreide anbauen können – wie etwa Ägypten.

Russlands Landwirtschaftsministerin hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass die Weizenexporte bald komplett gestoppt werden könnten. Beobachtern zufolge dürfte dies ab Mitte Mai soweit sein, weil dann die aktuell gültige Exportquote erschöpft sein werde. Der Exportstopp dürfte bis in den Juli hinein andauern. Zu den größten Abnehmern russischen Weizens gehören Ägypten, die Türkei und Bangladesch. Russland verkauft zudem derzeit Teile seiner Vorräte im Inland, um den jüngsten Preissteigerungen für Mehl und Backwaren entgegenzuwirken.

Auch die Ukraine hatte jüngst gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters angekündigt, die Exporte zu verbieten, wenn sie ein bestimmtes Maß überschreiten werden. Wie der englischsprachige Dienst der Agentur nun meldet, haben die Ausfuhren in der vergangenen Woche stark zugelegt – was die massiv gestiegene Nachfrage durch Panikkäufe wiederspiegelt. Insgesamt wurden in der laufenden Saison bis zum 17. April bereits 18.56 Millionen Tonnen Weizen verkauft – gegenüber rund 12 Millionen Tonnen bis zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr. Die Hauptabnehmer der Ukraine waren Ägypten, die Türkei und Spanien. Auch andere Getreidearten und Mais wurden in viel größerer Menge verkauft als vergangenes Jahr. Dem Landwirtschaftsministerium zufolge soll das Exportverbot ab 20,2 Millionen Tonnen greifen.

Rumänien hat inzwischen den Verkauf von Weizen an Nicht-EU-Länder verboten. Auch Gerste, Hafer, Mais, Reis, Weizenmehl, Ölsaaten und Zucker unterliegen dem von der Regierung erlassenen Ausfuhrverbot.

Währenddessen erwartet Frankreich im laufenden Jahr aufgrund der immensen Nachfrage ein Rekordjahr beim Export. Der Behörde FranceAgriMer zufolge dürften die Ausfuhren im laufenden Jahr bei rund 13,2 Millionen Tonnen liegen und damit so hoch wie nie zuvor und fast 40 Prozent höher als 2019. Insbesondere aus China gebe es eine starke Nachfrage nach dem Getreide.

Das zunehmende Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage spiegelt sich auch in den rasant steigenden Preisen wider. Am europäischen Terminmarkt wurde am Montag ein Weizenpreis von 205 Euro pro Tonne zur Lieferung im Mai erreicht. Vor einem Jahr lag die Notierung im April noch bei unter 185 Euro, wie aus Daten von Raiffeisen hervorgeht. Auch auf den Weltmärkten steigen die Notierungen stark, seitdem wichtige Exporteure von Getreide oder Reis ihre Ausfuhren in den vergangenen Wochen eingeschränkt hatten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Deutschland bleibt weiter außer Reichweite
13.08.2025

Deutschland steht weiterhin vor großen Herausforderungen, seine digitale Unabhängigkeit zu erreichen. Das Bundesamt für Sicherheit in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus für die Chefetage: DAX-Vorstände kassieren das 41-Fache ihrer Mitarbeiter
12.08.2025

Während die Wirtschaft stagniert, steigen die Managergehälter: DAX-Vorstände verdienen im Schnitt das 41-Fache ihrer Mitarbeiter – und...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Nur jeder Dritte zufrieden mit Kanzler Merz – Unzufriedenheit steigt weiter
12.08.2025

Rund 100 Tage nach Amtsantritt der neuen Koalition fällt die Bilanz für Bundeskanzler Friedrich Merz eher ernüchternd aus. Einer...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: DAX-Schwergewicht rutscht weiter ab – jetzt SAP-Aktie kaufen?
12.08.2025

Die SAP-Aktie steht unter Druck – trotz starker Cloud-Zahlen und stabiler Marktstellung. Anleger fragen sich: Jetzt die SAP-Aktie kaufen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaming-Boom in Deutschland: Verbraucher geben 4,6 Milliarden Euro aus
12.08.2025

Die Gaming-Branche in Deutschland erlebt einen spürbaren Aufschwung: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Ausgaben der Verbraucherinnen und...

DWN
Panorama
Panorama Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun
12.08.2025

Während Klimaanlagen in vielen Ländern weltweit zur normalen Ausstattung gehören, sind sie in Deutschland noch immer umstritten....

DWN
Politik
Politik Sonntagsfrage: AfD mit Rekordwert in aktueller Forsa-Umfrage – Tiefpunkt für Schwarz-Rot und Kanzler Merz
12.08.2025

Die aktuelle Sonntagsfrage bringt die schwarz-rote Koalition unter Druck: Die AfD erreicht ihren Rekordwert, die Union verliert. Die...