Politik

Salvini über Corona-Finanzhilfen: „Ich traue weder Peking noch Berlin“

Der Chef der Lega Nord, Matteo Salvini, sagt deutlich, dass sich Italien finanziell weder von Deutschland noch von China abhängig machen dürfe, um gerettet zu werden. “Ich traue weder Peking noch Berlin”, so der umstrittene Politiker.
24.04.2020 15:34
Aktualisiert: 24.04.2020 15:34
Lesezeit: 1 min
Salvini über Corona-Finanzhilfen: „Ich traue weder Peking noch Berlin“
Matteo Salvini, ehemaliger Innenminister von Italien, hat kein Vertrauen in Merkel und Jinping. (Foto: dpa) Foto: Roberto Monaldo.Lapress

Der Vorsitzende der italienischen Partei Lega Nord, Matteo Salvini, hat die italienische Regierung aufgefordert, die Idee aufzugeben, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) der EU zu unterstützen, um sich von der Corona-Pandemie zu erholen.

Er sagte im Rahmen der Sendung “Non è l'Arena” auf LA7, dass er der Ansicht sei, dass der einzige Weg, um aus der durch die Coronavirus-Pandemie verursachten Wirtschaftskrise herauszukommen, darin bestehe, Staatsanleihen mit einer Garantie der Europäischen Zentralbank (EZB), die seiner Ansicht nach die einzige erfolgreiche Institution in Europa ist, zu begeben.

Salvini hatte bereits zuvor eine Kampagne gegen den ESM gestartet. Claudio Borghi, ein Mitglied der Lega Nord, der 2018 als Wirtschaftsberater der italienischen Regierung fungierte, twitterte nach Angaben von Libero Quotidiano kürzlich ein italienisches Plakat aus der faschistischen Zeit mit einem lächelnden deutschen Soldaten, der seine Hand ausstreckt und sagt: “Die Zeit vergeht, aber die Taktik bleibt immer dieselbe.”

Dies ist exakt die Wahrnehmung der Politiker der Lega Nord, wenn es um den ESM geht. Deshalb sagte Salvini im Gespräch mit LA7: “Ich will nicht, dass meine Kinder als Schuldner Berlins oder Pekings leben müssen. Ich traue weder Peking noch Berlin.”

In der Corona-Krise erwartet der Chef des Eurorettungsschirms ESM, Klaus Regling, einen Bedarf von mindestens weiteren 500 Milliarden Euro an Hilfsgeldern aus europäischen Töpfen. Zum Vergleich: Der deutsche Bundeshaushalt sieht in diesem Jahr Ausgaben von rund 484 Milliarden Euro vor. “Es könnte aber mehr sein”, sagte er der italienischen Zeitung Corriere della Sera. Dafür müsse man über neue Kriseninstrumente nachdenken, aber auch bestehende Möglichkeiten wie den EU-Haushalt nutzen.

Regling warnte davor, dass die Schaffung neuer Hilfsinstrumente wie Corona-Bonds Zeit in Anspruch nähme und Geld nicht vor dem kommenden Jahr ausgezahlt werden würde.

Der ESM (European Stability Mechanism) war 2012 auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise etabliert worden, um taumelnden Euro-Staaten wie Griechenland mit günstigen Krediten zu helfen. Das Kapital des ESM wurde anteilig von den einzelnen Euromitgliedern bereitgestellt, sie haften nur für ihren Kapitalbeitrag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...