Politik

Regierungen Afrikas protestieren gegen Rassismus in China

Die Regierungen Afrikas sind zutiefst beunruhigt über die rassistischen Übergriffe auf Afrikaner in China. Die Chinesen machen Afrikaner für die Verbreitung des Corona-Virus verantwortlich. Doch ein nigerianischer Top-Diplomat schmettert diesen Vorwurf gekonnt ab.
24.04.2020 18:06
Aktualisiert: 24.04.2020 18:06
Lesezeit: 2 min
Regierungen Afrikas protestieren gegen Rassismus in China
Chinas Präsident Xi Jinping. (Foto: dpa) Foto: Kenzaburo Fukuhara / Pool

In den vergangenen 14 Tagen sind in China zahlreiche Vorfällen aufgetreten, bei denen dunkelhäutige Menschen misshandelt, verfolgt und aus ihren Häusern und Hotelzimmern vertrieben wurden - ohne eine vorherige Ankündigung, wodurch viele von ihnen obdachlos wurden, führt das Magazin Quartz wörtlich aus. Ihnen wurde auch der Zutritt zu Einrichtungen wie Restaurants in der südchinesischen Stadt Guangzhou, der Hauptstadt der Provinz Guangdong, verweigert. Diese Vorfälle wurden durch die Entscheidung der lokalen Regierung von Guangzhou ausgelöst, ein strenges Überwachungs- und Testprogramm durchzuführen und allen afrikanischen Staatsangehörigen eine 14-tägige Quarantäne aufzuerlegen, unabhängig von der Reisegeschichte oder den Testergebnissen.

Aufgrund zahlreicher rassistischer Übergriffe bestellten die Regierungen mehrerer afrikanischer Regierungen die chinesischen Botschafter in den jeweiligen Ländern ein. Die Bilder von Afrikanern, die unter Brücken schlafen, Familien mit Kindern, die aus ihren legal gemieteten Wohnorten vertrieben wurden, sowie die Verweigerung des Zugangs Dienstleistungen für Schwarze wurden von vielen Regierungen in Afrika als “chinesischer Rassismus” und als “chinesischer Verrat” an der afrikanisch-chinesischen Solidarität angesehen. Die starke diplomatische Reaktion Afrikas zwang das chinesische Außenministerium, sich mit dem Thema zu befassen.

Es war nicht überraschend, dass Chinas Antwort darin bestand, die Vorwürfe als westliche Propaganda abzutun. Im Gegenzug präsentierten die chinesischen Medien einen nigerianischen Corona-Patienten, der nach einem positiven Test auf das Virus versucht hatte, der Quarantäne zu entkommen. Offenbar sollte die Willkür, der ausschließlich Afrikaner ausgeliefert sind, gerechtfertigt werden, indem “Schwarze” als gewalttätig dargestellt werden.

Bereits im Jahr 2016 waren die Afrikaner in Guangzhou wegen des Ebola-Virus rassistischen Attacken ausgesetzt. Damals betrug die Anzahl der schwarzafrikanischen Bevölkerung von Guangzhou 16.000. Derzeit liegt sie bei 4.500. Nach den aktuellen Vorkommnissen dürfte die Bevölkerungszahl der Afrikaner weiter zurückgehen. “Bei all dem haben die Chinesen hier in Guangzhou Rassismus und Diskriminierung gegen Schwarze gezeigt. Ich kenne Leute aus meiner Kirche, die Weiße und Nicht-Afrikaner sind, die nicht das durchmachen, was wir durchmachen - Quarantäne und mehrfache Tests”, sagte eine Studentin aus Sierra Leone der BBC. Die Wahrheit ist, dass illegale chinesische Textilarbeiter einen großen Anteil daran haben, dass sich das Virus in Italien und anschließend in Europa ausbreiten konnte, weist der Analyst der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, Ronald Barazon, in einem Bericht nach.

Der ehemalige nigerianische Botschafter Arikana Chihombori-Quao schreibt in einem Gastbeitrag der Zeitung Guardian Nigeria: “Seit Jahrhunderten heißt Afrika chinesische Staatsangehörige herzlich und von ganzem Herzen an ihren Ufern willkommen und ermöglicht ihnen, sich niederzulassen, zu heiraten und zu gedeihen, ohne einen Hinweis auf Rassendiskriminierung, Bigotterie, Belästigung oder Einschüchterung (...) Derzeit leben in Afrika über 10 Millionen chinesische Staatsangehörige und werden mit der Würde und dem Respekt behandelt, die jeder Mensch verdient. Vor diesem Hintergrund vereinen sich über 1,3 Milliarden Afrikaner (...) in ihrem Entsetzen darüber, wie unsere schwarzen Brüder und Schwestern, Söhne und Töchter von den chinesischen Behörden wie wilde Tiere auf die Straße gezogen werden. Viele wurden aus ihren Häusern und Hotels geworfen und sind Beleidigungen und extrem unmenschlichen Behandlungen ausgesetzt. Dies sind schwerwiegende Rechtsverletzungen, die wir Schwarzen nicht dulden und tolerieren werden. Afrikaner werden beschuldigt, COVID-19, die tödliche Krankheit, nach China gebracht zu haben, und die Welt weiß sehr gut, dass COVID-19 in Wuhan, der Volksrepublik China, und nicht in Afrika ausgebrochen ist.”

Chihombori-Quao führt aus, dass dies eine Vorgeschichte habe. Im Jahr 2016 waren die afrikanischen Staaten empört darüber, dass im staatlichen Fernsehen Chinas eine Werbung ausgestrahlt wurde, in der eine Chinesin einen Afrikaner einen Waschtab in den Mund schob, um ihn anschließend kopfüber in die Waschmaschine zu verfrachten. Der Mann verwandelte sich anschließend in einen hellhäutigen Chinesen mit Schlitzaugen.

Im Jahr 2018 wurden Afrikaner während einer staatlichen chinesischen Neujahrssendung als Affen dargestellt. Im selben Jahr wurde ein Chinese aus Kenia abgeschoben, weil er den kenianischen Präsidenten und alle Kenianer als Affen bezeichnet hatte. Ein diesbezügliches Video ist noch im Internet abzurufen.

Rassistische Attacken gegen Afrikaner in China werden sorgfältig von “Black Livity China” dokumentiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...