Deutschland

Mittelstand verliert wegen Corona mehr als die Hälfte vom Umsatz

Wegen der Corona-Beschränkungen gehen den mittelständischen Unternehmen in Deutschland im Schnitt 53 Prozent der üblicherweise zu erwartenden Umsätze verloren, so die staatliche Förderbank KfW.
28.04.2020 11:30
Aktualisiert: 28.04.2020 11:30
Lesezeit: 2 min
Mittelstand verliert wegen Corona mehr als die Hälfte vom Umsatz
Eine Kunstglaserin arbeitet in einer Münchner Hofglasmalerei an einem Kirchenfenster. Weil im Handwerk während der Krise viele Aufträge wegbrechen, haben manche Betriebe aus Sicht des Branchenverbands ZDH mehr Zeit für Privatkunden. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Wegen der Corona-Krise hat der deutsche Mittelstand einer Studie zufolge allein im März 75 Milliarden Euro Umsatz verloren. Dies seien zwei Prozent der Jahreserlöse, teilte die staatliche Förderbank KfW zu einer Umfrage unter rund 3400 Unternehmen mit. "Geschäftsschließungen, Reisebeschränkungen und Kontaktverbote führen zu Umsatzeinbrüchen, schmelzenden Liquiditätspolstern und unsicheren Geschäftsaussichten - und bedrohen die Existenz vieler kleiner und mittlerer Unternehmen."

Über 2,2 Millionen Mittelständler und damit rund 58 Prozent hatten demnach im vergangenen Monat Umsatzeinbußen aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Im Schnitt geht den Unternehmen etwa die Hälfte (53 Prozent) der üblicherweise zu erwartenden Umsätze verloren. Dies entspreche etwa 39.000 Euro je Firma.

Die schrittweise Lockerung der Corona-bedingten Eindämmungsmaßnahmen lasse auf eine Entspannung im Mittelstand hoffen, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Viele Betriebe könnten ihr Geschäft wieder aufnehmen. "Doch eine Rückkehr zum Vor-Corona-Alltag wird für die meisten nicht reibungslos möglich sein, niedrigere Umsätze und Liquiditätsengpässe dürften die Mittelständler auch in den nächsten Wochen begleiten."

Kleinere Unternehmen seien etwas häufiger von Umsatzrückgängen im März betroffen (58 Prozent) als größere Mittelständler mit mehr als 10 Beschäftigten. Vor allem Dienstleister beklagten am häufigsten Einbußen. Rund 40 Prozent der Mittelständler vermelden laut Studie etwa gleichbleibende Umsätze - meist größere Betriebe aus Handwerk und Baubranche. Rund zwei Prozent der Firmen konnten sogar mehr Umsatz verbuchen - unter anderem Mittelständler im Handel.

Die Umsatzeinbrüche belasten die Liquidität der Firmen deutlich. Rund 44 Prozent berichten als Folge der Corona-Krise von schwindenden Finanzpolstern. Sofern die aktuelle Lage anhalte oder sich nicht verbessere (gerechnet ab 1. April 2020), verfügten ungefähr die Hälfte aller Unternehmen über Liquiditätsreserven, die bis maximal zwei Monate ausreichten. "Danach droht die Einstellung beziehungsweise Aufgabe der Geschäftstätigkeit." Bei vier Prozent der Unternehmen reichten die liquiden Mittel nur ein bis zwei Wochen, bei weiteren 14 Prozent bis zu einem Monat.

Bei einem Viertel der Unternehmen kommt es auch zu Störungen im Geschäftsbetrieb, weil Mitarbeiter ausfallen. Rund 18 Prozent beklagen laut Studie ein verkleinertes Absatzgebiet, 17 Prozent haben Probleme aufgrund gestörter Lieferketten - und 14 Prozent der kleinen und mittleren Firmen haben den Geschäftsbetrieb sogar komplett eingestellt. Allerdings stehe der Mittelstand dennoch vergleichsweise gut dar, sagte Köhler-Geib. "Die in den vergangenen Jahren aufgebauten Finanzpolster helfen in der aktuellen Krise, Verluste temporär zu verkraften und den Druck auf die Liquidität zu mindern."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...