Die Slowakei, ein Binnenstaat mit 5,5 Millionen Einwohnern, hat seine Schulen, Geschäfte und Grenzen früher als jedes andere Land geschlossen. Diese Schnelligkeit war offenbar entscheidend. Politiker und TV-Moderatoren trugen schon Gesichtsmasken, als die Regierung dies noch nicht zur Pflicht gemacht hatte.
Denn sechs Wochen nach der ersten gemeldeten Infektion in dem Land hat die Slowakei lediglich 18 Todesopfer zu beklagen und steht laut Daten der John-Hopkins-Universität vom 26. April auf der europäischen Liste der Pro-Kopf-Todesfälle mit nur 3,3 Corona-Toten pro eine Million Einwohner an letzter Stelle.
Corona-Tote pro eine Million Einwohner:
- Spanien - 496,2
- Italien - 440
- Frankreich - 350,9
- Großbritannien - 307
- Deutschland - 71,6
- Ungarn - 28,1
- Tschechien - 20,6
- Polen - 14,1
- Slowakei - 3,3
Laut Eva Schernhammer, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie an der Medizinischen Universität Wien, ist die Schnelligkeit ist das Entscheidende. "Es wäre ideal, die Epidemie in einem Stadium einzudämmen, in dem man die Kontakte jedes einzelnen neuen Falles zurückverfolgen kann", sagte sie zu Bloomberg. Im Nachhinein betrachtet habe die Slowakei das Richtige getan.
Der Regierende der Region Bratislava, Juraj Droba, schloss zwei Tage nach der Meldung des ersten Falls und damit sogar schon eine Woche vor dem Rest des Landes, die Schulen, weil er "sehen konnte, was in Italien passiert". In der Region Bratislava leben mehr als 10 Prozent der slowakischen Bevölkerung.
Der slowakische Chef-Gesundheitsinspektor Jan Mikas befahl der Polizei, einen Konvoi von Skifahrern, die aus Österreich zurückkehrten, anzuhalten und sie unter Aufsicht unter Quarantäne zu stellen. Etwa 60 dieser Personen wurden positiv getestet. Nun ist die Slowakei dabei, die Wirtschaft langsam wieder zu öffnen, nachdem sie durch den Lockdown gelähmt wurde, der in kleineren Ländern leichter durchzusetzen ist.
"Wenn der Trend anhält, können wir sagen, dass wir die Situation unter den Länder mit am besten gehandhabt haben", sagt Martin Smatana, der Leiter des Instituts für Gesundheitspolitik der slowakischen Regierung, das die Ausbreitung des Virus modelliert. "In der Mehrheit der Bevölkerung breitet sich das Virus nicht aus."