Finanzen

EU-Kommission: Banken sollen weniger Rückstellungen für faule Kredite bilden

Nach Plänen der EU-Kommission sollen die Banken in Europa mehr Spielraum bei den Eigenkapitalregeln bekommen, damit sie mehr Darlehen ausreichen.
28.04.2020 16:36
Aktualisiert: 28.04.2020 16:36
Lesezeit: 1 min
EU-Kommission: Banken sollen weniger Rückstellungen für faule Kredite bilden
Die untergehende Sonne leuchtet zwischen der Helaba und dem Commerzbank-Tower in Frankfurt. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Die Europäische Kommission will mit einer Reihe von Erleichterungen für Banken sicherstellen, dass die Geldhäuser den Kredithahn nicht zudrehen. So sollen unter anderem die Regeln, ab wann Rückstellungen für faule Kredite gebildet werden müssen, aufgeweicht werden. "Während der letzten Krise mussten wir die Banken stützen. Dieses Mal helfen wir den Banken, die Unternehmen und Haushalte zu stützen", sagte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis am Dienstag.

Die Deutsche Bank, Unicredit, Santander und andere Großbanken haben wegen der Corona-Krise ihre Rückstellungen für Kreditausfälle erhöht. Ein EU-Vertreter schätzte, dass die Banken in der Euro-Zone im laufenden Jahr weitere Vorsorge in Höhe von 100 Milliarden Euro treffen müssten. Mit den am Dienstag beschlossenen Kapitalentlastungen für die Banken könnten diese aber dennoch bis zu 450 Milliarden Euro an Krediten ausgeben. Die Kommission betonte, dass die Banken den zusätzlichen Spielraum nicht für Dividenden- und Bonuszahlungen verwenden sollten.

Die deutschen Bankenverbände begrüßten die Erleichterungen grundsätzlich, übten aber Kritik im Detail. "Sie sind aus unserer Sicht ein ganz wichtiger Beitrag, um die Realwirtschaft in der aktuellen Coronakrise zu stabilisieren", sagte Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Namen der Deutschen Kreditwirtschaft (DK). Die Banken hätten sich unter anderem ein politisches Signal zur Aussetzung der diesjährigen Bankenabgabe gewünscht.

"Allein mit einer Verschiebung für das Jahr 2020 hätte den Banken in der Eurozone ein zusätzliches Kreditvolumen in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro zur Verfügung gestanden", rechnete Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Privatbanken-Verband BdB vor.

Den neuen Regeln zufolge soll die Bilanzierungsvorschrift IFRS 9 aufgeweicht werden. Nun sollen beispielsweise Zahlungsverzögerungen bei Kreditstundungen nicht sofort dazu führen, dass die Vorsorge für den Ausfall des Kredits kräftig erhöht werden muss. Zudem kommt die Kommission den Banken unter anderem auch bei der Berechnung der Verschuldungsquote (Leverage Ratio) entgegen.

Die EU-Staaten und das EU-Parlament müssten spätestens bis zum Juni zustimmen, damit die Erleichterungen ihre volle Wirkung entwickeln, sagte Dombrovskis. Die Aufweichung der Regel soll vorübergehend sein. Die europäischen Bankenaufseher haben in den vergangenen Wochen bereits verschiedene Erleichterungen für die Branche beschlossen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...