Wirtschaft

Corona-Krise: Absatz von Autobauern wird sich allerfrühestens im Jahr 2026 erholt haben

Der Autoverkauf wird dieses Jahr wegen Corona um fast 20 Prozent einbrechen. Vor 2026 wird er sich nicht vollständig erholt haben.
03.05.2020 08:26
Lesezeit: 2 min
Corona-Krise: Absatz von Autobauern wird sich allerfrühestens im Jahr 2026 erholt haben
Der Fuchs kann sich in aller Ruhe ausruhen - so schnell werden die Neuwagen von Audi und VW nicht zum Händler verfrachtet werden. (Foto: dpa) Foto: Gareth Fuller

Den Autobauern und damit auch den jeweiligen Volkswirtschaften, denen sie angehören, stehen schwere Zeiten bevor: Die Nachwirkungen der Corona-Krise werden mindestens bis zum Jahr 2025 zu spüren sein, und gerade die deutschen Autobauer und somit die ganze Bundesrepublik werden schwer getroffen werden. Die für die Prognose notwendigen Berechnungen hat der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen vorgenommen.

Rückgang des PKW-Absatzes in ausgesuchten wichtigen Automärkten im Jahr 2020 verglichen mit dem Absatz im Jahr 2019 (in Millionen / zuerst genannt die 2019er, dann die 2020er Zahlen)

China: 21.045 / 17.888 Minus: 3,157 (15 Prozent)

USA: 16,965 / 13,572 Minus: 3,393 (20 Prozent)

Japan: 4.301 / 3.656 Minus: 0,645 (15 Prozent)

Deutschland: 3.607 / 2.886 Minus: 0.721 (20 Prozent)

Großbritannien: 2.311 / 1.964 Minus: 0,347 (15 Prozent)

Frankreich: 2.214 / 1.661 Minus: 0,554 (25 Prozent)

Italien: 1.916 / 1.437 Minus: 0.479 (25 Prozent)

Russland: 1.760 / 1.443 Minus: 0,317 (18 Prozent)

Was den gesamten Weltmarkt angeht: 2020 werden mit 65,2 Millionen Autos so wenige gebaut werden, wie seit 2011 nicht mehr (damals betrug die Zahl 64,9 Millionen). Die 65,2 Millionen von diesem Jahr bedeuten im Vergleich zum Jahr 2019 (Gesamtzahl: 79,6 Millionen) einen Rückgang von 18 Prozent. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2017 (84,4 Millionen) beträgt der Rückgang sogar 23 Prozent.

Was die drei mit Abstand bedeutendsten Märkte anbelangt: In Asien sinkt die Zahl der verkauften Autos dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr von 32,0 auf 25,9 Millionen (minus 19 Prozent). In Nordamerika verringert sich der Absatz von 20,2 auf 16,2 Millionen (minus 20 Prozent), in Europa verringert er sich von 15,8 auf 13,0 Millionen (minus 17,7 Prozent; wobei das Minus in West Europa stärker ausgeprägt ist als im östlichen Teil des Kontinents. Der Grund ist, dass die Auto-Dichte, also sozusagen der Sättigungsgrad, in West Europa höher ist). Das heißt, der Rückgang ist in allen drei Märkten in etwa gleich stark.

Allerdings wird die Erholung nicht gleichermaßen voranschreiten. In fünf Jahren, im Jahre 2025, wird die Zahl der verkauften Autos in Asien 33,8 Millionen betragen, also nicht nur die katastrophale Zahl dieses Jahres deutlich übertreffen, sondern sogar leicht die von 2019. Anders sieht es in Nordamerika und in Europa aus: Mit 19,9 beziehungsweise 14,6 Millionen wird die Zahl zwar jeweils deutlich über der von diesem Jahr liegen, aber immer noch jeweils leicht unter der von 2019.

Der Grund für die positivere Entwicklung in Asien liegt in der Beschaffenheit der dortigen Volkswirtschaften. Es handelt sich größtenteils noch um Entwicklungsländer beziehungsweise Länder, in denen – wie beispielsweise in Osteuropa auch – die Autodichte noch nicht so hoch ist wie in Europa und den USA. Ein Vergleich: In China betrug die durchschnittliche Wachstumsrate (CAGR, d. h. Compound Annual Growth Rate) innerhalb des zehn-Jahres-Zeitraums von 2008 bis 2017 11,5 Prozent; in Indien waren es 9,1 Prozent. In den USA waren es mit 3,1 Prozent deutlich weniger; in Europas führenden Volkswirtschaften Deutschland (minus 0,2 Prozent), Frankreich (minus 1,5 Prozent), Großbritannien (minus 1,1 Prozent) und Italien (minus 2,0 Prozent) gab es sogar einen Rückschritt; ebenso in Russland (minus 0,6 Prozent) sowie Japan (minus 0,4 Prozent).

Die Autobauer aller drei großen Märkte dürften in den nächsten Jahren Überkapazitäten abbauen; das bedeutet den Abbau zehntausender von (gutbezahlten) Jobs. Bis zum Jahr 2023 dürften die Überkapazitäten auf 1,6 Millionen Einheiten in Europa; 1,4 Millionen Einheiten in Nordamerika sowie 800tausend in Asien reduziert sein, zusammen also 3,8 Millionen. Und das im Jahr 2023 – in den Jahren 2020, 2021 und 2022 werden sie noch höher liegen.

Weltweit werden dieses Jahr 14,4 Millionen Autos weniger als 2019 produziert werden (ein Rückgang von, wie oben bereits geschrieben, 18 Prozent): Allein in Deutschland betrug der Bruttoproduktionswert der Automobil-Industrie (einschließlich Zulieferer) im Jahr 2017 (letzte verfügbare Zahl) fast genau eine halbe Billion Euro (497,85 Milliarden). Da kann man sich vorstellen, was für einen gewaltigen wirtschaftlichen Schaden die Auto-Industrie und die Volkswirtschaften, in denen Autos produziert werden, in diesem Jahr und in den darauffolgenden Jahren hinnehmen müssen. Was schreibt Dudenhöffer? „Der Erholungsprozess wird langsam und schmerzlich.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Nachhaltige KI: Künstliche Intelligenz kann mehr, wenn der Mensch wieder mitentscheidet
21.07.2025

Künstliche Intelligenz kann nur dann Vertrauen schaffen, wenn sie nachvollziehbar ist. Wie Unternehmen KI nachhaltig, sicher und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Börsen: Wall Street nach Trumps Angriff auf die Fed im Zangengriff
21.07.2025

Trump attackiert die Fed, der Dollar wankt und Investoren wetten auf die große Börsenrallye – doch was passiert, wenn sich die Bullen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Politökonom Mark Blyth: Inflation bleibt – weil sich die Welt strukturell verändert
21.07.2025

Die Inflation ist nicht mehr temporär – sie ist strukturell. Politökonom Mark Blyth erklärt, warum Zinsen versagen, Angebotspolitik...

DWN
Politik
Politik Deutscher General Freuding: Russland plant Angriff auf Ukraine mit 2.000 Drohnen
21.07.2025

Russland rüstet zum massiven Drohnenschlag: 2.000 unbemannte Flugkörper sollen gleichzeitig auf die Ukraine losgelassen werden – ein...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg eskaliert: EU zahlt, doch Amerika blutet
21.07.2025

Donald Trump diktiert neue Zölle, Brüssel verhandelt im Nebel – und Europas Wirtschaft steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche-Börse-Chef Leithner fordert: Mehr privates Kapital für die Rente
21.07.2025

Privates Kapital könnte zum entscheidenden Hebel für die Rentensicherung in Deutschland werden. Doch wie lässt sich die Beteiligung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen YT Industries: Insolvenzverfahren von Mountainbike-Hersteller eingeleitet – Kampf ums Überleben
21.07.2025

YT Industries, einst gefeierter Star der deutschen Bike-Branche, steckt in wirtschaftlichen Turbulenzen. Trotz globaler Nachfrage muss der...

DWN
Technologie
Technologie Microsoft SharePoint: Sicherheitslücke von Hackern ausgenutzt – Behörden und Unternehmen bedroht
21.07.2025

Ein massiver Hackerangriff auf die Software Microsoft SharePoint erschüttert Behörden und Unternehmen weltweit. Die Angreifer nutzen eine...