Politik

Trumps Handelskrieg eskaliert: EU zahlt, doch Amerika blutet

Donald Trump diktiert neue Zölle, Brüssel verhandelt im Nebel – und Europas Wirtschaft steht vor einem Scherbenhaufen. Sollte das schlimmste Szenario eintreten, drohen Exportschäden in Billionenhöhe. Doch am Ende könnte ausgerechnet die US-Wirtschaft den höchsten Preis zahlen.
21.07.2025 14:13
Lesezeit: 3 min

Wie Trumps Zollpolitik Europas Industrie ins Wanken bringt

Der dänische Industrieverband hat Berechnungen zu den drei Szenarien durchgeführt, die derzeit in den Zollverhandlungen zwischen der EU und den USA im Spiel zu sein scheinen. Sollten die Verhandlungen scheitern und Szenario drei, der schlimmste Fall, eintreten, würde dies die EU-Exporte in die USA sehr hart treffen. Mitte 2025 und sechs Monate nach Donald Trumps erneutem Amtsantritt als US-Präsident ist das Ergebnis der Zollverhandlungen zwischen der EU und den USA noch immer nicht absehbar. Eines ist jedoch sicher. Unabhängig davon, ob ein neues Zollabkommen zustande kommt oder nicht, wird es für Unternehmen und Verbraucher in ganz Europa mit Kosten verbunden sein. Dies geht aus einer Analyse des dänischen Industrieverbands (DI) hervor, der von einem Mehraufwand in Höhe von 40 bis 189 Milliarden Euro ausgeht.

„Seit Trump wieder Präsident ist, steht das zuvor gute Verhältnis zwischen EU und USA massiv unter Druck. Wie ein Handelsabkommen ausgeht, ist extrem ungewiss. Sicher ist nur: Die Ausgangslage ist schlechter als vor Trumps Wiederwahl. Wir hoffen auf das Beste, bereiten uns aber auf das Schlimmste vor“, so Lukas Lausen, Leiter für globalen Handel bei DI.

DI skizziert drei mögliche Szenarien für die künftige transatlantische Zollstruktur. Grundlage sind die derzeit gültigen Sätze, die nach Trumps Amtsantritt eingeführt wurden: 10 Prozent Basistarif, 50 Prozent auf Aluminium/Stahl und 25 Prozent auf Autos. Anfang Juli verschickte Trump ein neues Schreiben an die EU: Ab 1. August werde auf EU-Importe ein Einheitssatz von 30 Prozent erhoben. Auf Basis dieser Vorgabe führt die EU derzeit Verhandlungen mit den USA.

Trumps Handelskrieg und die Folgen: Drei Szenarien im Überblick

DI hat die bekannten Verhandlungsstände in drei Szenarien übersetzt. Grundlage der Berechnungen ist das Exportvolumen der EU und Dänemarks in die USA im Jahr 2024. Wichtig ist dabei der Hinweis: Sollten die Zölle tatsächlich steigen, dürfte auch das Exportvolumen sinken.

  • Szenario 1 ist das Vereinbarungsszenario und zugleich das günstigste. Es sieht vor: 10 Prozent Basistarif, 25 Prozent Zoll auf Aluminium und Stahl sowie 10 Prozent auf Autos.
  • Szenario 2 ist das mittlere Modell mit einem Basistarif von 50 Prozent, 50 Prozent auf Aluminium und Stahl, 25 Prozent auf Autos sowie 50 Prozent auf Flugzeuge und Alkohol.
  • Szenario 3 ist der Worst Case: 30 Prozent Basistarif, 80 Prozent auf Aluminium/Stahl, 55 Prozent auf Autos, 30 Prozent auf Flugzeuge/Alkohol und 30 Prozent auf weitere Produkte wie Medikamente und Mikrochips.

Im europäischen Maßstab schätzt DI, dass sich die Zolllast im Falle von Szenario 1 auf ca. 43 Milliarden Euro belaufen würde. Wichtig: Zunächst zahlen die US-Importeure – diese könnten die Mehrkosten aber an Verbraucher weiterreichen. So würden europäische Waren in den USA schlicht teurer. Wird es schlimmer als befürchtet und tritt Szenario 3 ein, beläuft sich die Zusatzlast auf ca. 189,7 Milliarden Euro, das wären rund 147 Milliarden Euro mehr als im günstigsten Fall.

Lausen beobachtet die Zolldebatte in Brüssel intensiv. Dank DI-Netzwerken habe er „ein gewisses Gespür dafür, was vor sich geht“. Dass es nur eine vage Einschätzung sei, liege laut Lausen an der Undurchsichtigkeit des US-Verhandlungsmandats – letztlich fälle Trump alle Entscheidungen allein. „Wir haben gelernt, dass es schwer ist, vorherzusagen, was Trump tut oder denkt. Aber wenn ich meinen Kopf aufs Schafott legen müsste, dann glaube ich: Wir bekommen vor dem 1. August eine Einigung mit 10 Prozent Basiszoll, also ein Abkommen nahe Szenario eins“, so Lausen. „Es wird ein Deal, mit dem EU und USA leben können – nicht aus Zuneigung, sondern aus Notwendigkeit.“ Auch Dansk Metals Chefökonom Erik Bjørsted bleibt gelassen. „Egal, wie das Abkommen ausfällt – die USA verlieren am meisten. Solange es offene Märkte gibt, finden (europäische Unternehmen) ihren Weg“, meint Bjørsted. Er fordert Unternehmen auf, den Blick nicht auf Trump zu verengen, sondern auf Chancen in Deutschland zu setzen – das ein 500 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm für Infrastruktur, Digitalisierung und Klimawende gestartet hat, ergänzt durch massive Aufrüstungsausgaben. „Wir sollten die Chancen direkt vor uns sehen. Deutschland investiert massiv (...)“, so Bjørsted.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klassengesellschaft 2.0 – Warum Demokratie ohne soziale Gleichheit zerbricht
15.11.2025

In Deutschland redet kaum jemand über Klassen – als wäre soziale Herkunft heute keine Machtfrage mehr. Doch die Soziologin Prof. Nicole...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzblasen 2025: Wo der nächste große Crash drohen könnte
15.11.2025

An den Finanzmärkten steigt die Nervosität. Künstliche Intelligenz treibt Bewertungen auf Rekordhöhen, Staaten verschulden sich wie nie...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienpreise: Boom zu Neuverträgen – eine Prognose
15.11.2025

Laut ifo sind Neuverträge in Großstädten um 48 Prozent teurer als Bestandsverträge. Das, so Experten, ist nicht nur ein Problem für...

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...