Politik

Bund verlängert Reisewarnung: "Sargnagel" für Tourismusbranche

Lesezeit: 2 min
29.04.2020 09:06  Aktualisiert: 29.04.2020 09:06
Die Bundesregierung verlängert die weltweite Reisewarnung und erhöht damit den Druck auf die angeschlagene Tourismusbranche.
Bund verlängert Reisewarnung: "Sargnagel" für Tourismusbranche
Vertreter von Reiseveranstaltern und Reisebüros demonstrierten am Mittwoch vor dem Kieler Landtag, um auf ihre schwierige wirtschaftliche Lage aufmerksam zu machen. (Foto: dpa)
Foto: Frank Molter

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Man könne nach wie vor "kein sorgenloses Reisen" empfehlen, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas am Mittwoch in Berlin und begründete damit die Verlängerung der Reisewarnung bis zum 14. Juni. Niemand könne versprechen, dass die Warnung danach aufgehoben werden könne, sagte der SPD-Politiker. Er sei im Gespräch mit den Außenministern der anderen EU-Staaten. "Eine europäische Lösung wäre wünschenswert." Aufgrund der unterschiedlichen Verläufe der Pandemie sei aber auch nicht auszuschließen, dass es bei der Reisewarnung zu Differenzierungen kommen werde. Zur Bewegungsfreiheit in Deutschland werde der Bund am 6. Mai mit den Ministerpräsidenten der Länder beraten.

Das Auswärtige Amt hatte erstmals am 17. März eine weltweite Reisewarnung für alle "nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland" ausgesprochen. Wegen Einreisebeschränkungen und eingebrochener Nachfrage liegt der internationale Flugbetrieb derzeit weitgehend brach. Die Bundesregierung habe in den vergangenen vier Wochen mit Rückholflügen 240.000 Touristen nach Deutschland heimgeholt, sagte Maas. Er betonte, dass es eine solche Aktion im Sommer nicht noch einmal geben werde. "Niemand wird dieses Jahr einen Urlaub verbringen können, wie er ihn kennt mit vollen Stränden in vollen Berghütten oder wo auch immer."

Die Corona-Krise trifft die Reiseunternehmen mit voller Wucht. Allein bis Ende April sind bereits über 4,8 Milliarden Euro Umsatzausfälle zu beklagen, wie der Branchenverband DRV erklärt. Er bezeichnete die Verlängerung der Reisewarnung als "verantwortungsvolle Entscheidung", bei der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung im Mittelpunkt stünden. Die Reiseveranstalter hätten damit eine gewisse Planungssicherheit – Reisen bis Mitte Juni würden jetzt schrittweise abgesagt und die Kunden informiert. "Durch diese Entscheidung wird den Reisebüros und Reiseveranstaltern jedoch für weitere sechs Wochen die Geschäftsgrundlage entzogen", sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. "Damit ist völlig klar: Die Reisewirtschaft braucht dringend zielgenaue Hilfsprogramme."

BRANCHE: IM SOMMER KÖNNTEN VIELE FIRMEN VOR DEM AUS STEHEN

Ein DRV-Sprecher ergänzte, es gebe Signale von der Bundesregierung, dass an Lösungen für die Branche gearbeitet werde. Die Unternehmen plädieren in Deutschland für eine nationale Regelung zu verpflichtenden Gutscheinen, damit Firmen für ausgefallene Reisen nun mit Erstattungen für die Kunden ihre Liquidität nicht gefährden müssen. Der Tourismusverband DTV forderte einen "Rettungsschirm Deutschlandtourismus". "Wenn die Politik aber nicht schnell und zielgerichtet handelt, stehen viele Betriebe bis zum Sommer vor dem Aus", warnte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz.

Der weltgrößte Tourismuskonzern TUI leidet stark unter der Corona-Krise und bekommt bereits einen Staatskredit über 1,8 Milliarden Euro. Unternehmenschef Fritz Joussen geht davon aus, dass sich "aller Voraussicht nach der Schwerpunkt der Saison nach hinten verschieben wird". Gemeinsam sollten Industrie und Politik nun alles tun, "um Reisen so weit wie möglich wieder zu ermöglichen", erklärte Joussen in einem Mitarbeiterbrief. Zunächst im eigenen Land, in Nachbarstaaten und in Ländern, die weniger stark betroffen seien und die sich selbst gut vorbereitet sehen. "Griechenland, Zypern, Bulgarien, Portugal suchen das Gespräch mit uns und bereiten sich sehr intensiv auf die Rückkehr der Touristen vor."


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Macht er Cash oder wird er Präsident? Donald Trumps Haltefrist bei Truth Social endet
19.09.2024

Truth Social ist vermutlich Donald Trumps beste Investition gewesen, seit Jahrzehnten - ever, ever! Besser als seine Hotels und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen ifo-Geschäftsklima: Konstanter Abwärtstrend auch für Selbstständige in Deutschland
19.09.2024

Die gesamtwirtschaftliche Lage ist schlecht, von Erholung nach der Sommerpause keine Spur: Auch das Geschäftsklima bei Selbstständigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Demografie und Fachkräftemangel: Ältere länger im Job halten - eine Studie sieht Millionenpotenzial
19.09.2024

Weiterbeschäftigung statt Rente: Wer das Renteneintrittsalter erreicht hat, aber dennoch länger arbeitet, soll mehr Wertschätzung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handelsregistergebühren sollen kräftig steigen – eine weitere teure Belastung für Unternehmen!
19.09.2024

Das Bundesjustizministerium will die Gebühren für den Handelsregistereintrag um 50 Prozent erhöhen. Ein besserer Kostendeckungsgrad soll...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wettlauf um Bodenschätze: Bundesregierung legt Rohstofffonds auf
19.09.2024

Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Unternehmen sind deshalb auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Mit einem Rohstofffonds der...

DWN
Politik
Politik Betriebliche Altersvorsorge soll attraktiver werden
19.09.2024

Bislang verfügt nur ein Teil der Beschäftigten in Deutschland über eine betriebliche Rente. Das soll sich nach dem Willen der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Erste Lithium-Raffinerie: Wie Deutschland vom Ausland unabhängig und autark wird
19.09.2024

Reiner Haseloff, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, hatte diese Woche dann doch Grund zum Feiern und Lächeln. In Bitterfeld-Wolfen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Zwischen Macht und Verantwortung: Wie Gewerkschaften den deutschen Arbeitsmarkt beeinflussen
19.09.2024

Brauchen wir Gewerkschaften oder schaden sie der Volkswirtschaft? Hohe Lohnforderungen und Streikdrohungen könnten den deutschen...