Man könne nach wie vor "kein sorgenloses Reisen" empfehlen, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas am Mittwoch in Berlin und begründete damit die Verlängerung der Reisewarnung bis zum 14. Juni. Niemand könne versprechen, dass die Warnung danach aufgehoben werden könne, sagte der SPD-Politiker. Er sei im Gespräch mit den Außenministern der anderen EU-Staaten. "Eine europäische Lösung wäre wünschenswert." Aufgrund der unterschiedlichen Verläufe der Pandemie sei aber auch nicht auszuschließen, dass es bei der Reisewarnung zu Differenzierungen kommen werde. Zur Bewegungsfreiheit in Deutschland werde der Bund am 6. Mai mit den Ministerpräsidenten der Länder beraten.
Das Auswärtige Amt hatte erstmals am 17. März eine weltweite Reisewarnung für alle "nicht notwendigen, touristischen Reisen ins Ausland" ausgesprochen. Wegen Einreisebeschränkungen und eingebrochener Nachfrage liegt der internationale Flugbetrieb derzeit weitgehend brach. Die Bundesregierung habe in den vergangenen vier Wochen mit Rückholflügen 240.000 Touristen nach Deutschland heimgeholt, sagte Maas. Er betonte, dass es eine solche Aktion im Sommer nicht noch einmal geben werde. "Niemand wird dieses Jahr einen Urlaub verbringen können, wie er ihn kennt mit vollen Stränden in vollen Berghütten oder wo auch immer."
Die Corona-Krise trifft die Reiseunternehmen mit voller Wucht. Allein bis Ende April sind bereits über 4,8 Milliarden Euro Umsatzausfälle zu beklagen, wie der Branchenverband DRV erklärt. Er bezeichnete die Verlängerung der Reisewarnung als "verantwortungsvolle Entscheidung", bei der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung im Mittelpunkt stünden. Die Reiseveranstalter hätten damit eine gewisse Planungssicherheit – Reisen bis Mitte Juni würden jetzt schrittweise abgesagt und die Kunden informiert. "Durch diese Entscheidung wird den Reisebüros und Reiseveranstaltern jedoch für weitere sechs Wochen die Geschäftsgrundlage entzogen", sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. "Damit ist völlig klar: Die Reisewirtschaft braucht dringend zielgenaue Hilfsprogramme."
BRANCHE: IM SOMMER KÖNNTEN VIELE FIRMEN VOR DEM AUS STEHEN
Ein DRV-Sprecher ergänzte, es gebe Signale von der Bundesregierung, dass an Lösungen für die Branche gearbeitet werde. Die Unternehmen plädieren in Deutschland für eine nationale Regelung zu verpflichtenden Gutscheinen, damit Firmen für ausgefallene Reisen nun mit Erstattungen für die Kunden ihre Liquidität nicht gefährden müssen. Der Tourismusverband DTV forderte einen "Rettungsschirm Deutschlandtourismus". "Wenn die Politik aber nicht schnell und zielgerichtet handelt, stehen viele Betriebe bis zum Sommer vor dem Aus", warnte DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz.
Der weltgrößte Tourismuskonzern TUI leidet stark unter der Corona-Krise und bekommt bereits einen Staatskredit über 1,8 Milliarden Euro. Unternehmenschef Fritz Joussen geht davon aus, dass sich "aller Voraussicht nach der Schwerpunkt der Saison nach hinten verschieben wird". Gemeinsam sollten Industrie und Politik nun alles tun, "um Reisen so weit wie möglich wieder zu ermöglichen", erklärte Joussen in einem Mitarbeiterbrief. Zunächst im eigenen Land, in Nachbarstaaten und in Ländern, die weniger stark betroffen seien und die sich selbst gut vorbereitet sehen. "Griechenland, Zypern, Bulgarien, Portugal suchen das Gespräch mit uns und bereiten sich sehr intensiv auf die Rückkehr der Touristen vor."