Finanzen

Schweiz und Großbritannien wollen Kooperation im Finanzbereich vertiefen

Die Schweiz und Großbritannien wollen nach dem Brexit ihre Beziehungen bei Finanzdienstleistungen neu organisieren und vertiefen.
03.05.2020 14:40
Aktualisiert: 03.05.2020 14:40
Lesezeit: 2 min
Schweiz und Großbritannien wollen Kooperation im Finanzbereich vertiefen
Finanzdienstleistungen sind wichtig für die Schweiz und Großbritannien. (Foto: dpa) Foto: Boris Roessler

Der Bericht “Zukunftssichere Beziehung zwischen Großbritannien und der Schweiz im Bereich Finanzen und damit verbundene professionelle Dienstleistungen” wurde von TheCityUK (Interessenvertretung der britischen Finanzbranche) und Economiesuisse (Dachverband der Schweizer Wirtschaft) mit der Absicht erstellt, eine Grundlage für eine Handelsbeziehung zwischen den beiden größten Finanzzentren Europas nach dem Brexit zu formen.

So heißt es in dem Bericht: “Vor dem Hintergrund von Covid-19 wird die Vertiefung wichtiger Handels- und Investitionsbeziehungen über den Brexit hinaus noch wichtiger, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen.”

Dabei gibt es drei Ziele:

  • Neue Handels- und Investitionsvereinbarungen, die auf die Bedürfnisse des Vereinigten Königreichs und der Schweiz zugeschnitten sind, insbesondere für den Handel mit Finanzdienstleistungen.

  • Gegenseitige Anerkennung der Regulierung, um die grenzüberschreitende Bereitstellung von Finanzdienstleistungen auf der Grundlage vergleichbarer Ergebnisse und nicht auf der Grundlage einer zeilenweisen Regulierung zu erweitern.

  • Eine tiefere institutionelle, regulatorische und aufsichtsrechtliche Zusammenarbeit, die eingeführt werden sollte, bevor die britische Übergangszeit mit der EU am 31. Dezember 2020 endet.

Die Vorschläge enthalten Forderungen nach einer Handelsbeziehung, die auf der gegenseitigen Anerkennung der Regulierung und nicht auf den EU-Gleichwertigkeitsprinzipien beruht. Das Vereinigte Königreich und die Schweiz sollten engere strategische Beziehungen aufbauen und auf ihrem gemeinsamen Ansatz und Ausblick auf die Finanzregulierung aufbauen, um gemeinsame Ziele in einem globalen regulatorischen Umfeld besser zu koordinieren.

Dem Bericht zufolge könnte angesichts der Profile der beiden Nationen im bilateralen Handel rasch eine Einigung erzielt werden, die für beide Länder eine “Win-Win-Situation” darstellen würde, so Relocate Global.

In dem Bericht wird darauf hingewiesen, dass Großbritannien mit einem Volumen von 82,67 Milliarden US-Dollar der weltweit größte Nettoexporteur von Finanzdienstleistungen ist, gefolgt von den USA mit 63,18 Milliarden US-Dollar und der Schweiz mit 23,37 Milliarden US-Dollar. Dienstleistungen machen etwa 80 Prozent der britischen Wirtschaft und etwa 75 Prozent der Schweiz aus, “wobei finanzielle und damit verbundene professionelle Dienstleistungen einen wesentlichen Bestandteil dieser Zahlen ausmachen.”

Miles Celic, Vorsitzender von TheCityUK, wörtlich: “Um die bedeutenden sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, die sich aus der globalen Covid-19-Pandemie ergeben, ist es wichtig, dass wir die Märkte offen halten und den Handel durch den Ausbau unserer internationalen Handels- und Investitionsbeziehungen fließen lassen. Wir haben die Gelegenheit, hier als großes Vorbild für den globalen Dienstleistungshandel zwischen zwei souveränen Nationen zu dienen. Diese Beziehungen werden unsere kollektiven Reaktionen auf die Krise untermauern und dazu beitragen, die Erholung der Weltwirtschaft langfristig voranzutreiben. Großbritannien und die Schweiz sind natürliche Partner für den Handel mit Finanzdienstleistungen und damit verbundenen professionellen Dienstleistungen. Als erste und drittgrößte Nettoexporteure dieser Dienstleistungen weltweit setzen sich beide Länder für die Entwicklung hochwertiger globaler Standards und die Aufrechterhaltung offener und effizienter Märkte ein.

Monika Rühl, Vorsitzende des Vorstands der Economiesuisse, meint: “Die Finanzbranche und die damit verbundene professionelle Dienstleistungsbranche spielen eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Lösungen für Regierungen, Einzelpersonen und Unternehmen. Wir sind fest entschlossen, dass Großbritannien und die Schweiz bei der Bereitstellung einer solchen Führung an vorderster Front stehen sollten. Unsere Länder unterhalten bereits erhebliche Handelsbeziehungen sowohl mit Waren als auch mit Dienstleistungen, aber es muss noch mehr getan werden, um einen reibungslosen Marktzugang zu gewährleisten, nachdem Großbritannien die EU verlassen hat. Das Erreichen dieses Ziels wird ein wesentlicher Motor für das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand sein. Es bietet auch die Möglichkeit einer stärkeren strategischen Zusammenarbeit im Hinblick auf das Ziel der Liberalisierung des internationalen Dienstleistungshandels.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...