Deutschland

Trotz Kaufzurückhaltung: Autobauer schrauben die Rabatte auf Neuwagen weiter nach unten

Die Auto-Industrie befindet sich in einer schweren Krise. Dennoch senken die Hersteller die ohnehin schon niedrigen Rabatte immer weiter.
12.05.2020 10:26
Lesezeit: 1 min
Trotz Kaufzurückhaltung: Autobauer schrauben die Rabatte auf Neuwagen weiter nach unten
Wie auf diesem Foto vom März 2011 sitzen die Autobauer auf gewaltigen Beständen, weil die Käufer sich in Zurückhaltung üben. (Foto: dpa) Foto: Jochen L

Die Rabatte im deutschen Automarkt gehen zurück. Laut CAR-Rabatt-Index der Universität Duisburg-Essen waren die von den Herstellern gewährten Preisnachlässe im April niedriger als März, und zwar in allen Kategorien, die für den Index ausgewertet werden: Anzahl der Sonderaktionen, Höhe des Kundenvorteils, mittlere Händler-Rabatte für 30 Modelle der Hersteller mit den höchsten Marktanteilen sowie die Quote der Eigenzulassungen durch Hersteller und Händler.

Der Index-Wert für den April betrug 117, das ist der niedrigste April-Wert seit acht Jahren. Der jetzige Wert liegt um ein Vielfaches niedriger als der vor zweieinhalb Jahren – im November 2017 wurde ein Rekordwert von 154 erreicht, weil „das Virus ´Dieselgate´ tobte“, wie Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer schreibt, der den Index entwickelt hat und seit Januar 2010 veröffentlicht.

Angesichts der Tatsache, dass „die Autoindustrie sich in ihrer größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg befindet“, seien die niedrige Rabatte äußerst überraschend, so Dudenhöffer – eine solche Preispolitik sei eher in Boom-Zeiten zu erwarten, nicht zu Zeiten von Kaufzurückhaltung, nicht in einer Phase, in der alles auf eine Rezession hindeute. Was die Produzenten im Sinn haben, lässt sich auf jeden Fall derzeit nur erahnen. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie erst einmal abwarten wollen, ob sie Staatshilfen bekommen werden. Darüber hatten Spitzenvertreter der Branche und die Bundesregierung am 6. Mai verhandelt, zunächst noch ohne konkretes Ergebnis: Beschlossen wurde auf dem Autogipfel „nur“ die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, über deren Ergebnisse Anfang Juni diskutiert werden soll.

„Nur“ in Anführungsstrichten, weil es wahrscheinlich ist, dass schließlich doch Staatshilfen kommen werden, wie ein Insider, der seinen Namen nicht genannt haben möchte, den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagte. Dann dürften die Autobauer ihre Rabatte erhöhen – sie könnten es sich dann sozusagen leisten.

Sollte der Staat keine Hilfen gewähren (was, wie gesagt, eher unwahrscheinlich ist), ist zumindest mittelfristig aber auch wieder mit höheren Rabatten zu rechnen – schließlich müssen die Autobauer irgendwann den Verkauf wieder ankurbeln, noch viel länger werden sie auf ihren Beständen nicht sitzen bleiben können. Dudenhöffer: „Für Autokäufer bedeutet das: Warten wird sich auf jeden Fall lohnen. Je länger die Autobauer mit dem Startschuss für die Corona-Rabattrunde warten, umso höher werden in den nächsten Monaten die Rabatte ausfallen. Größere Verkaufseinbußen können nur mit noch höheren Rabatten wettgemacht werden. Der Verkaufsdruck wächst kontinuierlich.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Lockerung der Gentechnik-Regeln im Supermarkt: Was Verbraucher jetzt wissen müssen
04.12.2025

Neue EU-Vorgaben aus Brüssel: Gibt es im Supermarkt bald keinen Hinweis mehr auf genveränderte Lebensmittel? Was sich für Obst, Gemüse...

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...