Politik

Ablenkung von geplanten Steuererhöhungen? Merkel fixiert sich auf russischen Hacker-Angriff von 2015

In einer Fragestunde hat sich auf Nachfrage der Grünen die Kanzlerin auf einen russischen Hacker-Angriff aus dem Jahr 2015 fixiert. Viel wichtiger war aber die Frage, ob es aufgrund der Corona-Krise zu Steuererhöhungen kommen soll. Sie sagte ganz deutlich, dass sie Steuererhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließe.
13.05.2020 20:11
Aktualisiert: 13.05.2020 20:11
Lesezeit: 1 min
Ablenkung von geplanten Steuererhöhungen? Merkel fixiert sich auf russischen Hacker-Angriff von 2015
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Regierungsbefragung im Bundestag teil und schnäuzt sich die Nase. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Russland im Zusammenhang mit dem Hackerangriff auf den Bundestag 2015 schwere Vorwürfe gemacht und mit Konsequenzen gedroht. Mit Blick auf neue Ermittlungsergebnisse des Generalbundesanwalts sprach sie am Mittwoch im Bundestag von "harten Evidenzen" für eine russische Beteiligung und von einem "ungeheuerlichen" Vorgang. "Ich nehme diese Dinge sehr ernst, weil ich glaube, dass da sehr ordentlich recherchiert wurde", sagte Merkel. "Ich darf sehr ehrlich sagen: Mich schmerzt das".

Besonders auffällig ist: Merkel ging auf das Russland-Thema im Verlauf der Fragestunde des Bundestags ein, als es ausgerechnet um mögliche Steuererhöhungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise gehen sollte. Ob es zu einem späteren Zeitpunkt  Steuererhöhungen gibt, könne sie noch nicht sagen - "sonst wären wir ja Zukunftsvorherseher, und das maße ich mir nicht an", sagte so Merkel.

Merkel sprach bei einer Befragung durch Abgeordnete im Bundestag stattdessen von einer "hybriden Kriegsführung" Russlands, die auch "Desorientierung" und "Faktenverdrehung" beinhalte. "Das ist nicht nur irgendwie ein Zufallsprodukt, das ist durchaus eine Strategie, die dort angewandt wird", sagte sie. Die Kanzlerin betonte zwar, dass sie sich weiter um ein gutes Verhältnis zu Russland bemühen wolle. Eine "vertrauensvolle Zusammenarbeit" werde dadurch aber gestört. Auf die Frage nach möglichen Konsequenzen gegen Russland sagte Merkel: "Natürlich behalten wir uns immer Maßnahmen vor, auch gegen Russland."

Die bisher größte Cyber-Attacke gegen den Bundestag war im Mai 2015 bekannt geworden. Rechner in zahlreichen Abgeordnetenbüros waren mit Spionagesoftware infiziert worden, darunter auch Computer im Bundestagsbüro Merkels. Der Angriff führte dazu, dass das IT-System des Parlaments anschließend generalüberholt werden musste, zitiert die dpa Merkel.

Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien aus der vergangenen Woche machen die Karlsruher Ermittler nun den russischen Militärgeheimdienst GRU verantwortlich, so die dpa. Die Bundesanwaltschaft hat demnach einen internationalen Haftbefehl gegen einen jungen russischen Hacker erwirkt - nach jahrelangen Ermittlungen des Bundeskriminalamts. Ihm werde geheimdienstliche Agententätigkeit und das Ausspähen von Daten vorgeworfen. Der Mann werde in Russland vermutet.

Die Beobachtung von russischen Aktivitäten in Deutschland ist richtig und wichtig. Allerdings ist es mehr als nur seltsam, dass die möglichen subversiven russischen Aktivitäten aus dem Jahr 2015 plötzlich eine bundesweite aktuelle Debatte ausgelöst haben.

Die Bürger interessiert in erster Linie, ob sie aufgrund der Corona-Krise tiefer in die Tasche greifen müssen oder nicht. Dabei sollen die sozialen und wirtschaftlichen Errungenschaften unter Merkel in keinster Weise in Abrede gestellt werden. Ganz im Gegenteil: Kanzlerin Merkel hat für die Bundesbürger mehr getan als beispielsweise ein Gerhard Schröder.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Reiche drängt China zu Lockerung der Exportregeln für seltene Erden
12.11.2025

Seltene Erden sind für Hightech, Auto- und Energiewende unverzichtbar. Doch Chinas Exportpolitik bedroht Europas Versorgungssicherheit....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen uneinheitlich: Die Angst vor dem Absturz wächst – und Trump schaut zu
11.11.2025

Die Rally an den US-Börsen wankt: Während der Leitindex Dow Jones am Dienstag stabil bleibt, dominieren beim Nasdaq Composite Index die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs: Erholungsversuch geht beim DAX aktuell weiter – Ende des US-Shutdowns in Sicht
11.11.2025

Der DAX-Kurs zeigt im Börsenhandel am Dienstag wieder seine aktuelle Stärke – doch wie nachhaltig ist der Aufwärtstrend beim DAX...

DWN
Finanzen
Finanzen Schuldenbremse: Reformplan von Bundesbank vorgelegt
11.11.2025

Die Bundesbank bringt mit einem Reformplan zur Schuldenbremse Bewegung in die Finanzpolitik. Ihr Vorschlag verspricht Investitionen,...

DWN
Politik
Politik Lawrows Verschwinden: Wo steckt eigentlich der russische Außenminister?
11.11.2025

Seit einigen Tagen bleibt der russische Außenminister Sergej Lawrow öffentlichen Terminen fern. Ist Lawrow bei Präsident Wladimir Putin...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie im Minus: Nvidia-Investor Softbank verkauft Aktien
11.11.2025

Nach einem starken Wochenstart der Tech-Werte an den US-Börsen richtet sich der Blick auf die Nvidia-Aktie. Während Anleger Hoffnungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Elektroindustrie: ZVEI meldet Aufschwung
11.11.2025

Die deutsche Elektroindustrie sendet nach schwierigen Monaten ein deutliches Lebenszeichen. Aufträge, Produktion und Umsätze steigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Home-Office und Feierabend: Warum das Recht auf Abschalten jetzt gesetzlich gestärkt wird
11.11.2025

Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen, besonders im Home-Office. Viele fühlen sich nach Feierabend verpflichtet, E-Mails...