Finanzen

Bundesregierung will Unternehmen retten, um an ihnen zu verdienen

Die Bundesregierung will angesichts der Corona-Krise Anteile von Privatunternehmen erwerben, um schließlich auch Gewinne zu erzielen. Das sagt Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium, der zuvor als Investmentbanker bei Goldman Sachs gearbeitet hatte.
15.05.2020 14:01
Aktualisiert: 15.05.2020 14:01
Lesezeit: 1 min
Bundesregierung will Unternehmen retten, um an ihnen zu verdienen
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hatte Hilfen für Firmen in Aussicht gestellt. (Foto: dpa) Foto: Tobias Schwarz

Die Bundesregierung will in der Coronavirus-Krise beim Einstieg in Unternehmen nach Möglichkeit auch Gewinne machen. "Der Staat tritt hier als selbstbewusster Investor auf", sagte Jörg Kukies, Staatssekretär im Finanzministerium und früherer Investmentbanker beim US-Geldhaus Goldman Sachs, am Freitag bei einer SPD-Veranstaltung. Es könne nicht darum gehen, nur die Verluste beim Staat abzuladen. Vor allem beim Einsatz von Eigenkapital werde eine "risikoadäquate Vergütung" angestrebt. Eine konkrete Höhe für die angepeilte Rendite nannte Kukies nicht. Der Steuerzahler müsse für seinen Einsatz einen fairen Anteil bekommen, damit es eine Akzeptanz für die milliardenschweren Staatshilfen gebe.

Öffentlich bekannt ist unter anderem, dass die Lufthansa mit dem in der Corona-Krise geschaffenen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes über ein Finanzpaket in Höhe von neun Milliarden Euro verhandelt. Die genaue Beteiligung des Staates und seine Einflussmöglichkeiten sind noch umstritten, Reuters.

Kukies sagte, es gebe beim WSF eine große Nachfrage von Unternehmen. "Es ist also gut, dass wir es gemacht haben." Die EU-Kommission, die mögliche Wettbewerbsverzerrungen in Europa aufgrund staatlicher Eingriffe prüft, muss dem Fonds aber noch grünes Licht geben. Hier sei die Bundesregierung kurz vor dem Abschluss der Verhandlungen, so Kukies. Der WSF hat ein Volumen von 600 Milliarden Euro - für direkte Beteiligungen an Unternehmen mit Eigenkapital, für Kredite über die Förderbank KfW sowie für staatliche Garantien, damit sich Konzerne am Kapitalmarkt weiter Geld besorgen können.

Die Bundesregierung will der eingebrochenen Wirtschaft zudem im Juni mit einem Konjunkturpaket auf die Sprünge helfen. Obwohl die Regierung zuletzt Schulden machen musste, sagte Kukies: "Wir haben fiskalischen Spielraum." Die Schuldenquote werde durch Corona vermutlich Richtung 75 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen, damit aber noch unter dem Wert nach der Finanzkrise 2008/09 liegen. "Wir gehen davon aus, noch richtig was machen zu können." Denkbar seien Konsumanreize sowie Hilfen für einzelne Branchen oder besser die ganze Wirtschaft. Klimaziele würden im Konjunkturpaket berücksichtigt. Deutschland hatte erst im vergangenen Jahr die Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt erstmals seit 2002 wieder knapp unter die EU-Obergrenze von 60 Prozent gedrückt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...