Politik

Die Polizei verdient in der Corona-Krise unsere Solidarität

Rafael Behr, Professor für Polizeiwissenschaften, sagt, dass sich die Konflikte aufgrund der Corona-Krise noch verschärfen werden. Kritik übt er an der Politik. Polizeibeamte werden von Provokateuren oftmals in Fallen gelockt, um die Krise eskalieren zu lassen. Doch mehr denn je müssen wir alle zusammenhalten.
16.05.2020 00:19
Aktualisiert: 16.05.2020 00:19
Lesezeit: 1 min
Die Polizei verdient in der Corona-Krise unsere Solidarität
Viele Polizeibeamte sind in der Coronakrise roher Gewalt ausgesetzt. (Foto: dpa)

Rafael Behr ist Professor für Polizeiwissenschaften und lehrt an der Akademie der Polizei Hamburg. Im Gespräch mit RTL.de sagte er im Zusammenhang mit der Corona-Krise: “Die Konflikte werden sich noch verschärfen. “Anfangs war das Thema ein rein gesundheitliches und wurde von der großen Mehrheit unterstützt. Das Bedrohungsbewusstsein schwindet. Jetzt schlagen die individuellen Interessen immer mehr durch, jeder denkt an sich und seine Dinge.”

Allerdings kritisiert er auch eine überzogene Anspruchshaltung gegenüber der Polizei. “Sie müssen kontrollieren, ob Abstand eingehalten wird, ob Leute eine Maske tragen. Das ist eigentlich keine polizeiliche Aufgabe”. Viele Bürger hätten mittlerweile das Gefühl, dass sie sich nicht durch den Staat bevormunden lassen wollen.

Dabei kommen Polizisten oftmals in eine Situation, die sehr schwierig ist. “Polizisten würden kritische Situationen gern mit Vernunft lösen, doch gegen die Mischung aus Betroffenheit, Wut, Jähzorn kommen sie argumentativ nicht an”, so Behr.

Kritik übt Behr an den sich ständig ändernden Bestimmungen. “Heute dies, morgen das – das sorgt für Verunsicherung und Unzufriedenheit. Wenn der Polizist heute sagt, 'Sie dürfen auf dieser Bank kein Buch lesen', heißt es morgen vielleicht, 'Sie dürfen auf dieser Bank kein Buch lesen.' Das versteht kein Mensch mehr. Plötzlich müssen Polizisten sich von Menschen beschimpfen und anfassen lassen, von denen sie es nie gedacht hätten – von den sogenannten Normalbürgern.”

Behr zufolge hat die Politik die Probleme befeuert. “Polizisten bekommen es ab. Denn diejenigen, die die Gesetze machen, haben ja keinen Kontakt zur Bevölkerung. Der Damm der Solidarität bricht. Ich bin gespannt, in welche Richtung das noch geht. Ich glaube, die Konflikte werden sich noch verstärken.”

Besonders brisant ist der Fall, bei dem in Troisdorf zwei Polizisten in einem Supermarkt gezielt in eine Eskalation gelockt wurden, um das Vertrauen in die öffentliche Sicherheit zu erschüttern. Der Vize-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW, Michael Maatz, sagte der dpa über den Eklat im Supermarkt: “Dieser Vorfall ist ein Skandal. Dass die beiden Polizeibeamten offensichtlich in eine Falle gelockt und schwer verletzt wurden von Menschen, die die Corona-Krise politisch ausschlachten wollen, ist nicht tolerierbar.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Politik
Politik Heuchelei als Strategie: Warum ausgerechnet Trumps Freunde den größten Beitrag zu Russlands Kriegskasse leisten
01.12.2025

Donald Trump wirft Europa vor, Putins Krieg gegen die Ukraine mitzufinanzieren. Doch die Fakten zeigen etwas anderes: Nicht Brüssel oder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Neue Studie: Grüne Fonds unterscheiden sich nur minimal von traditionellen Produkten
01.12.2025

Viele Anleger erwarten, dass nachhaltige Fonds klare Alternativen zu traditionellen Produkten bieten und Kapital in verantwortungsvollere...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...